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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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siebenstündigen Flug nach London plus eine mehrstündige Fahrt in einem ratternden Zug nach Glasgow hinter sich, und auf dem Rückweg stand ihr noch mal das Gleiche bevor. Und wofür das alles? Für einen Mann, der seine politische Karriere bereits beendet hatte, als Katie noch ein Kind gewesen war.
    Dabei spielte sich die Story des Jahrtausends genau vor ihren Augen ab! Natürlich hatte Katie die Ereignisse um Konstantin genau verfolgt. Per E-Mail hatte sie sogar vorsichtig bei ihrem Chefredakteur nachgefragt, ob sie nicht vielleicht mal nach Moskau fahren solle, wenn sie schon in der Nähe war. Dass ihr Chef es nicht einmal für wert befunden hatte, ihr zu antworten, nahm sie als Zeichen.
    Ich schreibe über tote Menschen, während die Story, die meine Karriere wiederbeleben könnte, einfach weitergeht. Mann, was bin ich für ein Glückspilz.
    Nachdem Katie ihr nachruftechnisches Meisterwerk per Mail verschickt hatte, hatte sie den Rest des Tages frei. Wer weiß, vielleicht würde sie ihren Aufenthalt ja sogar noch verlängern. Schließlich war es ja nicht so, als gäbe es irgendetwas, zu dem zurückzukehren sich gelohnt hätte. Sie könnte sich zum Beispiel Edinburgh ansehen; das lag nur ein kleines Stück Richtung Osten. Glasgow war zwar Schottlands größte Stadt, war aber mit seinen vielen Pubs und Clubs für eine rekonvaleszente Alkoholikerin nicht gerade ein Traumziel. In Edinburgh, der Hauptstadt, ging es hingegen weitaus ruhiger zu. Und wer weiß ... Vielleicht fiel ja noch ein hundertjähriger Schotte tot um, der eines Nachrufs würdig war. Dann hätte sie zwei tote schottische Fliegen mit einer Klappe geschlagen und bekam womöglich sogar einen Bonus.
    Katie machte einen weiten Bogen um die Hotelbar und trat auf die Straße hinaus.
    Sie hatte nie viel Zeit in Schottland verbracht. Zündende Storys fand man eher in Irland, zumindest als die IRA noch aktiv gewesen war. Zu Beginn ihrer Karriere war Katie in Belfast einmal mitten in eine Schießerei geraten, die einen halben Tag lang angedauert hatte. Per Telefon hatte sie die Story diktiert, während sie hinter einem verrosteten Fiat gehockt hatte und Kugeln ausgewichen war. Anschließend hatte sie eine Runde durch die Bars gedreht und war schließlich ins Hotel zurückgekehrt, um dort ein Bad zu nehmen. Erst da hatte sie die platt gedrückte Kugel in ihrem Haar entdeckt. Sie musste von irgendetwas abgeprallt sein. Katie hatte das Geschoss all die Jahre aufbewahrt; es war ihre Glückskugel. Tatsächlich trug sie das Ding sogar jetzt um den Hals, obwohl das mit dem Glück schon lange nicht mehr funktionierte.
    Katie ging in ein Cafe, um einen Happen zu essen. Doch als der Earl Grey und die Blaubeerscones kamen, rührte sie beides kaum an. Sie bezahlte die Rechnung und ging, wobei sie ihre gewohnt desinteressierte Miene zur Schau trug, als hätten ihre beschissenen Lebensumstände ihre Züge irgendwie eingefroren.
    Nicht dass es Katie gefallen hätte, depressiv zu sein oder gar kurz davorzustehen, ihr Leben abermals zu zerstören, und diesmal vielleicht endgültig. Sie wusste, dass sie dagegen ankämpfen musste, und das bedeutete mehr, als nur auf den Fusel zu verzichten. Katie wusste, dass sie die wahren Dämonen in sich trug; viele davon waren nach dem Tod des unschuldigen kleinen Jungen hervorgekrochen. Eine verborgene Schuld von zerstörerischen Ausmaßen.
    Und jede Minute fühlte Katie, wie diese Dämonen versuchten, die Herrschaft über sie zu übernehmen. Sie schlenderte über die vor Menschen wimmelnde Straße in Glasgow und fühlte sich einsamer denn je.

Kapitel 11
    D ublin war eine von Shaws Lieblingsstädten. An jeder Ecke ein Pub und ein Buchladen - das musste man schließlich lieben. Die Hälfte der Bevölkerung war unter 30, und die Sprache, die am zweithäufigsten gesprochen wurde, war Mandarin-Chinesisch. Die Stadt war jung, vielschichtig, und die belesenen Pubbesucher regelten ihre Konflikte entweder mit scharfer irischer Zunge oder schnellen irischen Fäusten, manchmal auch mit beidem.
    Auch Shaw war hier schon zweimal in eine Kneipenschlägerei geraten. Beide Male hatte er nach dem ersten Schlag bereits als Sieger festgestanden. Natürlich hätte er sich zurückhalten und die Kerle leiden lassen können, doch im Kampf folgte er stets einer Regel: Ergibt sich eine Lücke, schlag zu - um den Nachruf können sich andere kümmern.
    Als seine Gegner das Bewusstsein wiedererlangt hatten, hatten beide nach dem Namen ihres Kontrahenten

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