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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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traten durch das Portal. Dieses Mal setzte es uns auf dem Dach des Brooklyn House ab.
    Dort wartete eine weitere Überraschung auf uns. Neben Freaks Schlafplatz stand Walt. Er lächelte, als er mich sah, und ich bekam weiche Knie.
    »Ich bin dann mal, ähm, im Haus«, sagte Carter.
    Walt kam auf mich zu und ich versuchte, mich daran zu erinnern, wie Atmen funktionierte.

22.
    Der letzte Walzer (vorläufig)
    Er trug schon wieder andere Klamotten.
    Seine Amulette waren verschwunden – bis auf eines, das Schen , das zu meinem passte. Er hatte ein schwarzes Muskelshirt an, schwarze Jeans, einen schwarzen Ledermantel und dazu schwarze Springerstiefel – es war eine Mischung aus Anubis’ und Walts Stil, aber nun sah er wie jemand völlig anderer aus. Seine Augen jedoch waren ziemlich vertraut – warm, dunkelbraun und wunderschön. Als er lächelte, bekam ich wie immer Herzflattern.
    »Und«, sagte ich, »ist das noch ein Abschied? Davon hatte ich heute schon eine ganze Menge.«
    »Ehrlich gesagt«, meinte Walt, »ist es eher eine Begrüßung. Ich heiße Walt Stone und komme aus Seattle. Ich würde mich euch gern anschließen.«
    Er streckte mir die Hand entgegen und lächelte mich verschmitzt an. Er wiederholte Wort für Wort, was er bei unserer ersten Begegnung letzten Frühling gesagt hatte, als er ins Brooklyn House gekommen war.
    Statt seine Hand zu nehmen, boxte ich ihn gegen den Oberkörper.
    »Autsch«, beschwerte er sich. Aber es hatte ihm bestimmt nicht wirklich wehgetan. Er hatte einen ziemlich kräftigen Brustkorb.
    »Du denkst also, du kannst dich einfach mal so mit einem Gott verbinden und mich dann überraschen?«, wollte ich wissen. » Ach, und übrigens, ich bin zwei Seelen in einem Körper. Ich werde nicht gern überrumpelt.«
    »Ich habe versucht, es dir zu erklären«, sagte er. »Mehrmals. Anubis auch. Wir wurden immer unterbrochen. Meistens, weil du ohne Punkt und Komma geredet hast.«
    »Das ist keine Entschuldigung.« Ich verschränkte die Arme und sah ihn so böse an, wie ich konnte. »Meine Mom scheint der Meinung zu sein, ich solle nicht zu hart zu dir sein, weil das alles ziemlich neu für dich ist. Aber ich bin immer noch sauer. Weißt du, es ist so schon verwirrend genug für mich, jemanden zu mögen, auch ohne dass er sich dann in einen Gott verwandelt, den ich auch mag.«
    »Du magst mich also.«
    »Lenk nicht ab! Bittest du ernsthaft darum, hierbleiben zu dürfen?«
    Walt nickte. Er war mir nun sehr nah. Er roch gut, nach Vanillekerzen. Ich versuchte mich daran zu erinnern, ob das Walts Duft war oder der von Anubis. Ich konnte mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern.
    »Es gibt noch immer eine Menge zu lernen«, sagte er. »Ich muss nicht weiter Amulette herstellen. Ich kann mich mit stärkerer Magie beschäftigen – dem Weg des Anubis. Das hat noch nie jemand getan.«
    »Damit du neue magische Methoden entdeckst, wie du mir auf die Nerven gehen kannst?«
    Er legte den Kopf schief. »Ich könnte tolle Kunststücke mit Mumienbinden erfinden. Wenn zum Beispiel jemand zu viel quatscht, könnte ich einen Knebel –«
    »Wag es nicht!«
    Er nahm meine Hand. Ich warf ihm einen trotzigen bösen Blick zu, aber ich zog meine Hand nicht zurück.
    »Ich bin immer noch Walt«, sagte er. »Ich bin immer noch sterblich. Anubis kann so lange in der Welt bleiben, wie ich sein Gastkörper bin. Ich hoffe, dass ich richtig lange lebe. Keiner von uns hat geglaubt, dass das überhaupt möglich wäre. Ich werde also nirgendwohin gehen, es sei denn, du willst es.«
    Wahrscheinlich antworteten meine Augen für mich: Bitte nicht. Niemals. Aber ich konnte ihm ja schlecht die Genugtuung geben, das laut auszusprechen, oder? Jungs können so überheblich sein.
    »Na ja«, brummte ich. »Wenn es unbedingt sein muss, könnte ich mich damit abfinden.«
    »Ich bin dir einen Tanz schuldig.« Walt legte seine andere Hand um meine Taille – eine klassische Pose, sehr altmodisch, Anubis hatte dasselbe getan, als wir bei der Schulparty Walzer getanzt hatten.
    »Gestatten?«, fragte er.
    »Hier?«, fragte ich. »Wird dein Aufpasser Schu nicht wieder dazwischengehen?«
    »Wie ich schon sagte, ich bin jetzt ein Sterblicher. Er wird uns tanzen lassen, aber ich bin sicher, dass er uns im Auge behält, um sicherzugehen, dass wir uns auch anständig benehmen.«
    »Um sicherzugehen, dass du dich anständig benimmst«, sagte ich schnippisch. »Ich bin eine wohlerzogene junge Dame.«
    Walt lachte. Vermutlich war es lustig.

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