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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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1355
Hafen von Barcelona
    Nach der Eroberung Sardiniens traf der siegreiche König Pedro III. mit seiner Flotte in Barcelona ein. Ganz Barcelona strömte zusammen, um ihn zu empfangen. Unter dem begeisterten Jubel des Volkes ging er über die hölzerne Brücke von Bord, die vor dem Kloster Framenors aufs Wasser hinausführte. Ihm folgten Adlige und Soldaten, um im festlich herausgeputzten Barcelona den Sieg über die Sarden zu feiern.
    Arnau und Guillem schlossen die Wechselstube und machten sich auf den Weg, um die Flotte zu empfangen. Dann nahmen sie gemeinsam mit Mar an den Festlichkeiten teil, die die Stadt zu Ehren des Königs vorbereitet hatte. Sie lachten, sangen und tanzten, hörten Geschichten und aßen Süßes. Als die Sonne unterging und ein kühler Septemberabend anbrach, gingen sie nach Hause.
    »Donaha!«, rief Mar, als Arnau die Tür öffnete.
    Das Mädchen stürmte ins Haus, glückstrahlend wegen des Fests, und rief erneut nach Donaha, doch in der Küchentür blieb sie wie angewurzelt stehen. Arnau und Guillem sahen sich an. Was war los? War der Sklavin etwas passiert?
    Sie rannten ebenfalls los.
    »Was ist los?«, fragte Arnau über Mars Schulter hinweg.
    »Ich glaube nicht, dass dieses Geschrei die angemessene Art ist, einen Verwandten zu begrüßen, den du lange nicht gesehen hast, Arnau«, sagte eine Männerstimme, die ihm nicht ganz unbekannt war.
    Arnau hatte Mar beiseitegeschoben, doch noch immer lag seine Hand auf ihrer Schulter.
    »Joan!«, brachte er nach einigen Sekunden heraus.
    Mar sah, wie Arnau stotternd und mit ausgebreiteten Armen auf die schwarze Gestalt zuging, die sie erschreckt hatte. Guillem legte den Arm um das Mädchen, das immer noch auf der Türschwelle stand.
    »Das ist sein Bruder«, flüsterte er ihr zu.
    Donaha hatte sich in einer Ecke der Küche versteckt.
    »Mein Gott!«, rief Arnau und schloss Joan in die Arme. »Mein Gott! Mein Gott!«, wiederholte er immer wieder, während er Joan in die Luft hob.
    Lächelnd gelang es Joan, sich von Arnau loszumachen.
    »Du wirst mich in Stücke reißen …«
    Aber Arnau hörte nicht hin.
    »Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben?«, fragte er. Dann fasste er ihn an den Schultern. »Lass dich ansehen. Du hast dich verändert!« Dreizehn Jahre ist es her, wollte Joan sagen, doch Arnau ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Seit wann bist du in Barcelona?«
    »Ich …«
    »Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben?«
    Arnau schüttelte seinen Bruder bei jeder Frage.
    »Wirst du hierbleiben? Sag ja. Bitte!«
    Guillem und Mar mussten grinsen. Der Mönch sah ihre belustigten Gesichter.
    »Arnau!«, rief er und trat einen Schritt zurück. »Genug, Arnau! Du bringst mich ja um.«
    Arnau nutzte den Abstand, um ihn zu betrachten. Nur die Augen waren noch genauso lebhaft und strahlend wie bei jenem Joan, der damals aus Barcelona weggegangen war. Davon abgesehen war er fast kahl, hager und ausgezehrt … Der schwarze Habit, der schlaff von seinen Schultern herabhing, ließ ihn noch unheimlicher aussehen. Er war drei Jahre jünger als Arnau, doch er wirkte wesentlich älter.
    »Isst du denn nichts? Wenn das Geld nicht ausgereicht hat, das ich dir geschickt habe …«
    »Doch«, unterbrach ihn Joan, »es war mehr als genug. Von deinem Geld habe ich meinen Geist genährt. Bücher sind sehr teuer, Arnau.«
    »Du hättest mehr verlangen sollen.«
    Joan winkte ab und setzte sich an den Tisch, gegenüber von Guillem und Mar.
    »Also, stell mir dein Mündel vor. Wie ich feststelle, ist sie seit deinem letzten Brief gewachsen.«
    Arnau gab Mar ein Zeichen und diese trat vor Joan. Das Mädchen senkte den Blick, verstört von der Strenge, die in seinen Priesteraugen zu erkennen war. Als der Mönch sie lange genug betrachtet hatte, stellte Arnau ihm Guillem vor.
    »Das ist Guillem«, sagte Arnau. »Ich habe dir in meinen Briefen schon viel von ihm erzählt.«
    »Ja.« Joan machte keine Anstalten, ihm die Hand zu reichen, und Guillem zog seine Hand wieder zurück, die er Joan angeboten hatte. »Erfüllst du deine christlichen Pflichten?«, wollte er von ihm wissen.
    »Ja …«
    »Bruder Joan«, setzte Joan hinzu.
    »Ja, Bruder Joan«, wiederholte Guillem.
    »Das ist Donaha«, warf Arnau rasch ein.
    Joan nickte, ohne sie auch nur anzusehen.
    »Und du bist Ramons Tochter, nicht wahr?«, sagte er, an Mar gewandt, und bedeutete ihr, sich zu setzen. »Dein Vater war ein wunderbarer Mann, fleißig und gottesfürchtig wie alle Bastaixos.« Joan sah Arnau an.

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