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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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vielsagende Blicke tauschten.
    Arnau ging am Strand entlang zum königlichen Steinbruch auf dem Montjuïc. Wie sollte sie ihn nur einholen? Aledis lief durch die Calle de la Mar zur Plaza del Blat und von dort nach links durch das alte Stadttor in der römischen Stadtmauer neben dem stadtrichterlichen Palast, dann immer geradeaus zur Calle de la Boquería und dem Stadttor gleichen Namens. Sie musste ihn einfach einholen. Die Leute sahen sie schon an. Das Mädchen lief durch das Stadttor der Boquería und flog den Weg zum Montjuïc hinauf. Er musste dort sein …
    »Arnau!«
    Arnau blieb mitten auf dem Anstieg zum Steinbruch stehen und wandte sich zu der Frau um, die hinter ihm herlief.
    »Aledis? Was machst du denn hier?«
    Aledis schnappte nach Luft. Was sollte sie jetzt nur sagen?
    »Ist etwas, Aledis?«
    Sie krümmte sich, presste die Hände auf den Bauch, und diesmal musste sie die Übelkeit nicht vortäuschen. Sie war zu schnell gerannt, ihr Herz jagte, und ihr Magen verkrampfte sich. Arnau trat zu ihr und fasste sie bei den Armen. Die Berührung ließ das Mädchen erschaudern.
    »Was hast du denn?«
    Aledis hob das Gesicht und sah sich Arnaus immer noch schweißnasser Brust gegenüber. Sie sog seinen Geruch ein.
    »Was hast du?«, fragte Arnau noch einmal und versuchte sie aufzurichten. Aledis fiel ihm in die Arme.
    »Mein Gott!«, flüsterte sie.
    Sie schmiegte ihren Kopf an seinen Hals und begann ihn zu küssen.
    »Was machst du da?«
    Arnau versuchte sie wegzuschieben, doch das Mädchen klammerte sich an ihn.
    Als Stimmen hinter einer Wegbiegung zu hören waren, erschrak Arnau. Die Bastaixos! Wie sollte er ihnen erklären …? Vielleicht war auch Bartolomé dabei. Wenn sie ihn so fanden, in inniger Umarmung mit Aledis, die ihn küsste … Sie würden ihn aus der Zunft ausschließen! Arnau fasste Aledis um die Taille, hob sie hoch und verließ den Weg, um sich hinter einem Gebüsch zu verstecken. Dort hielt er ihr den Mund zu.
    Die Stimmen kamen näher und gingen vorbei, doch Arnau achtete nicht auf sie. Er setzte sich auf den Boden, Aledis auf seinem Schoß. Mit der einen Hand hielt er sie um die Taille gepackt, mit der anderen verschloss er ihr den Mund. Das Mädchen sah ihn an. Diese wunderschönen Augen! Plötzlich merkte Arnau, dass er sie umarmte. Seine Hand ruhte auf Aledis' Bauch, und ihre Brüste drängten sich verlangend gegen ihn. Das Mädchen atmete heftig. Wie viele Nächte hatte er davon geträumt, sie in seinen Armen zu halten? Wie viele Nächte hatte er sich in Gedanken ihren Körper ausgemalt? Aledis sah ihn nur an, blickte mit ihren großen, dunklen Augen bis tief in sein Innerstes.
    Er nahm die Hand von ihrem Mund.
    »Ich brauche dich«, hörte er sie flüstern.
    Dann näherten sich ihre Lippen den seinen und küssten ihn, sanft, weich, voller Verlangen.
    Arnau erschauderte.
    Aledis zitterte.
    Keiner der beiden sprach ein weiteres Wort.

24
    Vor etwas über zwei Monaten hatten Maria und Arnau in der Kirche Santa María del Mar geheiratet. Pater Albert hatte sie getraut, und alle Mitglieder der Zunft waren dabei gewesen, außerdem Pere und Mariona sowie Joan, der bereits die Tonsur und die Kutte der Franziskaner trug. Mit der Aussicht auf höheren Lohn, wie er den verheirateten Zunftmitgliedern zustand, entschieden sie sich für ein Haus am Strand und richteten es mit Unterstützung von Marias Familie und der vielen anderen, die dem jungen Paar helfen wollten, ein. Das Haus, die Möbel, das Geschirr, die Wäsche, das Essen – Maria und ihre Mutter kümmerten sich um alles und bestanden darauf, dass Arnau sich ausruhte. In der ersten Nacht gab sich Maria ihrem Mann ohne große Leidenschaft, aber auch ohne Ziererei hin. Als Arnau am nächsten Morgen in aller Frühe aufwachte, war das Frühstück bereits fertig: Eier, Milch, Pökelfleisch und Brot. Nicht anders war es am Mittag und am Abend, auch am nächsten und am übernächsten Tag. Maria hatte stets das Essen für Arnau bereitstehen. Sie zog ihm die Schuhe aus, wusch ihn und versorgte vorsichtig seine Schwielen und Wunden. Tag für Tag fand Arnau alles vor, was sich ein Mann nur wünschen konnte: Essen, Sauberkeit, Zuwendung und den Körper einer jungen, hübschen Frau.
    Es regnete in Strömen. Ein Unwetter verdunkelte den Himmel und Blitze zuckten durch die schwarzen Wolken und leuchteten über dem Meer auf. Arnau und Bartolomé standen am Strand. Sie waren durchnässt. Sämtliche Schiffe hatten den gefährlichen Hafen von Barcelona

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