Die Kathedrale des Meeres
verlassen, um Schutz in Salou zu suchen. Der königliche Steinbruch war geschlossen worden. An diesem Tag hatten die Bastaixos nichts zu tun.
»Wie geht es denn so, mein Junge?«, erkundigte sich Bartolomé bei seinem Schwiegersohn.
»Gut. Sehr gut. Aber …«
»Gibt es ein Problem?«
»Es ist nur … Ich bin es nicht gewöhnt, so gut behandelt zu werden wie von Maria.«
»So haben wir sie erzogen«, erklärte Bartolomé zufrieden.
»Sie ist so …«
»Ich habe dir doch gesagt, dass du die Heirat mit ihr nicht bereuen wirst.« Bartolomé sah Arnau an. »Du wirst dich schon daran gewöhnen. Genieße einfach das Eheleben.«
Unterdessen hatten sie die Calle de las Dames erreicht, ein enges Gässchen, das direkt am Strand endete. Dort spazierten etwa zwei Dutzend Frauen im Regen auf und ab. Es waren Junge und Alte darunter, Hübsche und Hässliche, Gesunde und Kranke, doch alle waren sie arm.
»Siehst du die Frauen dort?«, bemerkte Bartolomé. »Weißt du, worauf sie warten?« Arnau schüttelte den Kopf. »An stürmischen Tagen wie heute, wenn die unverheirateten Kapitäne der Fischerboote ihr ganzes seemännisches Können ausgeschöpft und sich sämtlichen Heiligen und der Muttergottes anvertraut haben und dennoch dem Sturm nicht entkommen sind, bleibt ihnen nur noch ein Mittel. Wenn es so weit ist, schwört der Bootsführer vor Gott und seiner Mannschaft, die erste Frau zu heiraten, deren er ansichtig wird, wenn er an Land geht, sollte es ihm gelingen, sein Fischerboot und seine Männer heil in den Hafen zurückzubringen. Verstehst du, Arnau?« Arnau sah erneut zu den Frauen hinüber, die unruhig die Straße auf und ab gingen, während sie zum Horizont blickten.
»Es ist die Bestimmung der Frauen, zu heiraten und dem Mann zu dienen«, fuhr Bartolomé fort. »So haben wir Maria erzogen, und so haben wir sie dir zur Frau gegeben.«
Die Tage vergingen, und Maria tat weiterhin alles für Arnau, doch der dachte nur an Aledis.
»Diese Steine werden dir noch den Rücken ruinieren«, stellte Maria fest, während sie die wunde Stelle, die Arnau oben am Schulterblatt hatte, mit Salbe einrieb.
Arnau antwortete nicht.
»Heute Abend werde ich mir deine Capçana ansehen. Es kann nicht sein, dass die Steine dir so ins Fleisch schneiden.«
Arnau antwortete nicht. Er war erst in der Abenddämmerung nach Hause gekommen. Maria hatte ihm die Schuhe ausgezogen, ihm ein Glas Wein eingeschenkt und ihn aufgefordert, sich zu setzen, damit sie ihm den Rücken massieren konnte, wie sie es ihre ganze Kindheit hindurch bei ihrer Mutter und ihrem Vater gesehen hatte. Arnau hatte sie gewähren lassen, wie immer. Jetzt hörte er ihr schweigend zu. Diese Verletzung hatte weder mit den Steinen für die Jungfrau Maria zu tun noch mit der Capçana. Maria reinigte und versorgte eine Wunde der Schande, die Kratzspuren einer anderen Frau, der Arnau einfach nicht widerstehen konnte.
»Diese Steine werden euch allen den Rücken ruinieren«, sagte seine Frau noch einmal.
Arnau trank einen Schluck Wein, während er spürte, wie Marias Hände sanft über seinen Rücken strichen.
Seit ihr Mann sie in die Werkstatt gerufen hatte, um ihr die Striemen des Lehrlings zu zeigen, der es gewagt hatte, sie anzusehen, beschränkte sich Aledis darauf, den jungen Burschen aus der Werkstatt heimlich nachzuspionieren. Sie entdeckte, dass diese häufig nachts in den Garten schlichen, wo sie sich mit Frauen trafen, die für ein Schäferstündchen über die Gartenmauer kletterten. Die Jungen verfügten über das Material, das Werkzeug und die nötigen Kenntnisse, um eine Art Häubchen aus feinstem Leder herzustellen, die sie, ordentlich eingefettet, über ihr Glied zogen, bevor sie mit den Frauen schliefen. Es fiel Aledis nicht schwer, sich in die Schlafkammer der Lehrlinge zu schleichen und einige dieser Häubchen an sich zu nehmen. Dass sie ohne Risiko mit Arnau zusammen sein konnte, ließ ihrer Lust völlig freien Lauf.
Aledis behauptete, dank dieser Häubchen könnten sie keine Kinder bekommen. Arnau sah zu, wie sie es über seinen Penis stülpte. War es das Fett, das danach an seinem Glied haftete? War es eine Strafe, weil er sich den Bestimmungen der göttlichen Natur widersetzte? Jedenfalls wurde Maria einfach nicht schwanger. Sie war ein kräftiges, gesundes Mädchen. Woran, wenn nicht an Arnaus Sünde, konnte es liegen, dass sie nicht schwanger wurde? Welchen anderen Grund sollte der Herrgott haben, ihm den ersehnten Sprössling zu versagen?
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