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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Redaktionssekretärin schwärmt übrigens für dich, Bernd. Sie findet dich knuffig.“
    Noch während Wagner überlegte, ob das ein Kompliment war oder nicht, fügte Bianca hinzu: „Ich mag knuffige Männer.“ Und schlug ihm vor, am Sonntag in die Nordheide nach Schneverdingen zu fahren. „Ein langer Spaziergang durch die einsame Heidelandschaft wirkt bei mir Wunder. Nirgendwo erhole ich mich so gut.“ Obwohl Wagner angenehmere Freizeitbeschäftigungen durch den Kopf gingen, sagte er begeistert zu.
    Nach einer kurzen Nacht und einem Frühstück, das aus einer Tasse Tee bestand, radelte Wagner zum Landtag. Er setzte sich an seinen Computer und löschte all seine Dateien, dann packte er seine wenigen Habseligkeiten in die mitgebrachte Reisetasche. Jedes Stück war mit Erinnerungen verbunden: an den früheren Ministerpräsidenten, an Uwe Stein und an Albi. Vielleicht hatte er gestern Abend zu hart geurteilt. Beim Ministerpräsidenten und bei Albi hatte es mehr Licht als Schatten gegeben. Es hatte Spaß gemacht, in ihrem Dunstkreis in den Schaltzentralen politischer Macht zu arbeiten, selbst wenn sie sich manches Mal jenseits der politischen Legalität bewegt hatten. Hinter ihm lagen spannende, aufregende Zeiten, doch jetzt war es genug. Marion Klaßen nahm seine Erklärung mit unbewegter Miene auf, fast so, als ob sie damit gerechnet hätte.
    Als er gegen zehn Uhr dem Landtag den Rücken kehrte, fühlte er sich so gut wie seit Jahren nicht mehr.

63
H AMBURG , B LANKENESE
    Marion Klaßen konnte mit sich zufrieden sein. Ihre parteiinternen Gegner waren entweder nicht mehr da oder von ihr kaltgestellt worden. Heute Morgen hatte Wagner sein Landtagsmandat niedergelegt. Der ehemals erbitterte Gegner Römermann entwickelte sich immer mehr zu ihrem Schoßhündchen, Stutz war nur noch ein Schatten seiner selbst und Wächter war mausetot.
    Auch finanziell ging es ihr gut. Das restliche Geld aus Uwe Steins Hinterlassenschaft hatte sie in den letzten Wochen durch geschickte Transaktionen an der Börse nahezu verdoppelt. Fast eine halbe Million Euro standen ihr zur persönlichen Verfügung. Für Stilberater, PR-Berater und Stimmtrainer. Bereits nächste Woche stand ein Termin mit Gräfin von Platum an, die sie künftig bei der Auswahl ihrer Garderobe und dem Make-up beraten würde.
    Dass die Partei sie auf dem bevorstehenden Parteitag zur Kanzlerkandidatin küren würde, stand in ihren Augen fest. Der Kanzler hatte gestern dem Vorstand seine Entscheidung mitgeteilt. Natürlich gab es den einen oder anderen, der damit nicht einverstanden war. Doch damit würde sie fertigwerden. Auch die Medien wusste sie auf ihrer Seite, sie feierten sie als den aufgehenden Stern am ansonsten so glanzlosen Politikerhimmel; denn anders als ihre Vorgänger war sie fotogen und garantierte für ansprechende Fotos und Auflagensteigerungen.
    Obwohl also alle Zeichen auf Erfolg standen, fühlte sich Marion nicht wohl in ihrer Haut, als sie auf das unmittelbar gegenüber der Elbe gelegene Grundstück in Blankenese einbog. Die Haushälterin, im Begriff nach Hause zu gehen, begrüßte sie freundlich. Marion war schon häufiger im Haus von Luciano Bentani Gast gewesen. Sie erkundigte sich, ob Marion noch etwas essen wollte. Marion wollte nichts essen. Das vor ihr liegende Gespräch lag ihr schwer im Magen. Luciano schien allein zu sein, seine Leibwächter ließen sich nicht blicken. Er bat seine Besucherin ins Kaminzimmer. Nachdem sie es sich vor dem Kamin gemütlich gemacht hatten, und er ihr ein Glas Rotwein eingeschenkt hatte, sagte er: „Es ist gerade noch einmal gut gegangen. Dein Tipp kam spät, aber nicht zu spät.“ Er prostete Marion mit einer angedeuteten Verbeugung zu. Draußen pfiff der Wind, ein plötzlich aufgekommener Sturm, drinnen sorgte das Kaminfeuer für wohlige Wärme.
    „Hirschmann ist sein Geld wert“, stellte die Politikerin fest, bemüht, die unangenehmen Bilder zu verdrängen, die sich vor ihr auftaten. Es war nicht nur Geld, das ihn bewogen hatte, sie über interne Angelegenheiten im LKA auf dem Laufenden zu halten. Ihm war es von Anfang an auch um Sex gegangen. Marion hatte ihn abstoßend gefunden. Beim letzten Mal war es besonders widerlich gewesen. Fast hätte sie sich hinterher übergeben müssen. Gut, dass das ab heute hinter ihr lag. Jetzt, wo sie ihr Ziel erreicht hatte, hatte sie es nicht mehr nötig, mit Männern ins Bett zu gehen, die ihr zuwider waren.
    Luciano fröstelte trotz der dicken Strickjacke. „Milner

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