Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Hauptquartier in Brooklyn aufgeschlagen. Ein Haufen Magier konnte Gründe haben, die Schätze des Museums zu bewachen.
Was auch immer davon zutraf, jede einzelne Tür und jedes Fenster war mit einem ziemlich fiesen Fluch gesichert. Wir konnten weder ein magisches Portal öffnen, um in die Ausstellungsräume zu gelangen, noch unsere Such-Uschebti einsetzen – die magischen Tonstatuen, die uns in unserer Bibliothek alle Bücher brachten, die wir brauchten.
Sowohl hinein als hinaus blieb uns nur der direkte Weg und falls uns ein Fehler unterlief, war nicht abzusehen, welche Art Fluch wir freisetzen würden: Wächter-Ungeheuer, Seuchen, Feuersbrünste, explodierende Esel (ohne Quatsch; die sind richtig mies).
Der einzige ungesicherte Ausgang war die Kuppel über dem Ballsaal. Anscheinend rechnete niemand damit, dass Diebe Artefakte durch eine zwölf Meter hohe Öffnung hinausschweben lassen könnten. Aber vielleicht hatte die Kuppel ja auch einen Haken und wir hatten ihn bloß noch nicht entdeckt, weil er zu gut getarnt war.
So oder so, wir mussten es versuchen. Wir hatten nur diese Nacht, um das Artefakt zu stehlen – Pardon, auszuleihen. Danach blieben uns fünf Tage, um herauszufinden, wie wir es einsetzen mussten. Deadlines sind echt das Größte.
»Also, wir ziehen das wie geplant durch und improvisieren?«, wollte Sadie wissen.
Ich sah zu der Hochzeitsgesellschaft hinunter und hoffte, wir würden ihnen die schöne Feier nicht verderben. »Bleibt uns wohl nichts anderes übrig.«
»Bezaubernd«, erwiderte Sadie. »Cheops, du wartest hier und hältst Wache. Wenn du uns kommen siehst, öffnest du die Kuppel, okay?«
»Agh!« , lautete die Antwort des Pavians.
Mir stellten sich die Nackenhaare hoch. Irgendwas sagte mir, dass dieser Raubzug kein Spaziergang würde.
»Los, komm, Sadie. Mal schauen, wie es bei Jaz und Walt läuft.«
Wir ließen uns zum Fenstersims im dritten Stock hinunter, dort war die ägyptische Sammlung untergebracht.
Jaz und Walt hatten ihre Aufgabe vorbildlich erledigt und vier Statuen der Söhne des Horus mit Klebeband an den Fensterrahmen befestigt und Hieroglyphen auf die Scheiben gemalt, um sowohl den magischen Flüchen als auch der Alarmanlage der Sterblichen entgegenzuwirken.
Als Sadie und ich neben ihnen auf dem Sims landeten, schienen sie in eine ernsthafte Unterhaltung vertieft zu sein. Jaz hielt Walts Hände. Das überraschte mich, Sadie allerdings noch mehr. Das Quieken, das sie von sich gab, klang, als wäre jemand auf eine Maus getreten.
[Und ob du gequiekt hast. Ich war schließlich dabei.]
Warum Sadie so zickig reagierte? Na ja, kurz nach Neujahr, nachdem Sadie und ich unser Djed -Amulett als Signal ausgelegt hatten, um andere Jugendliche mit magischen Fähigkeiten in unsere Zentrale zu locken, hatten Jaz und Walt sich gemeldet. Sie waren jetzt seit sieben Wochen bei uns im Training, länger als alle anderen Auszubildenden, deshalb kannten wir sie mittlerweile ganz gut.
Jaz ist Cheerleaderin. Sie kommt aus Nashville und ihr Name ist eine Kurzform von Jasmin, aber falls ihr nicht in einen Busch verwandelt werden wollt, nennt sie bloß nie so. Auf diese blonde Cheerleader-Art ist sie ganz hübsch – zwar nicht mein Typ, doch man muss sie einfach mögen, weil sie immer nett zu allen ist und immer hilfsbereit. Da sie auch ein Talent für Heilmagie hat, war sie genau die Richtige, falls bei diesem Einsatz etwas schiefgehen sollte, und das ist bei Sadie und mir in neunundneunzig Prozent aller Fälle so.
In dieser Nacht trug Jaz ein schwarzes Kopftuch. Über ihre Schulter hing ihre Zaubertasche, auf der das Symbol der Löwengöttin Sachmet prangte.
Genau in dem Moment, als sie zu Walt sagte: »Uns fällt schon was ein«, landeten Sadie und ich neben ihnen.
Walt wirkte peinlich berührt.
Er war … Tja, wie soll ich Walt am besten beschreiben?
[Nein danke, Sadie. Ich werde ihn nicht als Hottie bezeichnen. Warte, bis du dran bist.]
Walt ist vierzehn, genau wie ich, aber er könnte von der Größe her für die Elitemannschaften am College ausgewählt werden. Er hat den richtigen Körperbau dafür – schmal und muskulös – und die Füße von dem Kerl sind gigantisch. Seine Haut hat das Braun von Kaffeebohnen, ein bisschen dunkler als meine, und seine Haare waren immer so raspelkurz, dass sie eher wie ein Schatten auf seinem Kopf wirkten. Trotz der Kälte trug er ein ärmelloses schwarzes Shirt und Trainingshosen – nicht gerade die Standardaufmachung für
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