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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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mich jetzt in Ruhe, Joan«, sagte Arnau müde.
    Der Mönch zuckte mit den Schultern und verließ die Wechselstube.
    »Sieh mal nach, was mit Mar los ist«, bat Arnau Guillem.
    »Ich weiß nicht, was sie hat«, sagte dieser einige Minuten später zu seinem Herrn, »aber Donaha sagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Frauengeschichten«, setzte er hinzu.
    Arnau sah ihn an.
    »Erzähl mir nichts von Frauen.«
    »Gegen den Willen des Königs können wir nicht viel ausrichten, Arnau. Vielleicht finden wir mit etwas Zeit eine Lösung.«
    Aber ihnen blieb keine Zeit. Pedro III. wollte am 23. Juni in See stechen, um den König von Kastilien nach Mallorca zu verfolgen, und ordnete an, dass sich seine Flotte an diesem Tag im Hafen von Barcelona einfinden sollte. Vorher aber wollte er die Angelegenheit bezüglich der Hochzeit seines Mündels Elionor mit dem wohlhabenden Arnau geklärt haben. So teilte es ein Beamter des Königs dem ehemaligen Bastaix in seiner Wechselstube mit.
    »Mir bleiben nur noch neun Tage«, klagte Arnau bei Guillem, als der Beamte gegangen war, »vielleicht weniger!«
    Wie mochte diese Elionor wohl sein? Arnau konnte nicht schlafen, wenn er bloß daran dachte. War sie alt? Jung? Schön? Hässlich? Freundlich und umgänglich oder hochmütig und zynisch wie alle Adligen, die er bislang kennengelernt hatte? Wie sollte er eine Frau heiraten, die er nicht einmal kannte?
    »Finde heraus, wie diese Frau ist«, bat er Joan. »Du wirst das hinbekommen. Ich muss ständig daran denken, was mich erwartet.«
    Noch am selben Tag, nachdem der königliche Beamte in der Wechselstube vorstellig geworden war, erstattete Joan Bericht: »Angeblich ist sie die uneheliche Tochter eines Onkels des Königs, auch wenn sich niemand zu sagen getraut, welcher von ihnen. Ihre Mutter starb bei der Geburt, deshalb wurde sie bei Hof aufgenommen …«
    »Aber wie ist sie, Joan?«, unterbrach ihn Arnau.
    »Sie ist dreiundzwanzig Jahre alt und bildschön.«
    »Und ihr Charakter?«
    »Sie ist eine Adlige«, sagte Joan nur.
    Warum sollte er Arnau erzählen, was er über Elionor gehört hatte? Gewiss, sie ist schön, hatte man ihm gesagt, doch aus ihrem Gesicht spricht ständiger Verdruss auf die ganze Welt. Sie ist launisch und verwöhnt, hochmütig und ehrgeizig. Der König hatte sie mit einem Adligen vermählt, der kurz darauf starb, und da sie keine Kinder hatte, war sie an den Hof zurückgekehrt. War dies wirklich eine Ehrerweisung für Arnau? Königlicher Großmut? Joans Vertraute lachten. Der König konnte Elionor nicht länger ertragen. Gab es denn eine bessere Partie für sie als einen der reichsten Männer Barcelonas, einen Geldwechsler, an den der König sich wenden konnte, wenn er Geld brauchte? König Pedro gewann in jeder Hinsicht: Er schaffte sich Elionor vom Hals und versicherte sich Arnaus Unterstützung. Doch warum sollte Joan Arnau das alles erzählen?
    »Was willst du damit sagen – sie ist eine Adlige?«
    »Na, genau das«, antwortete Joan, während er Arnaus Blick auswich. »Dass sie eine vornehme Dame ist, auch von noblem Charakter.«
    Auch Elionor hatte ihre Erkundigungen angestellt, und mit jeder weiteren Nachricht wuchs ihr Zorn. Ein ehemaliger Bastaix, ein Angehöriger jener Zunft, die aus den Hafensklaven entstanden war. Wie konnte der König sie mit einem Bastaix verheiraten? Ja, er war reich, sehr reich, wie ihr alle bestätigt hatten, aber was interessierte sie sein Geld? Sie lebte bei Hofe und es fehlte ihr an nichts. Als sie erfuhr, dass Arnau der Sohn eines geflohenen Leibeigenen und von Geburt gleichfalls ein Unfreier gewesen war, beschloss sie, zum König zu gehen. Wie konnte der König verlangen, dass sie, die Tochter eines Infanten, eine solche Person ehelichte?
    Doch Pedro III. empfing sie nicht. Die Hochzeit wurde auf den 21. Juni festgesetzt, zwei Tage vor seiner Abreise nach Mallorca.
    Am nächsten Tag sollte er heiraten, in der Palastkapelle Santa Agata.
    »Es ist eine kleine Kapelle«, erklärte ihm Joan. »Jaime II. ließ sie Anfang des Jahrhunderts nach den Anweisungen seiner Gemahlin Blanca von Anjou erbauen, um dort die Passionsreliquien aufzubewahren, genau wie in der Sainte-Chapelle in Paris, woher die Königin stammte.«
    Es sollte eine Hochzeit im kleinen Rahmen werden. Arnau würde nur Joan dabeihaben. Mar weigerte sich mitzukommen. Seit er verkündet hatte, dass er heiraten würde, ging ihm das Mädchen aus dem Weg und schwieg in seiner Gegenwart. Hin und wieder sah sie ihn an, doch

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