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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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einzige Begründung. Er erklärte ihr nicht, dass in diesem Falle er, Gastó Segura, an die Stelle des Gerbers treten und den Betrieb übernehmen würde. Seiner Ansicht nach brauchten Töchter von solchen Details nichts zu wissen.
    Am Tag der Hochzeit wartete der Alte nicht einmal das Ende der Feier ab, um seine junge Ehefrau in die Schlafkammer zu führen. Aledis ließ es über sich ergehen, als er sie mit fahrigen Händen entkleidete und seinen sabbernden Mund auf ihre Brüste presste. Bei der ersten Berührung seiner schwieligen, rauen Hände zuckte Aledis zusammen. Dann führte Pau sie zum Bett und stürzte sich, noch angekleidet, auf sie. Zitternd und stöhnend befummelte er sie, biss in ihre Brustwarzen und rieb mit der Hand zwischen ihren Beinen, um sich dann, immer noch in Kleidern, auf sie zu legen und sich, immer heftiger keuchend, hin und her zu bewegen, bis er schließlich nach einem letzten Stöhnen in sich zusammensank und einschlief.
    Am nächsten Morgen verlor Aledis ihre Jungfräulichkeit unter einem gebrechlichen, kraftlosen Körper, der ungeschickt Besitz von ihr ergriff. Sie fragte sich, ob sie je etwas anderes dabei würde empfinden können als Ekel.
    Wenn Aledis aus irgendeinem Grund nach unten in die Werkstatt musste, betrachtete sie die jungen Lehrlinge ihres Mannes. Weshalb nur würdigten sie sie keines Blickes? Sie hingegen schaute genau hin. Ihre Augen ruhten auf den Muskeln dieser jungen Burschen und ergötzten sich an den Schweißperlen, die ihnen auf der Stirn standen, über Gesicht und Hals hinabrannen und auf ihren starken, kräftigen Körpern glänzten. Aledis' Blicke verfolgten die steten Bewegungen ihrer Arme, während sie das Leder walkten, immer und immer wieder … Doch die Anweisung ihres Mannes war unmissverständlich gewesen: »Zehn Peitschenhiebe für jeden, der meine Frau zum ersten Mal ansieht. Beim zweiten Mal setzt es zwanzig Hiebe, beim dritten Mal ist das Essen gestrichen.« Aledis fragte sich Nacht für Nacht, wo die Lust blieb, von der man ihr erzählt hatte, die Lust, nach der ihre Jugend verlangte und die ihr der Greis niemals würde schenken können, dem man sie zur Frau gegeben hatte.
    In manchen Nächten zerkratzte ihr der alte Gerbermeister mit seinen zerschundenen Händen die Haut, andere Male zwang er sie, ihn mit der Hand zu befriedigen, dann wieder drang er in sie ein, in aller Hast, bevor ihn die Schwäche daran hinderte, den Akt zu vollziehen. Danach schlief er immer sofort ein. In einer dieser Nächte stand Aledis leise auf, um ihn nicht zu wecken, doch der Alte drehte sich nicht einmal um.
    Sie schlich in die Werkstatt hinunter. Dort ging sie zwischen den Arbeitstischen umher, die sich im Halbdunkel abzeichneten, und strich mit den Fingern über die glatten Tischplatten. Begehrt ihr mich nicht? Gefalle ich euch nicht? Aledis dachte sehnsuchtsvoll an die Lehrlinge, während sie zwischen den Tischen umherschlich, als plötzlich ein schwacher Lichtstrahl in einer Ecke der Gerberei ihre Aufmerksamkeit erregte. In der Bretterwand, die die Werkstatt von dem Schlafraum der Lehrlinge trennte, befand sich ein kleines Astloch. Aledis blickte hindurch und schreckte zurück. Sie zitterte. Dann presste sie erneut das Auge an die Öffnung. Sie waren nackt! Für einen Moment befürchtete sie, ihr Atem könnte sie verraten. Einer von ihnen lag auf seinem Bett und berührte sich selbst!
    »An wen denkst du?«, fragte ein anderer ganz nah an der Wand, hinter der Aledis lauschte. »An die Frau des Meisters?«
    Der andere gab keine Antwort. Aledis brach der Schweiß aus. Ohne es zu merken, glitt eine Hand zwischen ihre Beine, und während sie den Jungen beobachtete, der an sie dachte, lernte sie, sich selbst Lust zu verschaffen. Den Rücken gegen die Wand gelehnt, ließ sie sich zu Boden sinken.
    Am nächsten Morgen ging Aledis voller Verlangen an dem Arbeitsplatz des Lehrlings vorbei. Vor dem Tisch hielt sie unwillkürlich inne. Schließlich blickte der Lehrling einen Augenblick hoch. Sie wusste, dass der Junge sich berührt und dabei an sie gedacht hatte, und lächelte.
    Am Nachmittag wurde Aledis in die Werkstatt gerufen. Dort erwartete sie der Gerbermeister, hinter dem Lehrling stehend.
    »Meine Liebe«, sagte er zu ihr, als sie vor ihm stand, »du weißt doch, dass ich es nicht mag, wenn man meine Lehrlinge ablenkt.«
    Aledis betrachtete den Rücken des Jungen. Zehn feine, blutige Striemen zeichneten sich darauf ab. Sie gab keine Antwort. In dieser Nacht schlich sie

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