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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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nicht. Schließlich bückte er sich keuchend, packte sie am Arm und schleifte sie zu dem Platz, wo er sie den Anweisungen zufolge anketten sollte: weit weg von dem Geldwechsler. Das Rasseln der Schlüssel und das Klirren der Fußeisen besiegelten das Schicksal der Alten. Bevor der Kerkermeister den Raum verließ, ging er dorthin, wo Arnau hockte.
    »Warum?«, hatte er gefragt, als man ihm befahl, die Hexe weit weg von Arnau anzuketten.
    »Diese Hexe ist die Mutter des Geldwechslers«, antwortete ihm der Inquisitionsbeamte. So jedenfalls hatte es ihm der Hauptmann des Herrn von Bellera erklärt.
    »Du musst nicht glauben, dass für den gleichen Preis auch deine Mutter besseres Essen bekommt«, sagte der Kerkermeister, als er vor Arnau stand. »Sie mag deine Mutter sein, aber eine Hexe kostet Geld, Arnau Estanyol.«
    Das Gehöft mit dem angebauten Wehrturm stand unverändert auf der kleinen Anhöhe. Joan sah zu ihm hinauf und glaubte erneut das nervöse Gemurmel der Soldaten zu hören, das Klirren der Schwerter und die Jubelrufe, als er selbst Arnau an genau dieser Stelle davon überzeugt hatte, Mars Verheiratung zuzustimmen. Er hatte sich nie gut mit dem Mädchen verstanden. Was sollte er ihr jetzt sagen?
    Joan blickte zum Himmel und schlich dann gebeugt und mit gesenktem Kopf den Hügel hinauf. Der Saum seiner Kutte schleifte über die Erde.
    Das Gehöft wirkte verlassen. Nur das Widerkäuen der Tiere im ebenerdigen Stall war zu hören.
    »Ist jemand da?«, rief Joan.
    Er wollte noch einmal rufen, als er eine Bewegung bemerkte. Hinter einer Ecke des Gehöfts lugte ein kleiner Junge hervor und sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Komm her, Junge«, befahl ihm Joan.
    Das Kind zögerte.
    »Komm schon …«
    »Was ist los?«
    Joan wandte sich zu der Außentreppe um, die ins Obergeschoss führte. Oben an der Treppe stand Mar und sah ihn fragend an.
    Die beiden standen lange da, ohne etwas zu sagen. Joan versuchte in dieser Frau das Mädchen wiederzuerkennen, das er Felip de Ponts ausgeliefert hatte, doch von der Gestalt ging eine Strenge aus, die wenig mit den überschwänglichen Gefühlen gemeinsam hatte, die er vor fünf Jahren in diesem Gehöft erlebt hatte. Die Zeit verging und Joan sank immer mehr der Mut. Mar starrte ihn stumm an, ohne sich zu rühren.
    »Was willst du hier?«, fragte sie schließlich.
    »Ich bin gekommen, um mit dir zu reden.« Joan musste die Stimme erheben.
    »Ich wüsste nicht, was du mir zu sagen hättest.«
    Mar wollte sich umdrehen, doch Joan beeilte sich, ihr zuvorzukommen.
    »Ich habe Arnau versprochen, mit dir zu reden.« Anders als Joan erwartet hatte, schien Mar die Erwähnung von Arnau nicht weiter zu berühren. Aber sie ging auch nicht weg. »Hör mich an. Nicht ich will mit dir reden.« Joan wartete einen Moment. »Darf ich raufkommen?«
    Mar kehrte ihm den Rücken zu und ging ins Haus. Bevor er die Treppe hinaufging, sah Joan erneut zum Himmel. War das wirklich die Strafe, die er verdiente?
    Beim Eintreten räusperte er sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Mar stand am Herd und rührte in einem Topf, der an einem Kesselhaken über dem Feuer hing.
    »Sprich«, sagte sie knapp.
    Joan betrachtete ihren über den Herd gebeugten Rücken. Das Haar fiel ihr offen über die Schultern und reichte ihr fast bis zu den Hüften, die sich fest und wohlgeformt unter dem Kittel abzeichneten. Sie war eine Frau geworden … eine attraktive Frau.
    »Du sagst nichts?«, fragte Mar und wandte ihm für einen Moment den Kopf zu.
    Wie sollte er beginnen?
    »Arnau wurde von der Inquisition verhaftet«, sagte der Dominikaner unvermittelt.
    Mar hörte auf, in dem Topf zu rühren.
    Joan schwieg.
    Die Stimme schien aus den Flammen zu kommen, zitternd, brüchig: »Wir Frauen sind schon immer Gefangene gewesen.«
    Mar stand nach wie vor mit dem Rücken zu Joan, aufrecht, mit hängenden Armen, den Blick auf den Herd gerichtet.
    »Es war nicht Arnau, der dich in diesen Kerker sperrte …«
    Mar wandte sich brüsk um.
    »War nicht er es, der mich dem Herrn von Ponts zur Frau gab?«, brach es aus ihr heraus. »War nicht er es, der in die Hochzeit einwilligte? War nicht er es, der entschied, meine verlorene Ehre nicht zu rächen? Er hat mich vergewaltigt! Er hat mich entführt und vergewaltigt.«
    Sie hatte jedes Wort ausgespuckt. Sie zitterte. Alles an ihr zitterte, von der Unterlippe bis zu den Händen, die sie nun vor der Brust verschränkte. Joan konnte den Blick aus diesen geröteten Augen nicht

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