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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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»Ich habe oft für ihn gebetet, seit Arnau mir mitteilte, dass er gestorben ist. Wie alt bist du, Mädchen?«
    Arnau trug Donaha auf, das Essen zu servieren, und setzte sich zu Tisch. Erst jetzt bemerkte er, dass Guillem abseits des Tisches stehen geblieben war, als wagte er es angesichts des neuen Gastes nicht, sich zu setzen.
    »Setz dich, Guillem«, bat er ihn. »Mein Tisch gehört dir.«
    Joan ließ sich nichts anmerken.
    Das Essen verlief schweigsam. Mar war ungewöhnlich still, als hätte der Neuankömmling ihr die Natürlichkeit genommen. Joan seinerseits aß nur wenig.
    »Erzähl mir, Joan«, sagte Arnau, als sie fertig gegessen hatten. »Wie ist es dir ergangen? Wann bist du angekommen?«
    »Ich habe die Rückreise des Königs genutzt und ein Schiff nach Sardinien genommen, als ich von seinem Sieg erfuhr. Von dort ging es dann weiter nach Barcelona.«
    »Hast du den König gesehen?«
    »Er hat mich nicht empfangen.«
    Mar bat um Erlaubnis, sich zurückziehen zu dürfen. Guillem tat es ihr nach. Die beiden verabschiedeten sich von Bruder Joan. Die Unterhaltung zog sich bis in die späte Nacht hin. Bei einer Flasche Dessertwein holten die beiden Brüder die dreizehn Jahre nach, die sie getrennt gewesen waren.

37
    Zur Beruhigung von Arnaus Familie beschloss Joan, im Kloster Santa Caterina zu wohnen.
    »Dort ist mein Platz«, sagte er zu seinem Bruder, »aber ich werde euch jeden Tag besuchen kommen.«
    Arnau, dem nicht entgangen war, dass sich sowohl sein Mündel als auch Guillem während des Essens am Vorabend unwohl gefühlt hatten, insistierte nicht länger als unbedingt notwendig.
    »Weißt du, was er mich gefragt hat?«, flüsterte er Guillem nach dem Mittagessen zu, als alle vom Tisch aufstanden. Guillem beugte sich näher zu ihm. »Was wir unternommen hätten, um Mar zu verheiraten.«
    Guillem erstarrte und sah zu dem Mädchen hinüber, das Donaha half, den Tisch abzuräumen. Sie verheiraten? Aber sie war doch noch …! Guillem sah Arnau an. Keiner der beiden hatte sie jemals so betrachtet, wie sie es nun taten. Tatsächlich: Sie war eine Frau geworden!
    »Wo ist unser kleines Mädchen geblieben?«, flüsterte Arnau seinem Freund zu.
    Die beiden betrachteten Mar. Sie war flink, schön, heiter und selbstsicher. Während sie die Teller abtrug, blickte Mar immer wieder zu ihnen herüber.
    Ihr Körper zeigte bereits die Sinnlichkeit einer Frau. Ihre Kurven waren nicht zu übersehen und ihre Brüste zeichneten sich unter dem Hemd ab. Sie war vierzehn Jahre alt.
    Mar blickte erneut zu ihnen und bemerkte ihre Verwirrung. Diesmal lächelte sie nicht. Für einen kurzen Moment schien es, als errötete sie.
    »Was schaut ihr so?«, warf sie ihnen dann vor. »Habt ihr nichts zu tun?«, setzte sie hinzu, während sie sich ernst vor den beiden aufbaute.
    Die beiden nickten gleichzeitig. Kein Zweifel: Sie war eine Frau geworden.
    »Sie wird eine Mitgift bekommen wie eine Prinzessin«, sagte Arnau zu Guillem, als sie wieder am Wechseltisch saßen. »Geld, Kleider, ein Haus … nein, einen Palast!« Er wandte sich brüsk zu seinem Freund um. »Was ist mit den Puigs?«
    »Sie wird uns verlassen …«, murmelte Guillem, ohne auf Arnaus Frage zu achten.
    Die beiden schwiegen.
    »Sie wird uns Enkel schenken«, sagte Arnau schließlich.
    »Mach dir nichts vor. Sie wird ihrem Mann Kinder schenken. Außerdem haben Sklaven keine Kinder und folglich auch keine Enkel.«
    »Wie oft habe ich dir die Freiheit angeboten?«
    »Was sollte ich als freier Mann tun? Es geht mir gut so, wie es ist. Aber Mar und heiraten! Ich weiß nicht, warum, aber ich versichere dir, dass ich ihn jetzt schon hasse, wer auch immer es sein mag.«
    »Ich auch«, murmelte Arnau.
    Sie sahen sich erneut an, grinsten und brachen in Lachen aus.
    »Du hast mir nicht geantwortet«, sagte Arnau, als sie sich wieder beruhigt hatten. »Was ist mit den Puigs? Ich will diesen Palast für Mar.«
    »Ich habe Anweisungen nach Pisa geschickt, zu Filippo Tescio. Wenn es jemanden gibt, der unsere Pläne ausführen kann, dann ist das Filippo.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Dass er Piraten anheuern soll, wenn es nötig ist, aber die Warenlieferungen der Puigs unter keinen Umständen in Barcelona ankommen dürfen. Genauso wenig wie jene, die Barcelona mit entgegengesetztem Ziel verlassen haben. Er soll die Waren stehlen oder anzünden, ganz wie er will, nur ihr Ziel dürfen sie nicht erreichen.«
    »Hat er dir geantwortet?«
    »Filippo? Das würde er nie tun. Weder

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