Die Kampagne
loses, langärmeliges weißes Hemd trug, winkte mit der Hand, und das Messer des Tunesiers verschwand, nicht aber der Hass, der sich auf seinem Gesicht spiegelte.
»Gestern Abend ist es Ihnen gelungen, meine Männer abzuschütteln«, sagte der Perser mit britischem Akzent zu Shaw.
»Ich mag nun mal keine Gesellschaft.«
Shaw stellte den Koffer auf den Tisch, gab zwei digitale Codes ein und zog seinen Daumen über einen Scanner. Das Titanschloss sprang auf. Aufmerksam beobachtete Shaw die Reaktion des Mannes aus Teheran auf das kleine Geschenk im Koffer. Der Gesichtsausdruck des Iraners verriet alles: Für den Muslim aus dem Nahen Osten war in Holland Weihnachten und Ostern zugleich.
Shaw verkündete: »Offiziell ist das ein RDD, ein Gerät zur Freisetzung von radioaktivem Material, bisweilen auch schmutzige Bombe genannt.« Er sprach Farsi, was den Iraner erstaunt die Augenbrauen heben ließ.
Die Männer versammelten sich um Shaw. Vorsichtig berührte der Perser das Gerät mit den vielen Drähten, der Metallhülle, den Röhren aus rostfreiem Stahl und den LED-Anzeigen.
»Wie schmutzig?«, fragte der Iraner.
»Gammastrahlenkern und eine nette Dynamitladung.«
»Genug, um wie viele zu töten? Eine ganze Stadt?«
Shaw schüttelte den Kopf. »Das ist keine Massenvernichtungswaffe. In unserem Gewerbe nennen wir sie eine Massenzerrüttungswaffe. Sie wird die Menschen töten, die am Explosionsherd stehen, und die Strahlung wird noch ein paar mehr erledigen. Entfernt man sich jedoch vom Epizentrum, nimmt der Schaden rasch ab.«
Der Iraner blickte nicht sonderlich zufrieden drein. »Mir hat man den Eindruck vermittelt, dieses Gerät könne Tausende töten und ganze Gebäude einreißen.«
»Das Ding ist keine Atombombe. Wenn Sie so was wollen, sollten Sie sich die Pläne im Internet besorgen. Allerdings werden Sie nicht weit kommen, wenn es um die Beschaffung der notwendigen Materialien geht, zum Beispiel angereichertes Uran. Doch bei dem Ding hier wird sich ein ganzes Land vor Angst in die Hose scheißen. Die Wirtschaft wird zusammenbrechen, und die Menschen werden sich fürchten, ihre Häuser zu verlassen. In gewisser Hinsicht ist das Ding hier genauso wirkungsvoll wie eine Nuklearwaffe, nur dass es keine ganz so schlimme Sauerei hinterlässt. Außerdem ist es um einiges billiger für Sie.«
Das schien den Perser zufriedenzustellen. Nach einem letzten, liebevollen Tätscheln der Bombe wandte er sich wieder Shaw zu. »Und der Preis?«
Shaw hatte sich zu voller Größe aufgerichtet; er überragte alle anderen. »Es bleibt bei dem Voranschlag, den wir Ihnen geschickt haben.«
»Ich dachte, das sei Ihr Eröffnungsangebot gewesen, über das wir verhandeln können.«
»Da haben Sie falsch gedacht. Der Preis steht. Aber wenn Sie nicht wollen ... Es gibt noch jede Menge anderer Kunden.«
Der Perser trat einen Schritt vor. Seine Männer taten es ihm nach. »Sie werden verhandeln.«
Shaw tippte auf den Kofferinhalt. »Das ist eine Gammabombe, kein Messerset und auch kein Brillant für die liebe Frau Gemahlin. Hier gibt es keine Sonderangebote.«
»Was sollte uns davon abhalten, sie uns hier und jetzt einfach zu nehmen? Kostenlos?«
Der Tunesier musste Gedanken lesen können, denn er hatte bereits wieder sein Messer gezückt, und seine Augen brannten. Ohne Zweifel malte er sich aus, wie er Shaw die Klinge in den Hals rammte.
»Was sollte uns davon abhalten, Sie abzustechen?«, legte der Perser unnötigerweise nach. Shaw hatte längst verstanden.
Er deutete auf einen Schlitz in der Seite der Bombe, der an einen DVD-Einschub erinnerte. »Sehen Sie das hier? Hier wird die zum Paket gehörende Software eingespielt - mitsamt der digitalen Zündschlüssel, die das Ding zur Explosion bringen und die Strahlung freisetzen. Sollten Sie es ohne versuchen, sind Sie und Ihre Freunde hier das Einzige, was draufgeht.«
»Und wo ist die Software?«
»Weit weg, da können Sie sicher sein.«
Der Iraner schlug auf den Koffer. »Dann ist das also nutzlos für mich!«
»Im Voranschlag stand ausdrücklich«, erklärte Shaw genervt, »dass Sie die Hardware für fünfzig Prozent des festgelegten Preises bekommen, die Software aber erst, sobald die anderen fünfzig Prozent auf dem angegebenen Konto sind.«
»Und ich soll Ihnen einfach so vertrauen?«, hakte der Perser mit bösartigem Unterton nach.
»Genau so, wie wir Ihnen vertrauen müssen. Wir machen das schon lange, und wir haben noch nie einen unserer Kunden enttäuscht. Das
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