Die Kathedrale des Meeres
Jahren für mich. Ich habe ihn gekauft, weil er ein Experte in diesen Transaktionen war. Wenn du ihn gewähren lässt, wirst du rasch dazulernen und Erfolg haben. Obwohl er ein Sklave ist, ist er ein absolut vertrauenswürdiger Mann, der dir sehr verbunden ist für das, was du für meine Kinder getan hast – die einzigen Menschen, die er je geliebt hat. Sie sind seine Familie.« Hasdai sah Arnau fragend an. »Und?«
»Ich weiß nicht …«, zögerte Arnau.
»Du kannst auf meine Hilfe zählen und die aller Juden, die von deiner mutigen Tat wissen. Wir sind ein dankbares Volk, Arnau. Sahat kennt alle meine Handelspartner rund ums Mittelmeer, in Europa und sogar im fernen Orient, in den entlegenen Gegenden des Sultans von Ägypten. Du wirst eine gute Grundlage für deine Geschäfte haben und wir werden dir am Anfang helfen. Es ist ein guter Vorschlag, Arnau. Du wirst keinerlei Probleme haben.«
Arnaus skeptische Zustimmung setzte die ganze Maschinerie in Gang, die Hasdai bereits vorbereitet hatte. Erste Regel: Niemand, wirklich niemand durfte wissen, dass Arnau von den Juden unterstützt wurde. Das würde ihm schaden. Hasdai überreichte ihm einen Beleg, demzufolge alles Geld, über das er verfügte, von einer alten Christin aus Perpignan stammte, und formal war es auch so.
»Wenn dich jemand danach fragt«, riet ihm Hasdai, »dann antworte nicht. Wenn dir nichts anderes übrig bleibt, dann hast du geerbt. Du wirst ziemlich viel Geld brauchen«, fuhr er fort. »Zunächst einmal musst du deine Wechselstube beim Magistrat von Barcelona versichern und eine Sicherheit von tausend Silbermark hinterlegen. Dann musst du ein Haus im Viertel der Geldwechsler kaufen oder anmieten, in der Canvis Vells oder der Canvis Nous, und es für deine Zwecke herrichten. Schließlich brauchst du weiteres Geld, um mit der Arbeit zu beginnen.«
Geldwechsler! Warum eigentlich nicht? Was war ihm von seinem alten Leben geblieben? Alle seine Lieben waren an der Pest gestorben. Hasdai schien überzeugt zu sein, dass die Wechselstube mit Sahats Hilfe funktionieren würde. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wie das Leben eines Geldwechslers aussah. Er würde reich werden, hatte ihm Hasdai versichert. Was machte man als reicher Mann? Plötzlich musste er an Grau denken, den einzigen Reichen, den er kannte, und er hatte ein flaues Gefühl im Magen. Nein, er würde niemals so werden wie Grau.
Er versicherte seine Wechselstube mit den tausend Silbermark, die Hasdai ihm gab, und schwor vor dem Magistrat, Falschgeld zu melden – er fragte sich, wie er die Münzen erkennen sollte, wenn Sahat einmal nicht da war – und es mit einer speziellen Zange, die jeder Geldwechsler haben musste, entzweizubrechen. Der Magistrat legalisierte mit seiner Unterschrift die riesigen Rechnungsbücher, in denen Arnaus Geschäftsaktionen festgehalten werden sollten, und während in Barcelona nach der Beulenpest das Chaos herrschte, erhielt er die Genehmigung, eine Wechselstube zu eröffnen. Es wurde festgesetzt, an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten er sich vor seinem Laden befinden musste.
Der zweite Ratschlag, den Hasdai ihm mitgab, betraf Sahat.
»Niemand darf wissen, dass er ein Geschenk von mir ist. Sahat ist bestens bekannt unter den Geldwechslern, und wenn jemand davon erfährt, bekommst du Schwierigkeiten. Als Christ kannst du Geschäfte mit Juden machen, aber sieh dich vor, dass man dich nicht einen Judenfreund nennt. Da ist noch ein weiteres Problem mit Sahat, von dem du wissen solltest: Nur wenige Geldwechsler würden seinen Verkauf verstehen. Ich hatte Hunderte von Angeboten für ihn, darunter sehr großzügige, doch ich habe mich stets geweigert, sowohl wegen seines Sachverstands als auch wegen seiner Liebe zu meinen Kindern. Sie würden es nicht verstehen. Deshalb haben wir uns überlegt, dass Sahat zum Christentum konvertiert …«
»Er konvertiert?«, unterbrach ihn Arnau.
»Ja. Es ist uns Juden verboten, christliche Sklaven zu besitzen. Wenn einer unserer Sklaven konvertiert, müssen wir ihn freilassen oder an einen anderen Christen verkaufen.«
»Und werden ihm die anderen Geldwechsler diese Bekehrung abnehmen?«
»Eine Pestepidemie kann jeden Glauben erschüttern.«
»Ist Sahat zu diesem Opfer bereit?«
»Das ist er.«
Sie hatten darüber gesprochen, nicht wie Herr und Sklave, sondern wie zwei Freunde, die sie im Laufe der Jahre geworden waren.
»Wärst du dazu bereit?«, hatte Hasdai gefragt.
»Ja«, antwortete Sahat.
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