Die Katze, die den Braten roch.
über den Teppich kundgetan?«, fragte Polly.
»Die Geschworenen beraten noch. Es kann sich nur um Tage handeln. Aber jetzt etwas Ernstes, Polly… Hast du das von Eddington Smith gehört? Sie haben es im Radio gebracht.«
»Ich habe kein Radio gehört.«
»Er ist gestern gestorben. Herzanfall.«
»Oh, dieser liebe Mann!«, rief Polly. »Er war ja schon an die 80 und nie gesund, aber er hat in seinem stickigen Hinterzimmer für die Bücherei alle Reparaturen durchgeführt und Bücher gebunden. Er wird uns fehlen.«
»Ich war die halbe Nacht auf und habe seinen Nachruf geschrieben«, berichtete Qwilleran, »und ich muß gestehen, Edds Nachruf gehört zu meinen gelungeneren Texten dieser Gattung. Glaubst du, daß euer Verwaltungsrat etwas zum Gedenken an Eddington in Erwägung ziehen würde – ein jährliches Stipendium oder einen Aufsatzwettbewerb für die Unterstufe vielleicht – oder beides? Der Klingenschoen-Fonds würde sich zur Hälfte an den Kosten beteiligen.«
»Ganz sicher. Ich setze heute abend eine Sondersitzung an.«
»Vergiß nicht, der Zeitung eine Pressemitteilung zu schicken.«
»Das werde ich tun… Was machst du heute, Qwill?«
»Bloß Alltagskram.«
Als der schwarze Lieferwagen langsam die River Road heraufkam, tauchte Yum Yum unter, doch Koko sprang aufgeregt aufs Fensterbrett und wieder runter, als wüßte er, daß das eine genehmigte Lieferung war. Auf den Autotüren prangte in geschmackvollen Goldlettern: ›Amandas Einrichtungsatelier‹. Der Fahrer war ein großer, blonder junger Mann in einer Nylonjacke mit der Aufschrift Curlingverein Mudville auf dem Rücken.
Qwilleran ging hinaus, um ihn zu begrüßen. »Spielen Sie im Curlingteam von Sawdust City?«
»Ja«, antwortete der junge Mann und begann den Wagen auszuladen.
»Ich habe gehört, das soll ein recht interessanter Sport sein.«
»Ja.«
Zuerst trug er den viereckigen braunen Lampenschirm für die kupferne Lampe mit dem viereckigen Ständer hinein. Er war eindeutig zehnmal besser als der vorherige Lampenschirm, der rund und elfenbeinfarben war.
Dann kamen die Schüssel mit den glänzenden roten Äpfeln und zwei rote Kissen für das Sofa, gefolgt von einer Kiste mit fünf Blumentöpfen mit Geranien.
»Was ist denn das?«, fragte der überraschte Kunde.
»Pflanzen. Sie hat gesagt, ich soll sie da aufs Geländer stellen.«
»Auf die Galerie?«
»Das hat sie gesagt.«
Die Blumentöpfe wurden in Abständen von etwa 30 Zentimetern aufgestellt. Fran war stets der Meinung, daß vier besser waren als drei und fünf besser als vier. Sie gab nie eine Begründung dafür an; jemand, der so attraktiv und talentiert war wie Fran, brauchte nichts zu begründen.
Als Letztes kam der Wandbehang, 90 mal 1,20. Er bedeckte den Großteil des Kaminmantels aus rohen Ziegeln – eine stilisierte Naturszene, die zwei Rotkehlchen zeigte, welche einen Wurm aus einem Rasen zogen. Alles war übergroß: Die Rotkehlchen waren so groß wie Truthähne, die grünen Blätter im Hintergrund so groß wie eine Pizza und der Wurm so groß wie eine Salami.
Nachdem der Monteur den Wandbehang aufgehängt und mit einer kleinen Wasserwaage kontrolliert hatte, trat er ein paar Schritte zurück, um ihn zu betrachten. »Cool!«, sagte er zu Qwilleran. »Das sind Rotkehlchen.«
»Sie sind groß genug, um Truthähne zu sein«, bemerkte Qwilleran.
»Ja. Künstler machen so verrückte Sachen.«
Seinen Alltagskram erledigte Qwilleran in der Redaktion des Moose County Dingsbums, wo er seinen Nachruf abgab. Er kontrollierte Fahnenabzüge, Fotos und Schlußfassungen von Artikeln. Es gab Fotos von zehn Bergwerken und von fünf direkten Nachfahren der Besitzer… Berichte über die stille Auktion mit Bildern von Derek Cuttlebrink, den beiden Polizeihunden und einem zufriedenen Besucher, der einen Schaukelstuhl wegtrug… Der Nachruf auf Eddington Smith kam auf die Seite mit den Todesanzeigen, zusammen mit einem Foto des Buchladens und einem Archivfoto des verstorbenen Buchhändlers.
Nur Qwilleran wußte, was bei der Auto-Prozession wirklich los gewesen war: daß die Ansprachen der Politiker immer kürzer geworden waren, daß die Würdenträger sich schließlich geweigert hatten, die Limousinen zu verlassen, daß der Bezirkshistoriker auf dem Rücksitz eingeschlafen war, daß es nur neun Kränze für zehn Bergwerke gegeben hatte und daß ein direkter Nachkomme eines Bergwerksbesitzers mit dem Zeigefinger willkürlich auf alle geschossen hatte. Peng! Und so weiter.
In
Weitere Kostenlose Bücher