Die Kathedrale des Meeres
errichtet, um den religiösen Betrieb nicht zu unterbrechen. Zunächst situierte der Architekt Bassegoda Amigó den Vorgängerbau an der Ecke der Calle Espaseria, was bedeutet hätte, dass man den heutigen Bau vor diesem, weiter nördlich, errichtet hätte, getrennt durch eine Straße, die heutige Calle Santa María. Als jedoch 1966 bei den Bauarbeiten zu einem neuen Presbyterium und einer neuen Krypta eine römische Nekropole unter der Kirche gefunden wurde, musste man von Bassegodas Idee Abstand nehmen. Sein Enkel, ebenfalls Architekt und ein Kenner der Kirche, geht heute davon aus, dass sich die Folgebauten von Santa María stets am selben Platz befanden und einander überlagerten. In dieser Nekropole ruhten wahrscheinlich die Gebeine der heiligen Eulàlia, Stadtpatronin Barcelonas, bevor sie durch König Pedro von Santa María in die Kathedrale überführt wurden.
Das im Roman geschilderte Gnadenbild der Madonna des Meeres hat heute seinen Platz auf dem Hauptaltar der Kirche; zuvor befand es sich am Tympanon des Portals in der Calle del Born.
Über die Glocken von Santa María ist nichts bekannt bis in das Jahr 1714, das Jahr des Sieges Philipps V. über die Katalanen. Der kastilische König erhob eine Sondersteuer auf die Glocken in Katalonien, zur Strafe dafür, dass sie die Katalanen mit ihrem Geläut dazu aufgerufen hatten, ihr Land zu verteidigen. Doch nicht nur Kastilier betrachteten es mit Missfallen, dass die Glocken die Bürger zu den Waffen riefen. Nachdem König Pedro III. einen Aufstand in Valencia niedergeschlagen hatte, ordnete er die Hinrichtung mehrerer Aufständischer an, bei der die Verurteilten gezwungen wurden, das geschmolzene Metall jener Glocke zu trinken, welche die Valencianer zum Kampf gerufen hatte.
Santa María war ein repräsentativer Bau. Nicht umsonst fiel die Wahl König Pedros auf den Vorplatz der Kirche, um dort die Bürgerschaft auf den Krieg gegen Sardinien einzuschwören, und nicht auf einen anderen Platz der Stadt, die Plaza del Blat mit dem Palast des Stadtrichters etwa.
Die einfachen Bastaixos, die unentgeltlich die Steine nach Santa María schleppten, sind das deutlichste Beispiel für die Begeisterung, mit der das Volk zum Bau der Kirche beitrug. Die Pfarrei gestand ihnen umfassende Privilegien zu, und bis zum heutigen Tage zeigen Bronzereliefs am Hauptportal, Reliefbilder im Presbyterium und auf Marmorkapitellen die Marienverehrung der Lastenträger aus dem Hafen.
Den Juden Hasdai Crescas gab es wirklich, ebenso einen gewissen Bernat Estanyol, Hauptmann der Almogavaren. Bei der Wahl des zweiten Namens handelt es sich um eine zufällige Übereinstimmung, der Erstere wurde bewusst ausgewählt, doch sein Leben und sein Beruf als Geldwechsler sind eine Erfindung des Autors. 1391, sieben Jahre nach der offiziellen Einweihung von Santa María und mehr als hundert Jahre, bevor die Katholischen Könige die Vertreibung der Juden aus ihren Königreichen anordneten, wurde das Judenviertel Barcelonas vom Volk gestürmt, seine Bewohner wurden getötet. Wer mehr Glück hatte, etwa weil es ihm gelungen war, in ein Kloster zu fliehen, wurde gezwungen zu konvertieren. Nachdem das Judenviertel der Stadt völlig zerstört, seine Häuser abgerissen und an ihrer Stelle Kirchen errichtet worden waren, versuchte König Juan, besorgt wegen der finanziellen Einbußen, die das Verschwinden der Juden für die königlichen Schatullen bedeutete, seine jüdischen Untertanen zur Rückkehr nach Barcelona zu bewegen. Er versprach Steuerbefreiungen, solange die Gemeinde nicht mehr als zweihundert Mitglieder zählte, und befreite sie von Pflichten wie etwa jener, ihre Betten und Möbel zur Verfügung zu stellen, wenn der Hof in Barcelona weilte, oder jener, für die Löwen und sonstigen wilden Tiere des Königs aufzukommen. Doch die Juden kehrten nicht zurück, und im Jahr 1397 gestand der König der Stadt Barcelona das Privileg zu, kein Judenviertel zu besitzen.
Der Generalinquisitor Nicolau Eimeric musste letztendlich Zuflucht beim Papst in Avignon suchen, doch nach dem Tod König Pedros kehrte er nach Katalonien zurück und wetterte erneut gegen die Werke Ramon Llulls. Als König Juan ihn 1393 des Landes verwies, flüchtete er ein weiteres Mal zum Papst. Doch noch im selben Jahr kehrte er nach Seu d'Urgell zurück, und König Juan musste den Bischof der Stadt auffordern, ihn unverzüglich des Bistums zu verweisen. Nicolau floh erneut nach Avignon, doch als König Juan starb, erhielt er von König
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