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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Truhe, »was braucht ihr?«
    Was braucht ihr? Wie viel willst du? Mit wie viel kommst du zurecht? Genügt das? Guillem musste sich an diese Fragen gewöhnen, bis er es schließlich auch genoss, wenn ihn die Leute grüßten, ihm zulächelten und ihm dankten, während er am Strand entlangging oder durch das Ribera-Viertel schlenderte. Vielleicht hatte Arnau recht, überlegte er. Er war für die Leute da, aber war er nicht auch für ihn und die drei jüdischen Kinder da gewesen, als sie mit Steinen beworfen wurden, obwohl Arnau sie gar nicht kannte? Wäre nicht sein freundlicher Charakter gewesen, er, Raquel und Jucef wären wahrscheinlich tot. Weshalb sollte er sich verändern, nur weil er nun reich war? Und genau wie Arnau begann Guillem den Leuten zuzulächeln, denen er begegnete, und Unbekannte zu grüßen, die seinen Weg kreuzten.
    Doch für einige Entscheidungen, die Arnau im Laufe der Jahre getroffen hatte, gab es andere Gründe. Dass er sich nicht an Warengeschäften oder Kauffahrern beteiligen wollte, die mit dem Sklavenhandel zusammenhingen, erschien ihm logisch, doch weshalb, so fragte sich Guillem, schlug er manchmal die Beteiligung an Geschäften aus, die nichts mit Sklaverei zu tun hatten?
    Die ersten Male ließ sich Arnau auf keine Diskussion ein.
    »Ich halte es nicht für ratsam.«
    »Es gefällt mir nicht.«
    »Ich bin mir nicht im Klaren.«
    Schließlich wurde der Maure ungeduldig.
    »Es ist ein gutes Geschäft, Arnau«, sagte er, nachdem die Händler die Wechselstube verlassen hatten. »Was ist los? Manchmal schlägst du Geschäfte aus, die uns guten Gewinn bringen könnten. Ich begreife es nicht. Es steht mir nicht zu, dich …«
    »Doch, es steht dir zu«, unterbrach er ihn, ohne ihn anzusehen, während sie nebeneinander hinter dem Tisch saßen. »Es tut mir leid. Es ist …« Guillem wartete ab. »Weißt du, ich werde mich nie an einem Geschäft beteiligen, bei dem Grau Puig seine Finger im Spiel hat. Mein Name soll nie mit seinem in Verbindung gebracht werden.«
    Arnau sah starr geradeaus, durch die Hauswand hindurch.
    »Erklärst du mir das?«
    »Warum nicht?«, murmelte Arnau und sah den Mauren an. Und dann begann er zu erzählen.
    Guillem kannte Grau Puig, denn dieser hatte geschäftlich mit Hasdai Crescas zu tun gehabt. Der Maure fragte sich, warum der Baron unbedingt mit Arnau zusammenarbeiten wollte, wenn Arnau gar kein Interesse daran hatte. Musste ihre Abneigung nicht gegenseitig sein, nach dem, was ihm Arnau erzählt hatte?
    »Kannst du dir das erklären?«, fragte er eines Tages Hasdai Crescas, nachdem er ihm im Vertrauen Arnaus Geschichte erzählt hatte.
    »Es gibt viele Leute, die nicht mit Grau Puig zusammenarbeiten wollen. Auch ich gehöre seit längerer Zeit dazu, und es gibt viele andere, denen es genauso geht wie mir. Er ist davon besessen, etwas Besseres zu sein, als ihm von Geburt aus zusteht. Solange er ein einfacher Handwerker war, war er vertrauenswürdig. Heute sind seine Ziele andere … Er wusste nicht, worauf er sich eingelassen hat, als er in den Adel einheiratete.« Hasdai schüttelte den Kopf. »Um adlig zu sein, muss man als Adliger geboren werden. Man muss den Adel mit der Muttermilch aufgesogen haben. Nicht, dass ich das guthieße oder verteidigte, aber nur ein Adliger, dem der Adel in die Wiege gelegt wurde, kann sich dort halten und auch die Gefahren abschätzen. Wer würde es wagen, sich mit einem katalanischen Baron anzulegen, wenn dieser ruiniert ist? Sie sind stolz, überheblich, dazu geboren, zu befehlen und über den anderen zu stehen, auch im Ruin. Grau Puig konnte nur durch Geld seinen Adelstitel wahren. Er hat ein Vermögen für die Mitgift seiner Tochter ausgegeben. Das hat ihn beinahe in den Ruin getrieben. Ganz Barcelona weiß das! Hinter seinem Rücken lacht man über ihn, selbst seine Frau bekommt das mit. Was hat ein einfacher Handwerker in einem Palast in der Calle Monteada zu suchen? Und je mehr sich die anderen lustig machen, umso mehr muss er seinen Einfluss unter Beweis stellen, indem er mit Geld um sich wirft. Was wäre Grau Puig ohne Geld?«
    »Willst du damit sagen …?«
    »Ich will gar nichts sagen, aber ich würde keine Geschäfte mit ihm machen. Arnau handelt völlig richtig, auch wenn seine Gründe andere sein mögen.«
    Von diesem Tag an spitzte Guillem die Ohren, wenn in einer Unterhaltung der Name Grau Puig erwähnt wurde. Und an der Börse, im Seekonsulat, bei Verhandlungen, Warenkäufen und Gesprächen über die Lage des

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