Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
Vom Netzwerk:
»Allah – gelobt und gepriesen sei er! – wird es verstehen. Du weiß ja, dass die Ausübung unseres Glaubens in christlichen Ländern verboten ist. Wir kommen unseren Verpflichtungen heimlich nach, in der Verschwiegenheit unserer Herzen. Und so wird es bleiben, ganz gleich, wie viel Weihwasser man mir über den Kopf schüttet.«
    »Arnau ist ein gläubiger Christ«, stellte Hasdai klar. »Wenn er davon erfährt …«
    »Er wird es nie erfahren. Wir Sklaven kennen uns bestens in der Kunst der Verstellung aus. Nein, das gilt nicht für dich, aber ich bin überall Sklave, wo ich hingehe. Oft hängt unser Leben davon ab.«
    Die dritte Regel blieb ein Geheimnis zwischen Hasdai und Sahat.
    »Ich muss dir nicht sagen, Sahat«, erklärte sein früherer Herr mit bewegter Stimme, »wie dankbar ich dir für deine Entscheidung bin. Meine Kinder und ich werden dir ewig dankbar sein.«
    »Ich bin es, der euch zu danken hat.«
    »Ich nehme an, du weißt, worauf du dich im Moment konzentrieren solltest …«
    »Ich denke schon.«
    »Keine Gewürze. Keine Stoffe, kein Öl, kein Wachs«, riet ihm Hasdai, während Sahat mit dem Kopf nickte. Er ahnte schon, was nun kam. »Bis sich die Lage wieder stabilisiert hat, ist Katalonien noch nicht für solche Importe bereit. Sklaven, Sahat, Sklaven. Nach der Pest braucht Katalonien Arbeitskräfte. Bislang hatten wir nicht viel mit dem Sklavenhandel zu tun. Du findest Sklavenmärkte in Byzanz, Palästina, Rhodos und Zypern. Natürlich auch in Sizilien. Soweit ich weiß, werden in Sizilien viele Türken und Tataren verkauft. Ich würde allerdings dazu raten, dich an ihren Herkunftsorten umzusehen; wir haben dort überall Handelspartner, an die du dich wenden kannst. In kürzester Zeit wird dein neuer Herr ein beträchtliches Vermögen anhäufen.«
    »Und wenn Arnau den Sklavenhandel ablehnt? Er wirkt nicht wie einer, der …«
    »Er ist ein guter Mensch«, unterbrach ihn Hasdai, um seine Vermutungen zu bestätigen, »gewissenhaft, aus einfachen Verhältnissen stammend und sehr großzügig. Es kann sein, dass er sich weigert, in den Sklavenhandel einzusteigen. Bring sie nicht nach Barcelona. Arnau darf sie nicht sehen. Bring sie direkt nach Perpignan, Tarragona oder Salou oder verkaufe sie gleich auf Mallorca. Mallorca hat einen der wichtigsten Sklavenmärkte des Mittelmeers. Beauftrage andere damit, sie nach Barcelona zu bringen oder anderswo mit ihnen zu handeln. Auch Kastilien braucht dringend Sklaven. Bis Arnau begreift, worum es geht, wird genügend Zeit vergehen, um ausreichend Geld zu verdienen. Ich würde ihm vorschlagen – und das werde ich ihm auch persönlich empfehlen –, sich zunächst mit den Münzen, dem Geldwechsel, den Märkten, den Handelsrouten und den wichtigsten Einfuhr- und Ausfuhrgütern vertraut zu machen. In der Zwischenzeit kannst du dich deinen Dingen widmen, Sahat. Denk daran, dass wir auch nicht schlauer sind als die anderen und jeder, der ein wenig Geld hat, Sklaven einkaufen wird. Es wird eine sehr lukrative, aber kurze Zeit sein. Nutze die Zeit, bis der Markt gesättigt ist.«
    »Kann ich auf deine Hilfe zählen?«
    »In jeder Hinsicht. Ich werde dir Schreiben an all meine Handelspartner mitgeben, die du bereits kennst. Sie werden dir das Geld vorstrecken, das du benötigst.«
    »Und die Bücher? Die Sklaven müssen dort vermerkt werden und Arnau könnte sie überprüfen.«
    Hasdai lächelte verschwörerisch.
    »Ich bin sicher, dass du eine Lösung für dieses kleine Detail finden wirst.«

34
    »Das da!« Arnau wies auf ein kleines, zweistöckiges Haus. An der verschlossenen Tür prangte ein weißes Kreuz. Sahat, der nun auf den Namen Guillem getauft war, nickte. »Ja?«, fragte Arnau.
    Guillem nickte erneut, diesmal mit einem Lächeln auf den Lippen.
    Arnau betrachtete das Häuschen und schüttelte ungläubig den Kopf. Er hatte nur darauf gezeigt und Guillem hatte zugestimmt. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass seine Wünsche so einfach in Erfüllung gingen. Würde es von nun an immer so sein? Er schüttelte erneut den Kopf.
    »Ist etwas, Herr?« Arnau sah ihn streng an. Wie oft hatte er ihm gesagt, dass er nicht Herr genannt werden wollte? Aber der Maure hatte widersprochen und ihm entgegnet, dass sie den Schein wahren mussten. Guillem hielt dem Blick stand. »Gefällt es dir nicht, Herr?«
    »Doch … Natürlich gefällt es mir. Ist es gut?«
    »Natürlich. Es könnte nicht besser sein. Sieh, es liegt genau an der Ecke der beiden

Weitere Kostenlose Bücher