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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Flucht zu sein.«
    Die Ratsherren und der Zunftmeister der Bastaixos hatten sich zum Gehen gewandt. Die Soldaten traten beiseite, Angst stand auf ihren Gesichtern. Guillem achtete nur auf das Gespräch zwischen dem Bischof und dem Inquisitor. Unterdessen stand Arnau immer noch mitten im Raum neben Francesca und sah Nicolau herausfordernd an. Dieser wich seinem Blick aus.
    »Nehmt ihn mit!«, gab der Inquisitor schließlich nach.
    Die Menge auf dem Platz und in den überfüllten Seitenstraßen brach in Jubel aus, als die Ratsherren mit Arnau vor dem Tor des Palasts erschienen. Francesca zog die Füße nach. Niemand hatte auf die alte Frau geachtet, als Arnau sie am Arm gepackt und aus dem Gerichtssaal geschoben hatte. Doch an der Tür hatte er sie losgelassen und war wie angewurzelt stehen geblieben. Die Ratsherren hatten ihn zum Weitergehen gedrängt, doch Arnau rührte sich nicht. Nicolau stand noch immer hinter dem Tisch und sah ihm hinterher, ohne auf den Steinhagel zu achten, der durch das Fenster hereinprasselte. Einer der Steine traf ihn am linken Arm, doch der Inquisitor blieb reglos stehen. Die übrigen Mitglieder des Tribunals hatten sich weit weg von der Fensterfront in Sicherheit gebracht, vor der sich der Zorn der Bürger entlud.
    »Guillem …«
    Der Maure trat zu ihm, fasste ihn bei den Schultern und küsste ihn auf den Mund.
    »Geh mit ihnen, Arnau«, drängte er ihn. »Draußen warten Mar und dein Bruder. Ich habe noch etwas hier zu erledigen. Wir sehen uns später.«
    Obwohl sich die Ratsherren bemühten, ihn zu schützen, stürzten sich die Leute auf Arnau, sobald er den Platz betrat, um ihn zu umarmen, zu berühren und zu beglückwünschen. Immer neue lächelnde Gesichter tauchten vor ihm auf. Niemand wollte zur Seite weichen, um die Ratsherren durchzulassen. Die Gesichter riefen ihm etwas zu.
    Durch das Gedränge der Menge wurden die fünf Ratsherren und der Zunftmeister, die Arnau in ihre Mitte nahmen, hin und her geschoben. Das Geschrei ging Arnau durch Mark und Bein. Immer neue Gesichter tauchten vor ihm auf. Seine Beine gaben nach. Arnau versuchte über die Köpfe der Leute hinwegzusehen, doch er erkannte nur einen Wald von Armbrüsten, Schwertern und Dolchen, die sich unter dem Geschrei der Menge in den Himmel reckten, immer und immer wieder … Er stützte sich auf die Ratsherren, doch als er kurz davor war zu fallen, tauchte eine kleine steinerne Figur in dem Meer aus Waffen auf, die genau wie diese hin und her wogte.
    Guillem war zurückgekommen und seine Jungfrau lächelte ihm zu. Arnau schloss die Augen und ließ sich von den Ratsherren davontragen.
    Mar, Aledis und Joan kamen nicht an Arnau heran, sosehr sie auch drängten und rempelten. Als das Gnadenbild der Jungfrau und die Banner zurück zur Plaza del Blat zogen, entdeckten sie ihn auf den Armen der Ratsherren. Auch Jaume de Bellera und Genis Puig, die sich unters Volk gemischt hatten, konnten ihn sehen. Bis gerade eben hatten auch sie ihre Schwerter in dem Meer aus Waffen gegen den Bischofspalast erhoben und waren gezwungenermaßen in die Rufe gegen den Inquisitor eingefallen, obwohl sie aus tiefstem Herzen beteten, dass Nicolau hart blieb und der König seine Haltung änderte und dem Sanctum Officium zu Hilfe kam. Wie war es möglich, dass sich der König, für den sie so oft ihr Leben riskiert hatten, so feige zurückhielt?
    Als er Arnau entdeckte, reckte Genis Puig erneut sein Schwert in die Luft und begann zu schreien wie ein Besessener. Der Herr von Navarcles kannte diesen Schrei. Er hatte ihn schon oft gehört, wenn sich der Ritter, das Schwert über seinem Kopf schwenkend, im gestreckten Galopp in den Kampf stürzte. Genis' Waffe stieß gegen die Armbrüste und Schwerter der Umstehenden. Die Leute wichen zurück, und Genis Puig drängte in Richtung der Ratsherren, die soeben von der Plaza Nova in die Calle del Bisbe einbogen. Hatte er vor, sich dem gesamten Heer von Barcelona entgegenzustellen? Man würde ihn töten, zuerst ihn und dann …
    Jaume de Bellera warf sich auf seinen Freund und zwang ihn, das Schwert zu senken. Die Umstehenden sahen sie befremdet an, doch die große Masse drängte weiter in Richtung Calle del Bisbe. Die Lücke in der Menge schloss sich, sobald Genis aufgehört hatte zu brüllen und mit dem Schwert zu fuchteln. Der Herr von Bellera zog ihn von denen weg, die seine Attacke beobachtet hatten.
    »Bist du verrückt geworden?«, fragte er.
    »Sie haben ihn freigelassen … Frei!« Genis betrachtete

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