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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Geldwechslerstraßen, der Canvis Nous und der Canvis Vells. Könnte es eine bessere Lage geben?«
    Arnau sah in die Richtung, in die Guillem zeigte. Die Canvis Vells verlief linker Hand in Richtung Meer, die Canvis Nous lag vor ihnen. Aber Arnau hatte das Haus nicht deswegen ausgewählt. Ihm war nicht einmal bewusst gewesen, dass dies die Straßen der Geldwechsler waren, obwohl er Hunderte Male dort entlanggegangen war. Das Häuschen stand am Vorplatz von Santa María, gegenüber dem zukünftigen Hauptportal.
    »Ein gutes Omen«, murmelte er vor sich hin.
    »Was sagst du, Herr?«
    Arnau fuhr zu Guillem herum. Er ertrug es nicht, wenn er ihn mit diesem Wort ansprach.
    »Welchen Schein müssen wir jetzt wahren?«, fuhr er ihn an. »Niemand hört uns. Niemand achtet auf uns.«
    »Du magst es glauben oder nicht, aber seit du Geldwechsler bist, interessieren sich viele Augen und Ohren für dich. Daran musst du dich gewöhnen.«
    Noch am selben Morgen brachte Guillem in Erfahrung, wem das Häuschen gehörte, während Arnau am Strand zwischen den Booten umherschlenderte und aufs Meer hinaussah. Wie zu erwarten, gehörte das Haus der Kirche. Seine Pächter waren gestorben, und wer wäre besser geeignet gewesen als ein Geldwechsler, um es zu beziehen?
    Am Nachmittag zogen sie ein. Im Obergeschoss befanden sich drei Zimmer, von denen sie zwei einrichteten, eines für jeden von ihnen. Das Erdgeschoss bestand aus der Küche, die auf einen kleinen Garten hinausging, und, durch eine Zwischenwand getrennt, einem hellen Raum zur Straße hin. Diesen stattete Guillem mit einem Schrank, mehreren Öllampen und einem langen, edlen Tisch aus, hinter dem er zwei Stühle aufstellte und vier davor.
    »Etwas fehlt noch«, sagte Guillem irgendwann. Dann verließ er das Haus.
    Arnau blieb alleine in dem Raum zurück, der seine Wechselstube werden sollte. Der lange Holztisch glänzte. Arnau hatte ihn immer wieder poliert. Er fuhr mit den Fingern über die Rückenlehnen der beiden Stühle.
    »Such dir deinen Platz aus«, hatte Guillem ihn aufgefordert.
    Arnau hatte sich für den rechten entschieden, der von den zukünftigen Kunden aus gesehen links lag. Daraufhin hatte Guillem die Stühle getauscht: Auf die rechte Seite hatte er einen mit roter Seide gepolsterten Lehnstuhl gestellt. Der Stuhl des Mauren war ganz schlicht.
    Arnau nahm auf seinem Stuhl Platz und betrachtete den leeren Raum. Wie sonderbar! Bis vor wenigen Monaten hatte er noch Schiffe entladen, und nun … Er hatte noch nie auf einem solchen Stuhl gesessen! Am Kopfende des Tisches stapelten sich die Bücher; sie waren aus makellosem Pergament, hatte Guillem beim Kauf erklärt. Sie hatten auch Federn, Tintenfässer, eine Waage, mehrere Schatullen für das Geld und eine große Zange, um das Falschgeld zu vernichten, besorgt.
    »Wer bezahlt das alles?«, hatte er irgendwann gefragt.
    »Du«, hatte Guillem geantwortet.
    Arnau hatte überrascht die Augenbrauen gehoben und die Börse betrachtet, die an Guillems Gürtel hing.
    »Möchtest du sie haben?«, hatte dieser ihm angeboten.
    »Nein«, hatte er geantwortet.
    Neben all diesen Dingen hatte Guillem etwas mitgebracht, das ihm gehörte: einen kostbaren Abakus mit hölzernem Rahmen und Marmorkugeln, ein Geschenk von Hasdai. Arnau ergriff ihn und schob die Kugeln hin und her. Was hatte Guillem noch einmal gesagt? Zuerst hatte dieser die Kugeln beim Rechnen rasch hin und her geschoben. Arnau hatte ihn gebeten, langsamer zu machen, und der Maure hatte ihm zu erklären versucht, wie er funktionierte, aber es war ihm immer noch zu schnell gegangen.
    Arnau stellte den Abakus beiseite und begann den Tisch aufzuräumen. Die Bücher vor seinen Platz … nein, vor Guillems Platz. Besser, er machte die Einträge. Die Schatullen konnte er auf seine Seite stellen. Die Zange etwas abseits und die Federn und Tintenfässer neben die Bücher, zu dem Abakus. Wer sollte ihn sonst benutzen?
    Damit war er beschäftigt, als Guillem zurückkam.
    »Wie findest du es?«, fragte Arnau lächelnd und fuhr mit der Hand über den Tisch.
    »Sehr gut«, antwortete Guillem und lächelte ebenfalls, »aber so werden wir keinen Kunden bekommen, und schon gar keinen, der uns sein Geld anvertraut.« Arnaus Lächeln verschwand augenblicklich. »Keine Sorge, nur das hier fehlt noch. Das war ich eben besorgen.«
    Guillem reichte Arnau ein Tuch, das Arnau vorsichtig aufrollte. Es handelte sich um eine Tischdecke aus sündhaft teurer roter Seide, mit goldenen Troddeln an den

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