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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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große Story im Visier hatten. Doch erst als sie zum zweiten Mal den Pulitzerpreis gewonnen hatte und dabei fast draufgegangen wäre, hatte Katie die Kontrolle über die Sauferei verloren. Nach ihrem Beinahe-Tod-Erlebnis hatte sie auch allen Grund gehabt zu trinken, doch die genauen Gründe dafür behielt sie für sich.
    Der Alkohol war auch kein Problem für ihre Karriere gewesen, bis ihrem Chefredakteur das Lallen aufgefallen war, die roten Augen am Nachmittag und die Vergesslichkeit. Katie hatte plötzlich nicht mehr gewusst, wo sie hinmusste, an welcher Story sie gerade arbeite oder wem sie in den Hintern zu kriechen hatte. Der Chefredakteur hatte daraufhin den Redaktionsleiter informiert, und rasch war die hässliche Wahrheit bis ganz nach oben gewandert. Sie waren alle Säufer, hatten sich erfolgreich mit Flüssignahrung ins 21. Jahrhundert gerettet, doch Katie hatte der Hammer getroffen, bis sie schließlich nur noch über Tote hatte schreiben dürfen. In Hollywood war eine Reha gut für die PR; als Journalist war man unten durch.
    Wochenlang war Katies Sucht das Thema in den New Yorker Journalistenkreisen gewesen; dann kümmerte es niemanden mehr - niemanden außer Katie.
    Und so war sie nun also hier, um über das Staatsbegräbnis eines beliebten schottischen Politikers zu berichten, der 104 Jahre alt geworden war, oder Gott weiß was für ein lächerliches Alter der Kerl erreicht hatte. Dabei reizte sie der Anblick eines verschrumpelten Tattergreises mit dem Gesicht eines Shar-Pei, der in einen Kilt gehüllt wie eine Puppe in einem viel zu großen Sarg lag, eher zum Lachen als zum Weinen.
    Inzwischen hatte Katie sich den Anonymen Alkoholikern angeschlossen, doch nur, weil ihr Chef dies zur Bedingung für eine Weiterbeschäftigung gemacht hatte. Die zwei Pulitzerpreise, die sie dem verdammten Käseblatt eingebracht hatte, hatte der Blödmann offensichtlich genauso vergessen wie die Wunde an ihrem linken Arm, die nie wirklich verheilt war. Auch über die anderen großartigen Storys, die Katie im Laufe der Jahre in den entferntesten Winkeln der Erde und unter gefährlichsten Bedingungen recherchiert hatte, redete keiner mehr. Um all das zu erreichen, hatte sie einen verdammt hohen Preis gezahlt, was vor allem bedeutete, dass sie außerhalb ihres Berufs kein Leben mehr hatte. Sie war in 84 Ländern gewesen und hatte in der ganzen Zeit nur ein einziges Blind Date gehabt - und das mit einem Pakistani, der ihr gesagt hatte, sie erinnere ihn an seine Lieblingskuh. Der arme Kerl. Katie fragte sich, ob er sich inzwischen vom Zusammenstoß mit ihrer Faust erholt hatte.
    Dann, drei Jahre vor ihrem Vierzigsten, war sie eines Tages in einem unbekannten Zimmer aufgewacht, neben einem Mann, den sie nicht kannte, in einem Land, von dem sie nicht wusste, wie sie dorthin gekommen war, und bedeckt von etwas, das ihre eigene Kotze zu sein schien. Dieses prickelnde Erlebnis hatte sie sofort wieder zu den Anonymen Alkoholikern zurückgetrieben, wo sie aufgestanden war und einem Raum voller Fremder erklärt hatte, sie sei ein vollkommen durchgeknalltes Wrack, das jedoch auf Besserung hoffe.
    Ihren letzten Drink hatte sie vor nunmehr sechs Monaten gehabt. Doch jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend reckte das Monster sein hässliches Haupt und drängte sie, ihren Eid zu brechen und einen Schluck zu trinken. Und nun hatte sie es ausgerechnet hierher verschlagen, nach Schottland, der Heimat des besten Whiskys der Welt - oder zumindest dem Land mit der größten Auswahl davon. Ihre Lippen zitterten, und bei dem Gedanken schnürte es ihr die Kehle zu.
    Erst als Katie auf dem Begräbnis erschien, bemerkte sie, dass sie versehentlich weiße Klamotten trug; sie hatte sich einfach das Erstbeste geschnappt, was ihr im Zimmer in die Finger gekommen war. Nun sah sie aus wie eine strahlende Lilie in einem Meer aus düsterem Schwarz. Außerdem war sie auffallend groß und schlank, und ihr schulterlanges blondes Haar war noch immer feucht, obwohl sie es auf der Taxifahrt hierher aus dem Fenster gehängt hatte. Sie war schon mehr als einmal mit Tea Leoni verwechselt worden. Dabei hatte es sogar eine Zeit gegeben, in der man Tea Leoni mit ihr verwechselt hätte, besonders nach dem zweiten Pulitzerpreis, als ihr Bild in der ganzen Welt zu sehen gewesen war, weil sie für diese Story nur haarscharf mit dem Leben davongekommen war.
    Ein älterer Mann hatte damals gesagt, sie erinnere ihn stark an Shirley Eaton, das Bondgirl aus Goldfinger. Er

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