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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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die Augen schaute.
    Als ihre Blicke sich trafen, wollte Shaw etwas sagen, doch Katie schüttelte den Kopf. »Ist schon okay, Shaw. Du musst tun, was du tun musst.«
    Sie drückte seine Hand und wandte sich ab.
    Während der FBI-Hubschrauber über sie hinwegflog, schaute Shaw über das Meer zur Shiloh, die wie ein gestrandeter Wal im Wasser lag. Doch er dachte nicht über die teuren Spielzeuge eines Milliardärs nach, die mit Blutgeld bezahlt waren. Auch dachte er nicht an Meister der Manipulation vom Schlage eines Dick Pender. Und die Aussicht auf eine lebenslange Strafe für den Mord an Caesar berührte ihn ebenso wenig. Im Augenblick kümmerte ihn nicht einmal die Wahrheit allzu sehr.
    Vor dem Hintergrund des dunklen Himmels glaubte er Annas Gesicht erkennen zu können, glaubte zu sehen, wie sie ihn anschaute, glaubte zu hören, wie sie ihn zu sich rief, doch er war nicht sicher. Er wusste nur, dass sie einander geliebt hatten - bis sie in einen Albtraum geraten waren. Shaw war so wütend, so gelähmt von diesem Verlust, den er nie würde verstehen oder gar überwinden können, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als den Knopf der winzigen Fernbedienung in seiner Hand zu drücken. Annas geisterhaftes Gesicht am Himmel zu sehen verlieh ihm die Kraft. Als es getan war, warf Shaw die Fernbedienung über Bord. Sie schlug nur winzige Wellen, ehe sie unter Wasser verschwand.
    Doch auf der Shiloh waren die Auswirkungen weit nachhaltiger.
    In seiner Suite spürte Nicolas Creel, wie der Metallgegenstand sich plötzlich erwärmte. Es war die letzte Empfindung seines Lebens.
    Der Kapitän rannte die Treppe hinunter und in Creels Suite, als er die gellenden Schreie hörte und den Rauch roch. Doch als er die Stelle erreichte, an der Creel gesessen hatte, fand er nur noch einen Haufen Asche und verkohlte Knochen vor. Bei späteren Untersuchungen würde man feststellen, dass die Überreste des Mannes kaum mehr menschlich waren. Der Kapitän würde aussagen, dass Creel bei seinem Tod ganz allein gewesen sei. So würde niemand je erklären können, was genau geschehen war. Oder warum Nicolas Creel offenbar Selbstmord begangen hatte - mit einem Brandbeschleuniger auf Phosphorbasis.

Kapitel 99
    E inem anonymen Hinweis folgend entdeckte die italienische Polizei am nächsten Morgen die Leiche von Mrs. Creel in einem frisch ausgehobenen Loch am Boden der Baugrube. Ein paar Minuten später wurde Shaw aus einem italienischen Gefängnis entlassen. Er verließ es als freier Mann, mit einem frischen Hemd und frisch genähter Armwunde.
    Es würde viel Zeit in Anspruch nehmen, um herauszufinden, was genau es mit der Roten Gefahr, mit Nicolas Creel und mit Pender & Associates auf sich hatte. Doch wie die Untersuchungen auch ausgehen mochten - die Wahrheit konnte nie publik gemacht werden, weder in den Vereinigten Staaten noch in Russland oder China. Jede Kleinigkeit, die man über Creels große Verschwörung herausfand, wurde unter Verschluss gehalten und für alle Ewigkeit begraben. Dass so etwas möglich war, mochte man für erstaunlich halten, doch Tatsache war, dass derartige »Begräbnisse« ständig und überall auf der Welt stattfanden.
    Katie, Shaw und Frank sowie alle anderen, die Einzelheiten des Geschehens kannten, wurden darauf eingeschworen, für immer Schweigen zu wahren.
    Katie nahm diese Anweisung nicht gerade gut auf. »Warum die Sache geheim halten? Damit man die gleichen Fehler noch einmal begehen kann?«
    Man sagte ihr, sollte bekannt werden, wie knapp die Welt dem Untergang entronnen war und auf welch simple Weise die Regierungen Dutzender Staaten getäuscht worden seien, würden die Menschen das Vertrauen in ihre politischen Führer verlieren.
    »Na und? Vielleicht wäre es besser so«, hatte Katie zurückgeschossen.
    Doch als der Präsident der Vereinigten Staaten sich persönlich an sie gewandt und an ihren Patriotismus appelliert hatte, hatte Katie schließlich eingelenkt. Zugleich aber hatte sie ihre Vorbehalte bekundet.
    »Warum denkt ihr Leute beim nächsten Mal nicht einfach zuerst nach, ehe ihr euch ein Urteil bildet? Wäre das nicht mal eine tolle Strategie?«
    Schließlich schüttelte die Welt die Erinnerung an die Beinahekatastrophe ab und drehte sich weiter, als wäre nichts geschehen. So schien es immer zu sein. Vielleicht hatte Creel recht gehabt, und die Welt war wirklich nicht mehr so sicher wie zur Zeit des Kalten Krieges, aber wenigstens war ihre »Sicherheit« nicht auf Lügen begründet.
    Shaw, Katie

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