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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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gerade weit genug, um zu sehen, wie … Aber sie durfte nicht. Die Mädchen würden ihre Sache gut machen.
    Die Burg, der König, die Cortes … Ob sie schon einmal bei den Cortes gewesen seien? Der Krieg … ein paar spitze Schreie, als Genis Puig – der keine Burg, keinen König, keine Cortes vorzuweisen hatte – mit seinen Schlachten prahlte. Und Wein, viel Wein.
    »Was macht ein Adliger wie Ihr in der Stadt, in diesem Gasthof? Wartet Ihr vielleicht auf eine wichtige Persönlichkeit?«, hörte Aledis Teresa fragen.
    »Wir haben eine Hexe hergebracht«, sagte Genis Puig stolz.
    Die Mädchen hatten nur den Herrn von Bellera gefragt. Teresa sah, wie der Adlige seinem Begleiter einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Das war der richtige Moment.
    »Eine Hexe!«, rief Teresa, stürzte sich auf Jaume de Bellera und ergriff seine Hände. »In Tarragona haben wir gesehen, wie eine Hexe verbrannt wurde. Sie starb unter gellenden Schreien, während das Feuer an ihren Beinen hochzüngelte und ihre Brust verbrannte …«
    Teresa blickte zur Decke, als sähe sie den Flammen hinterher. Dann fasste sie sich mit den Händen an die Brust, doch nach einigen Sekunden kam sie wieder zu sich und sah verstört den Adligen an, in dessen Gesicht bereits das Verlangen geschrieben stand.
    Ohne die Hände des Mädchens loszulassen, stand Jaume de Bellera auf.
    »Komm mit.« Es war weniger eine Bitte als ein Befehl, und Teresa ließ sich davonziehen.
    Genis Puig sah den beiden hinterher.
    »Und wir?«, fragte er Eulàlia und legte eine Hand auf das Bein des Mädchens.
    Eulàlia machte keine Anstalten, die Hand wegzuschieben.
    »Zuerst will ich alles über die Hexe wissen. Es erregt mich …«
    Genis Puig schob seine Hand zwischen die Beine des Mädchens und begann zu erzählen. Aledis hätte beinahe den Kopf gehoben und alles verdorben, als sie den Namen Arnau hörte. »Die Hexe ist seine Mutter«, hörte sie Genis Puig sagen.
    »Gehen wir jetzt?«, fragte er schließlich, als er mit seiner Erzählung geendet hatte.
    Aledis hörte, dass Eulàlia schwieg.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie dann.
    Genis Puig sprang auf und ohrfeigte das Mädchen.
    »Lass jetzt die Ziererei und komm!«
    »Also gut, gehen wir«, gab sie nach.
    Als Aledis alleine im Raum war, richtete sie sich mühsam auf. Sie legte die Hände in den Nacken und streckte sich. Man würde Arnau und Francesca einander gegenüberstellen – den Teufel und die Hexe, wie Genis Puig sie genannt hatte.
    »Eher würde ich sterben, bevor Arnau erfährt, dass ich seine Mutter bin«, hatte Francesca bei einem der wenigen Gespräche gesagt, die sie nach Arnaus Rede vor der Burg Montbui geführt hatten. »Er ist ein angesehener Mann, und ich bin eine gewöhnliche Hure«, hatte sie hinzugesetzt, bevor Aledis etwas erwidern konnte. »Außerdem könnte ich ihm viele Dinge nicht erklären … Warum ich ihm und seinem Vater nicht gefolgt bin, warum ich ihn dem sicheren Tod überließ …«
    Aledis hatte zu Boden gesehen.
    »Ich weiß nicht, was ihm sein Vater über mich erzählt hat«, fuhr Francesca fort, »aber wie dem auch sei, es ist nicht wiedergutzumachen. Die Zeit lässt vieles vergessen, auch die Mutterliebe. Wenn ich an ihn denke, dann sehe ich ihn, wie er auf diesem Podest stand und den Adligen die Stirn bot. Ich will nicht, dass er meinetwegen absteigt. Es ist besser, alles so zu lassen, wie es ist, Aledis. Du und ich, wir sind die einzigen Menschen auf der Welt, die davon wissen. Ich verlasse mich darauf, dass du mein Geheimnis auch über meinen Tod hinaus wahrst. Versprich es mir, Aledis.«
    Doch was war dieses Versprechen nun noch wert?
    Als Esteve erneut in den Turm kam, hatte er die Sense nicht mehr dabei.
    »Die Herrin sagt, du sollst dir die Augen verbinden«, sagte er zu Joan und warf ihm ein Stück Stoff hin.
    »Wofür hältst du dich?«, tobte Joan und versetzte dem Stoff einen Tritt.
    Das Innere des Turms war klein, nicht mehr als drei Schritt in jede Richtung. Mit einem Satz stand Esteve vor ihm und verpasste ihm zwei Ohrfeigen, eine auf jede Wange.
    »Die Herrin hat gesagt, du sollst dir die Augen verbinden.«
    »Ich bin Inquisitor!«
    Diesmal schleuderte Esteves Ohrfeige ihn gegen die Wand. Joan sank Esteve vor die Füße.
    »Binde dir das Tuch um.« Esteve zog ihn mit einer Hand hoch. »Los, mach schon«, sagte er, als Joan wieder stand.
    »Glaubst du, mit Gewalt wirst du einen Inquisitor brechen? Du kannst dir nicht vorstellen, was …«
    Esteve ließ ihn nicht

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