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PR 2622 – Die Rebellen von Escalian

PR 2622 – Die Rebellen von Escalian

Titel: PR 2622 – Die Rebellen von Escalian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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1.
     
    Der erste Tritt traf Alaska Saedelaere in die Rippen, der zweite in die Magengrube.
    Saedelaere spürte den Schmerz, doch er schrie nicht. Er hieß den Schmerz willkommen, tauchte in ihn ein und füllte damit einen Teil der Leere, die in ihm herrschte.
    Warum tun sie mir das an?, fragte er sich. Ich habe ihnen nichts getan, und sie ...
    Ein dritter Tritt trieb ihm Tränen in die Augen, und er sah die Beine und Füße, die ihn traktierten, nur noch verschwommen. Zum Glück trugen die Angreifer dünne, zerschlissene Schuhe und keine schweren Stiefel wie alle hier auf Crepoin, sonst hätte Saedelaere schon längst das Bewusstsein verloren.
    Saedelaere hörte, wie das Firibirim leise wimmerte. Das kaum wahrnehmbare Geräusch riss ihn aus seiner Lethargie.
    Das Firibirim!
    Es hatte sich in letzter Zeit so selten bewegt, dass er es schon für tot gehalten hatte. Mehr noch ... er hatte vergessen, dass es überhaupt ein Firibirim gab. Wie er so vieles vergessen hatte.
    Wenn er schon nicht mehr leben wollte ... niemand würde sich um das Firibirim kümmern. Es würde jämmerlich verenden. Und das hatte es nicht verdient.
    Niemand hatte das verdient. Nicht einmal solch ein nutzloses ... Etwas.
    Nimm die Maske ab!, flüsterte etwas in ihm. Nimm die Maske ab, und es hat ein Ende. Der Schmerz, die ständigen Misshandlungen, die Geringschätzungen. Alles würde ein Ende haben, und er hätte seinen Frieden. Nimm die Maske ab, zeig ihnen dein Gesicht!
    Oder genauer gesagt das Cappinfragment auf seinem Gesicht. Er hatte viel vergessen, aber das wusste er noch: Wer das Cappinfragment sah, wurde unweigerlich wahnsinnig und musste sterben.
    Ein vierter Tritt traf Saedelaere. Er musste alle Kraft aufbieten, um den rechten Arm zu bewegen, die Hand zu heben, zum Gesicht, zur Maske. Seine Fingerspitzen ertasteten das billige Plastik-Material.
    Es fühlte sich seltsam warm an, fast schon heiß, als würde das Fragment darunter darauf warten, von dem Sichtschutz befreit zu werden. Als würde es heiß flackern, grell lodern vor Vorfreude, Wahnsinn und Tod verbreiten zu können. Als würde es sich danach sehnen, sich endlich revanchieren und Saedelaere helfen zu können. Als sei es mehr als ein bloßes Fragment. Als habe es eine Aufgabe, und um sie zu erfüllen, müsse es Saedelaere schützen, sein Leben bewahren.
    Saedelaeres Finger schoben sich unter das dünne Material der Maske, drückten es langsam höher. Er schloss die Augen, um das irrlichternde Leuchten nicht sehen zu müssen, das er nun freisetzen würde.
    Sein Leben bedeutete ihm nichts, hatte keinen Wert. Er war ein Mann ohne Vergangenheit, ohne Erinnerungen. Aber er durfte das Firibirim nicht sterben lassen. Er schob die Maske noch ein Stück höher und ...
    ... hörte Schreie und dumpfe Geräusche, Schläge vielleicht, ein widerwärtig trockenes Knacken, mit dem eine Faust eine Nase brach oder ein Schlüsselbein oder etwas anderes. Im nächsten Augenblick sah er trotz der Schleier vor seinen Augen, dass die ausgetretenen Schuhe, die Beine in zerschlissenen Hosen, die sein Gesichtsfeld beherrscht hatten, verschwunden waren. Da war nur noch der Dreck und Matsch von Crepoin.
    Saedelaere krümmte sich vor Schmerz zusammen, spürte endlich, wie schlimm es war, wie sehr er ihm zu schaffen machte.
    Er wollte, dass all das aufhörte. Das Leid. Der Schmerz. Die Anmaßung der anderen, die nicht wussten, mit wem sie es zu tun hatten. Oder womit. Mit dem Fragment auf seinem Gesicht.
    So oder so, es musste enden. Sofort. Und die Macht, das zu bewirken, hatte er ...
    »Hört auf!«
    Er kannte die Stimme, die scharf und schneidend den Schmerz durchschnitt, der nun sein Denken beherrschte. Die Stimme seines einzigen Vertrauten auf dieser Welt. Er erinnerte sich schwach daran. Ein hochgewachsener, hagerer, blauhäutiger humanoider Dyonad. Wie hieß er noch gleich?
    Haspelon, ja, Haspelon, aber Saedelaere nannte ihn nur Swift, weil er trotz seiner Größe überraschend flink war.
    Warum tut Swift das für mich? Was hat er davon, welchen Nutzen zieht er daraus? Warum hat er einen Narren an mir gefressen, ausgerechnet an mir, dem Außenseiter, den alle anderen am liebsten tot sehen wollen? Den mit der schäbigsten Maske?
    Diese Frage hatte er sich oft gestellt, aber keine Antwort gefunden. Die Logik verriet ihm, dass mehr dahinterstecken musste. Aber was? Und so gab er sich damit zufrieden, dass es vielleicht tatsächlich an seiner Maske lag. Er trug die schäbigste auf dieser Welt.

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