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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Entsetzen und Entrüstung. „Schwanger, Sie? Sind Sie nicht zu alt für ein Kind?“
    Diplomatie war noch nie seine Stärke gewesen. „Sie sind mein bestes Pferd im Stall, wie soll ich ohne Sie auskommen?“, fügte er entsetzt hinzu. Am Vortag hatte sich das noch ganz anders angehört. Dann besann er sich. „Nun gut, da kann man wohl nichts machen. Aber Sie kommen doch in drei Wochen erst einmal wieder?“
    „Das kann ich leider nicht versprechen.“
    Er zog ein langes Gesicht. „Nicht? Aber nach der Geburt kommen Sie ganz bestimmt wieder, oder? Sie wissen doch, dass mein Vertreter Mitte nächsten Jahres in Ruhestand geht. Ich habe es Ihnen noch nicht gesagt, weil es mir zu früh schien. Aber jetzt ist, denke ich, der richtige Zeitpunkt. Ich möchte Sie zu seiner Nachfolgerin machen. Das Ministerium ist einverstanden. Eine Frau als Vize kommt in der Öffentlichkeit gut an, meinte der Staatssekretär. Die neue Ministerin sei auch ein Gewinn für die Landesregierung, allein schon weil sie eine Frau ist, hat er gesagt. Gerade jetzt, wo alle Welt Quoten für Frauen in Führungspositionen fordert. Ich hoffe, Sie lassen mich nicht im Stich!“
    Verena war von sich selbst überrascht, aber seine Ankündigung interessierte sie nicht. Mit dem heutigen Tag hatten sich ihre Prioritäten grundlegend geändert. Hirschmann war untröstlich, als sie das klarmachte.
    „Sie wollen eine solche Chance ausschlagen? Das ist ja furchtbar“, jammerte er. „Dabei habe ich Ihnen zuliebe sogar Ihren irrsinnigen Verdacht wegen des Organhandels ans Ministerium weitergegeben. Ich warte jeden Moment auf eine Entscheidung in der Sache. Wie soll das alles ohne Sie laufen? Pieper kann die Leitung der Soko unmöglich übernehmen. Der Mann ist ein Querulant, der immer mehr dem unsäglichen Neurotiker Stollmann nacheifert. Ich werde Hetzel mit der Leitung der Ermittlungen beauftragen müssen, auch wenn es mir verdammt schwerfällt.“
    „Da ist noch etwas“, sagte Verena und informierte ihn über Wagners Aussage. Erneut jammerte ihr Chef. „Eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Was glauben Sie, wie die Leitung des Innenministeriums auf die Aussage des Abgeordneten reagieren wird? Und dann noch ein Mitglied der Oppositionspartei, die der Regierung das Leben ohnehin seit Wochen zur Hölle macht.“
    „Wir sollten umgehend handeln. Jetzt, wo sich der Verdacht erhärtet hat, dass in der Klinik Organhandel betrieben werden soll, können wir nicht länger in Untätigkeit verharren. Sie sollten schleunigst mit dem Ministerium und der Staatsanwaltschaft sprechen.“
    „Nachdem der Abgeordnete sich eingemischt hat, bleibt uns nichts anderes übrig“, knurrte Hirschmann. „Wir können gar nicht anders, sonst informiert Wagner noch die Presse.“ Dann griff er zum Telefonhörer, um Hetzel zu sich zu bestellen.
    Als Verena wenig später ging, hinterließ sie einen mit sich und der Welt hadernden LKA-Chef. Immerhin nahm er ihr noch das Versprechen ab, sich in drei Wochen bei ihm zu melden. Vielleicht könnte sie ja zumindest vorübergehend, wenn auch nicht als Ermittlungsleiterin, so doch immerhin als Mitarbeiterin der Soko mitwirken.
    „In drei Wochen werden die Mordfälle bestimmt aufgeklärt sein. Kriminalrat Hetzel ist ein tüchtiger Polizeibeamter“, beruhigte ihn Verena und dachte das Gegenteil.
    Ihre Sorgen wegen Jürgen erwiesen sich als unbegründet. Er war begeistert und wollte gar nicht aufhören, sie zu umarmen. „Wie gut, dass ich mich gegen München entschieden habe“, meinte er dann. Als er ihr überraschtes Gesicht bemerkte, fügte er hinzu: „Ach, das habe ich dir ja noch gar nicht gesagt. Ich habe München endgültig gecancelt. Mensch, Verena, ist das toll. In meinem Alter noch einmal Vater werden, eine größere Freude hättest du mir nicht machen können.“

62
H ANNOVER , I NNENSTADT
    „Die Polizei ist mit einem Riesenaufgebot aufmarschiert. Zweiundzwanzig Beamte habe ich gezählt. Gefunden haben sie nichts. Keine OP-Ausrüstung, keine Vitalboxen, absolut nichts.“ Bianca schob den leeren Teller beiseite. „Das war wirklich köstlich. Ich habe selten so gut gegessen.“
    Auch das schätzte Wagner an ihr. Sie zierte sich nicht beim Essen wie die Kalorienfanatikerin Monika, die es zudem en vogue gefunden hatte, stets auf dem Teller etwas übrig zu lassen. „Es muss einen Maulwurf im LKA Niedersachsen geben“, sagte Wagner. „Und eines weiß ich, Verena Hauser ist es nicht.“
    „Gestern auf der Pressekonferenz hat

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