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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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habe sie nicht wiedererkannt', sagte ich mit einer inneren Erregung, die Sie jetzt verstehen werden.
,Sie war krank. Das arme Mädchen wird nicht mehr lange leben.'
Ich erinnere mich an diese Worte, als hätte man sie mir erst gestern gesagt.
Sie müssen wissen, mein Freund, daß mich dieses Mädchen seit zwei Jahren jedesmal, wenn ich ihr begegnete, eigenartig beeindruckte.
Ohne zu wissen warum, wurde ich blaß, und mein Herz schlug heftig. Einer meiner Freunde beschäftigt sich mit okkulten Dingen. Er nennt das, was ich empfand, eine geheime Verwandtschaft. Ich aber glaube, er war mein Schicksal, Marguerites Geliebter zu werden. Das fühlte ich. Jedesmal hatte sie mich tief beeindruckt, und einige meiner Freunde, die das miterlebt hatten und wußten, um wen es sich handelte, lachten mich aus.
Das erstemal hatte ich sie auf der Place de la Bourse gesehen, vor dem Eingang zu Susse. Ein geschlossener Wagen stand dort, und eine weißgekleidete Dame stieg aus. Ein Murmeln der Bewunderung empfing sie, als sie das Geschäft betrat. Ich blieb wie angewurzelt stehen, bis sie wieder herauskam. Durch die Scheiben beobachtete ich sie, wahrend sie im Laden ihre Auswahl traf. Ich hätte auch hineingehen können, aber ich wagte es nicht. Ich wußte nicht, wer diese Dame war und fürchtete, sie könne merken, weshalb ich ihr folgte, und sich beleidigt fühlen. Ich glaubte damals nicht, daß ich sie je wiedersehen würde.
Sie trug ein elegantes, weißes Musselinkleid , mit zahlreichen Volants besetzt, einen indischen Schal, dessen Enden mit Gold und Seidenblumen bestickt waren, einen Florentiner Hut und ein wirkungsvolles Armband aus großen goldenen Gliedern, wie es damals gerade in Mode kam. Sie bestieg wieder ihren Wagen und fuhr ab. Ein Lehrjunge des Geschäftes blieb in der Türe stehen und sah dem Wagen der eleganten Kundin nach. Ich trat zu ihm und fragte ihn nach ihrem Namen.
,Das ist Fräulein Marguerite Gautier', gab er zur Antwort. Ich wagte nicht, ihn auch noch nach der Adresse zu fragen, und entfernte mich. Die Erinnerung an diese Erscheinung, denn es war wirklich wie eine Erscheinung, verließ mich nicht. Ich suchte von jetzt an überall nach dieser weißen, königlich schönen Frau.
Einige Tage später fand eine Festvorstellung in der Opéra-Comique statt, die ich besuchte. Als erstes bemerkte ich Marguerite Gautier in einer der Proszeniumslogen. Der junge Mann, in dessen Begleitung ich mich befand, erkannte sie auch. Er zeigte sie mir und sagte: ,Sehen Sie dort das hübsche Mädchen!'
In diesem Augenblick sah Marguerite mit ihrem Glas zu uns herüber, erblickte meinen Freund, lächelte ihm zu und gab ihm ein Zeichen, in ihre Loge zu kommen. ,Ich möchte ihr nur guten Abend sagen, ich bin gleich wieder zurück', sagte er zu mir.
Ich konnte mich nicht beherrschen und entgegnete: ,Sie können sich sehr glücklich schätzen.' ,Warum?'
,Weil Sie zu ihr gehen dürfen.' ,Sind Sie in sie verliebt?'
,Nein', sagte ich errötend, denn ich wußte selbst nicht, ob ich es war oder nicht. ,Aber ich würde sie gerne kennenlernen.' ,Kommen Sie mit, ich werde Sie vorstellen.'
,Erbitten Sie zuerst ihre Erlaubnis.' ,A bah! Bei ihr braucht man diese Formalitäten nicht. Kommen Sie.'
Die Art, in der er das sagte, berührte mich peinlich. Ich zitterte bei dem Gedanken, Marguerite verdiene wirklich nicht das, was ich für sie empfand.
Es gibt von Alphonse Karr ein Buch mit dem Titel ,Beim Rauchen'. Es wird darin beschrieben, wie eines Abends ein Mann einer sehr eleganten Dame folgt. Sie ist so schön, daß er vom ersten Augenblick an sterblich in sie verliebt ist. Um nur die Hand dieser Dame küssen zu dürfen, fühlt er die Kraft in sich, nichts unversucht zu lassen, den Willen, alle anderen Verehrer in den Schatten zu stellen, und den Mut, alle Hindernisse zu überwinden. Kaum wagt er es, ihr Bein zu betrachten, das sich kokett unter dem Kleid zeigt. Sie hat es gerafft, damit es nicht schmutzig werde auf der Straße. Während er von alldem träumt, was er tun möchte, um diese Frau zu besitzen, bleibt sie an einer Straßenecke stehen und fragt ihn, ob er nicht mit ihr kommen will. Er wendet sich ab, überschreitet die Straße und kehrt tieftraurig nach Hause zurück.
Ich erinnerte mich dieser Episode. Auch ich war bereit, für Marguerite zu leiden, und fürchtete, allzu rasch erhört und allzu willig mit ihrer Liebe beschenkt zu werden. Wollte ich sie mir doch langsam und unter großen Opfern erkämpfen. Wir sind nun einmal so, wir

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