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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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schriftlich, noch würde er die Nachricht jemandem anvertrauen. Wenn einer davon erführe … Wir müssen das Ende der Seefahrtsaison abwarten. Es ist nur noch ein knapper Monat. Wenn die Lieferungen der Puigs bis dann nicht eingetroffen sind, können sie ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und sind ruiniert.«
    »Haben wir ihre Kredite gekauft?«
    »Du bist Grau Puigs größter Gläubiger.«
    »Sie sollen Qualen ausstehen«, murmelte Arnau vor sich hin.
    »Hast du sie nicht gesehen?« Arnau fuhr zu Guillem herum. »Sie sind schon eine ganze Weile am Strand. Zuerst nur die Baronin und eines ihrer Kinder; nun ist auch noch Genis hinzugekommen, der soeben aus Sardinien zurückgekehrt ist. Sie blicken stundenlang zum Horizont, um nach einem Mast Ausschau zu halten … Und wenn ein Schiff in den Hafen einläuft, das sie nicht erwartet haben, verflucht die Baronin die Wellen. Ich dachte, du wüsstest das …«
    »Nein, das wusste ich nicht.« Arnau ließ einen Augenblick verstreichen. »Gib mir Bescheid, wenn eines unserer Schiffe in den Hafen einläuft.«
    »Es kommen mehrere Schiffe auf einmal«, sagte Guillem eines Morgens, als er vom Konsulat zurückkam.
    »Sind sie da?«
    »Natürlich. Die Baronin steht so nahe am Wasser, dass die Wellen ihre Schuhe berühren …« Guillem verstummte plötzlich. »Es tut mir leid … Ich wollte nicht …«
    Arnau lächelte.
    »Macht nichts«, beruhigte er ihn.
    Arnau ging nach oben in sein Zimmer und zog langsam seine besten Kleider an. Guillem hatte ihn davon überzeugen können, sie zu kaufen.
    »Ein angesehener Mann wie du kann nicht schlecht gekleidet in der Börse oder auf dem Konsulat erscheinen. Der König gebietet es, und sogar eure Heiligen. Der heilige Vinzenz zum Beispiel …« Arnau hatte ihn schweigen geheißen, hatte aber nachgegeben.
    Jetzt zog er einen ärmellosen, pelzgefütterten Übermantel mit weißer Mechelner Spitze an, einen knielangen Rock aus roter Damaszener Seide, schwarze Strümpfe sowie Seidenschuhe. Dann legte er einen breiten, mit Gold, Silber und Perlen bestickten Gürtel um. Arnau komplettierte seine Erscheinung mit einem eindrucksvollen schwarzen Umhang, den Guillem bei einer Lieferung aus dem fernen Dakien für ihn erstanden hatte. Er war mit Hermelin gefüttert und mit Gold und Edelsteinen bestickt.
    Guillem nickte beifällig, als Arnau in die Wechselstube kam. Mar wollte etwas sagen, schwieg dann aber doch. Als sie sah, wie Arnau das Haus verließ, lief sie auf die Straße und sah ihm hinterher, wie er in Richtung Strand ging. Sein Umhang wehte in der Meeresbrise, die nach Santa María hinaufkam, und die Edelsteine funkelten.
    »Wohin geht Arnau?«, fragte sie Guillem, als sie in die Wechselstube zurückkehrte und sich ihm gegenüber auf einen der Stühle setzte.
    »Eine Schuld begleichen.«
    »Es muss sehr wichtig sein.«
    »Sehr, Mar.« Guillem verzog den Mund. »Aber das wird nur die erste Rate sein.«
    Mar begann, mit dem marmornen Abakus zu spielen. Wie oft hatte sie aus ihrem Versteck in der Küche heimlich zugesehen, wie Arnau mit ihm arbeitete! Ernst und konzentriert war er, während seine Finger über die Kugeln glitten und dann das Ergebnis in die Bücher eintrugen. Mar lief es heiß und kalt den Rücken hinunter.
    »Hast du etwas?«, fragte Guillem.
    »Nein, nein.«
    Weshalb erzählte sie es ihm nicht? Guillem würde sie verstehen, sagte sich das Mädchen. Mit Ausnahme von Donaha, die sich immer ein Lächeln verkniff, wenn Mar in die Küche kam, um Arnau heimlich zu beobachten, wusste niemand davon. Alle Mädchen, die sich im Haus des Händlers Escales trafen, sprachen nur über das eine. Einige waren sogar bereits versprochen und priesen unaufhörlich die Tugenden ihrer zukünftigen Ehegatten. Mar hörte ihnen zu und wich den Fragen aus, die sie ihr stellten. Wie sollte sie über Arnau sprechen? Und wenn er davon erfuhr? Arnau war dreiunddreißig Jahre alt und sie erst vierzehn. Eines der Mädchen war mit einem Mann verlobt worden, der noch älter war als Arnau! Sie hätte sich gerne jemandem anvertraut. Ihre Freundinnen mochten von Geld schwärmen, von Auftreten, Aussehen, Männlichkeit oder Großzügigkeit, doch Arnau übertraf alle anderen! Hatten die Bastaixos, die Mar gelegentlich am Strand traf, nicht erzählt, dass Arnau einer der furchtlosesten Soldaten im Heer König Pedros gewesen sei? Ganz unten in einer Truhe hatte Mar Arnaus alte Waffen gefunden, seine Armbrust und seinen Dolch. Wenn sie alleine war, nahm

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