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Die Kaltzeller

Die Kaltzeller

Titel: Die Kaltzeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manly Wade Wellmann
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als schmale Sichel aufgegangen, sein Schein fiel auf ein wogendes Wolkenfeld, das sich unter dem Schiff erstreckte, soweit das Auge blickte. Neben dem Bullauge war ein Instrument angebracht, das in gewisser Hinsicht einem Thermometer ähnelte. Ein rötlicher Funke tanzte in einer schmalen Röhre vor einer Gradeinteilung auf und ab. Auf der anderen Seite des Fensters befanden sich zwei Metallplatten dicht übereinander. Die obere trug eine Skizze, die Darragh für ein Schema des Schiffes hielt, aber er vermochte keine Klarheit in das System verschnörkelter Linien zu bringen und wandte sich der anderen Platte zu, auf der ohne Schwierigkeit die Karte der Vereinigten Staaten zu erkennen war. In sorgfältiger Arbeit waren alle markanten Einzelheiten eingetragen; Kontinente und Inseln zeigten braune Farbe, Ozeane, Flüsse und Seen waren blau markiert. An einer bestimmten Stelle, etwa in der Mitte der Verbindungslinie zwischen der Südspitze Floridas und New Orleans, zitterte leicht ein heller Lichtpunkt, der sich langsam nach Norden verlagerte. Es gab nur eine Erklärung für diese Erscheinung – der tanzende Lichtfleck zeigte die jeweilige Position des Schiffes an. Ähnliche zitternde Punkte von schwach rötlichem Schimmer waren über den ganzen Kontinent verstreut genau zu erkennen, und Darragh schloß aus der Feststellung, daß auch Haiti durch einen solchen Punkt gekennzeichnet war, daß es sich um Stützpunkte der Kaltzeller handelte. Am zahlreichsten waren diese Punkte im nördlichen Kanada, auf Grönland und den Inseln der Arktis vertreten. Dort, wo einst das rie sige Wolkenkratzermeer von Chicago sich in den Himmel reck te, am südlichen Zipfel des Michigansees, glühte einer der größten Punkte auf. Kurz entschlossen legte Darragh den neuen Kurs fest – sein Ziel war der Michigansee.
    Langsam reihten sich die Minuten aneinander, die Nacht schien endlos. Noch immer machte Darragh die Kälte zu schaf fen, aber er blieb über den Wolken, um der Gefahr der Entdeckung zu entgehen. Sein Blick haftete auf der Metalltafel, folgte dem hellen, zitternden Punkt, der sich nordwestwärts bewegte. Was früher Georgia, was Tennessee gewesen, blieb zurück. Als das Schiff über Kentucky stand, ging die Sonne auf und goß blutrotes Licht über das Wolkenmeer unter dem Schiff. Langsam stieg die Temperatur, und Darragh konnte sich der hindernden Gesichtsmaske, der Handschuhe und der dicken Lederjacke entledigen. Wenige Stunden später zeigte ihm der helle, auf der Karte wandernde Punkt, daß das Schiff sich dem Hauptstützpunkt der fremden Eindringlinge näherte. Die bisher geschlossene Wolkendecke riß auf, ein böiger Wind ließ die Wolkenfetzen zerflattern. Darraghs Plan für das weitere Vorgehen stand fest. Er würde das Schiff in einer abgelegenen Gegend zu Boden bringen, um sich dem Zentrum der Kaltzeller zu Fuß zu nähern.
    Darraghs Überlegungen wurden durch ein leises, stärker werdendes Vibrieren des Schiffes unterbrochen. Überrascht und unruhig geworden, blickte er auf die Karte, aber sie zeigte keine Veränderung. Keiner der leuchtenden roten Punkte hatte seine Lage verändert oder seine Intensität verstärkt. Das leise Beben unter Darraghs Füßen verschwand, um gleich darauf wieder einzusetzen. Seine Muskeln spannten sich, während seine Augen über die blitzenden Hebel und Schalter wanderten. Eine technische Störung? Ließ die Antriebskraft nach, weil ihre Energiequelle erschöpft war? Um welche Art von Energie handelte es sich überhaupt? Fragen, die ohne Antwort blieben. Wieder verstummte das Vibrieren für eine kurze Zeitspanne, kam kräftiger wieder, in einem bestimmten Rhythmus diesmal, wie es Darragh schien.
    Darraghs Blick wanderte durch die Kanzelscheibe nach oben, und plötzlich wußte er, daß er sich nicht getäuscht hatte. Die Schwingungen, die er wahrnahm, hatten einen bestimmten Rhythmus, sie stellten eine Mitteilung, eine Art Funkspruch, dar, denn am blauen Himmel über Darragh war ein anderes, plumper gebautes Raumschiff aufgetaucht, das seinen Bug genau auf Darraghs Schiff gerichtet hatte. Er preßte die Lippen aufeinander und überlegte schnell. Selbst wenn er es gewollt hätte, hätte er keine Möglichkeit, die fremde Botschaft zu beantworten. Erwiderte er den Ruf aber nicht, so mußte das Verdacht erregen, und die Entdeckung war unvermeidlich. Es blieb nur ein Weg – Flucht! Er schwang sein Schiff in scharfer Ausweichbewegung um das in die Nähe gekommene fremde Raumfahrzeug herum,

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