Die Karten des Boesen
Redaktionschef sie unverfroren aufforderte, ein paar Dollar in die Cappuccinokasse zu stecken. Und das, obwohl sie nie von dem Zeug getrunken hatte. Sie kann diese süße Brühe nämlich nicht ausstehen!«
Justus verzog das Gesicht. »Das kann ich durchaus nachvollziehen. Und wie ist die Sache ausgegangen?«
»Statt ihn über diese Tatsache aufzuklären, hat Susan ihm für den nächsten Tag ein entsprechendes Horoskop erstellt.« Bobs Stimme nahm einen ironischen Tonfall an. »Sie sollten die Eigenschaften ihrer Kollegen in Zukunft genauer studieren. Wer eine Glatze hat, kann unmöglich für Ihren verlorenen Kamm verantwortlich gemacht werden!«
»Wie philosophisch!« Peter schmunzelte und strich sich durchs Haar. »Demnach betreibt Susan mit ihren Prognosen hin und wieder wahre Lebenshilfe. Wen interessiert es da schon, ob diese Voraussagen tatsächlich errechnet oder nur ausgedacht sind?«
Der Erste Detektiv streckte müde seine Beine von sich und gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Das Rad des Schicksals! Ich für meine Person bezweifle, dass sich das Schicksal tatsächlich errechnen und somit vorhersagen lässt. Wenn dem wirklich so wäre, dürfte es für einen geübten Astrologen kein Problem sein, die Lottozahlen vor ihrer Ziehung präzise zu ermitteln. Mein messerscharfer Verstand sagt mir hingegen: Dies kann nach den Gesetzen der Logik in keinem Fall funktionieren.«
»Dadurch würde ein Sterndeuter augenblicklich zum Millionär werden und es gar nicht mehr nötig haben, anderen Leuten ein mehr oder weniger aufwendiges Horoskop zu erstellen«, fügte Peter hinzu. »Er würde auf seiner Trauminsel ein Haus bauen und sich für den Rest des Lebens auf die faule Haut legen.«
»Dann können wir uns ja glücklich schätzen, nicht an diesen Hokuspokus zu glauben«, schloss sich Bob der Diskussion an. »Hoffentlich halten wir an diesem Standpunkt auch noch fest, wenn wir mal in eine arge Lebenskrise geraten.«
»Wie darf man denn diese Äußerung verstehen?« Peter blickte ihn fragend an.
»Nach meiner Kenntnis sind die Hauptkunden von Astrologen Personen, die sich in einer seelischen oder finanziellen Notlage befinden. Meist wissen sie keinen anderen Ausweg mehr, als einen Blick in die Sterne zu werfen. Dagegen ist ja eigentlich auch gar nichts einzuwenden. Gefährlich wird es aber, wenn die Prognosen alles andere als rosig aussehen. Damit haben die Kunden ein großes Problem.«
»Vorausgesetzt, sie sind so naiv, wirklich daran zu glauben«, erwiderte Justus. »Ich halte mich ausschließlich an Tatsachen. Wenn ich auch nur für einen Cent an Astrologie glauben würde, müsste ich meine Hand schon jetzt nach dem Telefonhörer ausstrecken und auf das Übelste gefasst sein. Denn das ist Susan Maywoods Voraussage für meinen Tagesverlauf.«
»Wie sieht dein Horoskop denn aus, Erster?« Neugierig schielte Bob auf die betreffende Spalte der Zeitung.
Justus deklamierte mit theatralischer Stimme: »›Ein Anruf wird Sie aus der Bahn werfen und Sie in einen Strudel nervenaufreibender Ereignisse stürzen, die Sie Kopf und Kragen kosten können.‹«
Peters Miene verfinsterte sich. »Das klingt ja nicht gerade aufbauend. Du kannst von Glück reden, dass Susan Maywood sich diesen Blödsinn aus den Fingern saugt. Ich werde jedenfalls in Zukunft keinen Blick mehr in diese Horoskop-Ecke werfen. Dafür ist meine Zeit viel zu kostbar!«
Der Zweite Detektiv faltete die Zeitung zusammen und pfefferte sie demonstrativ auf den Campingtisch. In diesem Moment schrillte laut und durchdringend das Telefon!
Der Gehängte
»Nun heb schon ab«, feixte Peter. »Oder glaubst du, das Unheil lässt sich abwenden, wenn du das Klingeln einfach ignorierst?«
Der Erste Detektiv zögerte einen Moment, ehe er entschlossen den Hörer abhob. »Justus Jonas?«
Bob drückte auf die Mithörtaste des Telefons und lauschte gemeinsam mit Peter der Frauenstimme aus dem Lautsprecher. Vom Klang her war ihr Alter nicht leicht einzuordnen. »Justus Jonas?«, wiederholte die Stimme. »Wie es auf der Visitenkarte steht, die ich hier in meinen Händen halte? Ist euer Detektivteam noch immer tätig?«
Justus runzelte fragend die Stirn. »Ja … aber wer spricht denn da?«
»Milva Summer. Dieser Name wird dir sicherlich nicht viel sagen. Doch man hat mir versichert, dass du auch unbedeutende Klienten annimmst, solange die Aufträge interessant sind.«
»Unbedeutend ist niemand, Mrs Summer«, klärte Justus die Dame auf. »Und ob ein Auftrag
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