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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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mein Mausebäckchen und ich ein paar Jahrtausende schöne Stunden nachzuholen.«
    Er nahm Tawerets Hand und zum ersten Mal fand ich den Namen dieses Ortes – Haus Sonnenschein – nicht ganz so deprimierend.
    »Danke für alles, Bes«, sagte ich.
    »Soll das ein Witz sein?«, fragte er. »Du hast mir das Leben zurückgegeben und damit meine ich nicht nur meinen Schatten.«
    Ich hatte das deutliche Gefühl, dass die zwei Götter allein sein wollten, also verabschiedeten wir uns und stiegen die Treppen zum See hinunter.
    Das weiße Sandportal drehte sich noch. Bastet stand in ihre Schnurrolle vertieft daneben. Sie spannte die Schnur zu einem Rechteck zwischen den Fingern auf.
    »Geht’s dir gut?«, fragte ich.
    »Dachte, du willst das vielleicht sehen.« Sie hielt das Fadenspiel hoch. Wie auf einem Computerbildschirm schimmerte auf der Oberfläche ein Video.
    Ich sah den Saal der Götter mit den hoch aufragenden Säulen und glänzenden Fußböden, den Kohlenbecken, in denen hundert mehrfarbige Feuer loderten. Auf einem Podest in der Mitte war die Sonnenbarke durch einen goldenen Thron ersetzt worden. Darauf saß Horus in seiner menschlichen Form – ein kahl geschorener muskulöser Jugendlicher in voller Kampfrüstung. Er hielt einen Krummstab und eine Geißel im Schoß und seine Augen strahlten – eines silbern, das andere golden. Zu seiner Rechten stand stolz lächelnd Isis, ihre Regenbogenflügel schimmerten. Zu seiner Linken Seth, der rothäutige Chaosgott mit seinem eisernen Zauberstab. Er sah amüsiert aus, so, als hätte er alle möglichen Bösartigkeiten für später geplant. Die anderen Götter lagen bei Horus’ Ansprache auf den Knien. Ich suchte die Menge nach Anubis ab – mit oder ohne Walt –, entdeckte ihn aber wieder nicht.
    Ich konnte die Worte nicht verstehen, aber vermutlich war es eine ähnliche Rede wie die, die Carter vor dem Lebenshaus gehalten hatte.
    »Er macht mir alles nach«, beschwerte sich Carter. »Ich könnte wetten, dass er sogar meine Rede geklaut hat. So ein Trittbrettfahrer!«
    Bastet kicherte missbilligend. »Kein Anlass, Schimpfwörter zu gebrauchen, Carter. Und das, was du als Pharao in der Welt der Sterblichen tust, wird oft in der Welt der Götter widergespiegelt. Immerhin herrschen Horus und du über die Streitkräfte Ägyptens.«
    »Das ist«, sagte ich, »ein wirklich erschreckender Gedanke.«
    Carter schlug mir leicht auf den Arm. »Ich kann es echt nicht fassen, dass Horus einfach gegangen ist, ohne sich zu verabschieden. Es ist, als hätte er mich weggeworfen und vergessen, sobald ich meinen Zweck erfüllt hatte.«
    »Oh, nein«, sagte Bastet. »So etwas würden Götter niemals tun. Er musste einfach gehen.«
    Aber ich grübelte. Götter waren schon ziemlich egoistische Geschöpfe, sogar die, die keine Katzen waren. Auch Isis hatte sich nicht ordentlich von mir verabschiedet und bedankt.
    »Bastet, du kommst doch mit uns, oder?«, bettelte ich. »Diese alberne Verbannung kann doch nicht für dich gelten! Wir brauchen unsere Nickerchen-Dozentin im Brooklyn House.«
    Bastet wickelte ihre Schnurrolle auf und warf sie die Stufen hinunter. Ihr Gesichtsausdruck war für eine Katze ziemlich traurig. »Ach, meine Kätzchen. Wenn ich könnte, würde ich euch am Nackenfell packen und für immer durch die Gegend schleppen. Aber ihr seid erwachsen geworden. Eure Krallen sind gewetzt, eure Sicht ist scharf und Katzen müssen ihren eigenen Weg in der Welt finden. Ich muss mich jetzt verabschieden, aber wir sehen uns bestimmt wieder.«
    Ich wollte einwenden, dass ich weder erwachsen geworden war noch überhaupt Krallen hatte.
    (Carter ist anderer Meinung, aber was weiß er schon?)
    Doch ein Teil von mir wusste, dass Bastet Recht hatte. Wir hatten Glück gehabt, dass sie so lange bei uns gewesen war. Nun mussten wir erwachsene Katzen – ähm, Menschen werden.
    »Oh, Muffin …« Ich umarmte sie stürmisch und spürte, wie sie schnurrte.
    Sie zerwuschelte meine Haare. Dann rieb sie Carters Ohren, was ziemlich lustig war.
    »Jetzt geht schon«, sagte sie. »Bevor ich zu maunzen anfange. Außerdem …«
    Sie sah starr auf das Schnurknäuel, das die Treppe hinuntergerollt war. Sie ging in die Hocke und spannte die Schultern an. »Ich muss auf die Jagd gehen.«
    »Du wirst uns fehlen, Bastet«, sagte ich und versuchte, nicht loszuheulen. »Waidmannsheil.«
    »Schnur«, sagte sie abwesend, als sie die Treppe hinunterschlich. »Gefährliche Beute, Schnur …«
    Carter und ich

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