Die Kathedrale des Meeres
Martín dem Menschlichen die Erlaubnis, seine letzten Lebensjahre in seiner Geburtsstadt Gerona zu verbringen, wo er, achtzigjährig, starb. Eimerics Grundsatz, dass man mehr als einmal foltern könne, indem man jede weitere Folterung als Fortsetzung der ersten betrachte, entspricht ebenso der Wahrheit wie seine Überlegungen hinsichtlich der Zustände, die im Kerker herrschen sollten, damit der Gefangene bald zugrunde gehe.
Im Gegensatz zu Kastilien, wo die Inquisition erst seit 1487 wirkte – auch wenn die Erinnerung an ihre schrecklichen Prozesse die Jahrhunderte überdauerte –, besaß Katalonien bereits ab 1249 eigene Inquisitionstribunale, die völlig unabhängig von der traditionellen kirchlichen Rechtsprechung bischöflicher Tribunale waren. Dass die ersten Inquisitionstribunale in Katalonien eingerichtet wurden, liegt im ursprünglichen Ansinnen dieser Institution begründet: dem Kampf gegen die Häresie, die man in jenen Jahren mit den Katharern in Südfrankreich und den Waldensern des Petrus Valdes aus Lyon gleichsetzte. Diese beiden von der Kirche als ketzerisch verdammten Lehren fanden aufgrund der geografischen Nähe zahlreiche Anhänger unter der Bevölkerung des alten Kataloniens, darunter auch katalanische Adlige aus dem Pyrenäenumland wie etwa der Vicomte Arnau und seine Gemahlin Ermessenda, Ramon, Herr von Cadí, und Guillem de Niort, Richter des Grafen Nunó Sanç in Cerdanya und Conflent.
So nahm der traurige Siegeszug über die Iberische Halbinsel seinen Ausgang in Katalonien. Nachdem 1286 die Katharerbewegung zerschlagen war, wies Papst Klemens V. die katalanische Inquisition zu Beginn des 14. Jahrhunderts an, ihre Aufmerksamkeit dem in Ungnade gefallenen Templerorden zuzuwenden, wie dies auch im benachbarten Frankreich geschah. Doch in Katalonien wurden die Templer nicht mit dem gleichen Hass verfolgt wie durch den französischen König – wobei dessen Gründe vor allem finanzieller Natur waren –, und auf einem vom Bischof von Tarragona einberufenen Landeskonzil beschlossen die anwesenden Bischöfe einstimmig eine Erklärung, welche die Templer freisprach und keinen Grund fand, sie der Ketzerei zu beschuldigen.
Nach den Templern richtete die katalanische Inquisition ihr Augenmerk auf die Begarden, die sich ebenfalls bis nach Katalonien ausgebreitet hatten. Es kam zu einigen Todesurteilen, die wie allgemein üblich nach der Entlassung der Verurteilten durch den weltlichen Arm vollstreckt wurden. Mitte des 14. Jahrhunderts dann, als sich während der Pestepidemie von 1348 der Volkszorn gegen die Juden in ganz Europa entlud und allenthalben Juden beschuldigt wurden, begann die katalanische Inquisition in Ermangelung von Ketzern und anderen Sekten oder spirituellen Bewegungen vor allem gegen die Juden vorzugehen.
Mein Dank gilt meiner Frau Carmen, ohne die dieser Roman nicht möglich gewesen wäre, Pau Pérez, der ebenso viel Leidenschaft daransetzte wie ich, der Escola d'Escriptura de l'Ateneu Barcelonès für ihre hervorragende Arbeit sowie meiner Agentin Sandra Bruna und meiner Lektorin Ana Liarás.
Barcelona im November 2005
Legende der Stadtkarte
von Barcelona
1. DIE STADTMAUER
Stadttor Santa Anna (La Rambla/Calle Santa Anna)
Seit dem 13. Jahrhundert war Barcelona von einer Mauer umgeben, die auch jene Viertel umschloss, die jenseits der alten römischen Stadtmauern entstanden waren. Diese verlief parallel zur Rambla, die damals noch ein Wasserlauf war. Dahinter erstreckte sich das Raval mit seinen Feldern, Brachen, Herbergen und Klöstern. König Pedro III. und der Rat der Hundert beschlossen dann den Bau einer neuen Mauer, die auch das Raval einschloss.
Das Portal Santa Ana erhielt seinen Namen von dem gleichnamigen Kloster. Rund um dieses Stadttor lebten die Armen und Entwurzelten der Stadt, die Krüppel und Bettler. Die Stadttore wurden jeden Morgen geöffnet, um Besucher und Landbewohner einzulassen, bei Sonnenuntergang wurden sie wieder geschlossen.
2. DAS TÖPFERVIERTEL
Carrer dels Ollers, Nähe Stadttor Trentaclaus (Calle Escudellers /La Rambla)
Am Stadttor Trentaclaus befand sich das Töpferviertel. In diesem Randbereich der Stadt am Ende der Rambla gab es Sand, den die Töpfer zur Herstellung ihrer Töpfe, Teller und Schüsseln brauchten. So entstanden dort die Straßen Carrer dels Ollers und Carrer dels Ollers Blancs, die heutige Calle Escudellers. Sie nahm ihren Anfang an einem weiteren Stadttor an der Rambla, dem Portal de Trentaclaus.
3. DAS VIERTEL
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