Die Katze, die den Braten roch.
auf dem Couchtisch; die roten Geranien standen in einer Reihe auf dem Geländer der Galerie, und über dem Kamin zupften die Rotkehlchen noch immer an ihrem Wurm.
Qwilleran sagte zu den Katzen: »Ich habe euch noch etwas zur Inspektion mitgebracht«, und er hängte die Stickerei über der Arbeitsplatte in der Küche auf.
Die Acht-Uhr-Nachrichten mit all ihrer Dringlichkeit und ihrem Besorgnis erregenden Thema waren für Qwilleran ein willkommener Anlaß, seinen neuen Nachbarn auf einen Drink einzuladen, doch als er anrief, reagierte Nightingale zögernd. »Ich habe eine Katzenphobie.«
»Keine Sorge. Ich sperre die Katzen in ihr Zimmer auf der Galerie«, versicherte ihm Qwilleran. »Was wollen Sie trinken?«
»Nur einen kleinen Wodka mit Eis.«
Qwilleran bereitete zwei Schüsseln mit gemischten Nüssen vor und versteckte die Handschuhschatulle, die er ja offiziell nicht haben durfte. Die Katzen bekamen einen Extra-Leckerbissen und wurden nach oben geführt.
Kirt Nightingale kam eine Viertelstunde vor Beginn der Nachrichten. Beim Eintreten schoß sein Blick in Ecken und dunkle Winkel, als erwarte er, aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden. Sobald er sich sicher fühlte, nahm er auf dem Sofa Platz. Natürlich fiel ihm das Buch auf dem Couchtisch auf. »Interessieren Sie sich für Ägypten? Ich kann Ihnen Die Tagebücher von Bonaparte in Ägypten von 1779 bis 1801 besorgen. Zehn Bände, in Halbleder gebunden und mit wissenschaftlichen Übersetzungen auf Arabisch.«
»Klingt interessant«, sagte Qwilleran, eher höflich als interessiert. »Wie viel?«
»Nur 700.«
»Das ist sicher eine Überlegung wert.«
»Kennen Sie David Roberts?«
Das klang wie ein abrupter Themenwechsel. Qwilleran kannte zwei Männer dieses Namens: den Sportredakteur bei der Zeitung und den Mechaniker in Gippels Werkstatt. Zum Glück war er klug genug zu fragen: »Welchen?«
»Den Künstler aus dem 18. Jahrhundert, der ägyptische Wüsten und Architektur gemalt hat. Es gibt drei Bände, die Ihnen gefallen würden – mit über 100 handkolorierten Lithographien. Herausgegeben 1846. Es sind natürlich nicht mehr die Originalfarben, aber sie sind alt.«
Qwilleran nickte. »Ja, natürlich. Was wird dafür verlangt?«
»Sie könnten die drei Bände, Großformat, für weniger als 60.000 haben.«
»Darüber müssen wir uns einmal unterhalten«, sagte Qwilleran, sah auf die Uhr und schaltete die Acht-Uhr-Nachrichten ein. Die Musik wurde abrupt unterbrochen, was das Gefühl der Dringlichkeit erhöhte. Dann sagte der Sprecher: »Zehntausende Bezirksbewohner werden diese Sendung hören und erkennen, daß etwas getan werden muß.« Er stellte den Präsidenten der Bezirksversammlung vor, der die Bergwerkshütten in blumigen Ausdrücken gepriesen hatte und jetzt ernst und besorgt wirkte. »Aufgrund der Trockenheit«, erklärte der Politiker, »unterirdischer Brände, die an die Oberfläche kommen könnten, und möglicher starker Winde könnte sich ein Brand auf die ganze Gegend ausbreiten, 200 Quadratmeilen mit Farmen, Wäldern und Städten zerstören und diesen unseren schönen Bezirk über Nacht in Schutt und Asche legen! Das ist im 19. Jahrhundert schon einmal passiert, und es könnte wieder passieren. Routinestreifen sind nicht genug. Unsere einzige Verteidigung ist eine ständige Überwachung, rund um die Uhr. Wir haben 15 Freiwillige Feuerwehren, die in Alarmbereitschaft versetzt worden und dafür ausgerüstet sind, kleine Brände zu löschen, bevor sie zu Großbränden werden, aber sie müssen wissen, wo es Brände gibt.
Abhilfe schafft die Bürger-Feuerwache, die um Mitternacht zu ihrem ersten Einsatz aufbrechen wird. Ernie Kemple, der die Aktion leitet, wird nun das Konzept erklären.«
»Zuerst möchte ich euch daran erinnern, Leute, daß die Idee von Studenten des öffentlichen Colleges von Moose County stammt, die bei Burgess Campbell amerikanische Geschichte studieren und fleißig an der Planung der Aktion gearbeitet haben.«
Kemples dröhnende Stimme war allseits bekannt. Seit er seine Versicherungsgesellschaft verkauft hatte und in den Ruhestand getreten war, hatte er in Aufführungen des Theaterclubs gespielt und war zum freiwilligen Helfer des Jahres gekürt worden.
»Kurz gesagt«, fuhr Kemple fort, »private Bürger werden mit ihren eigenen Autos die Seitenstraßen rund um die Bergwerke abfahren, nach Bränden Ausschau halten und sie per Handy an eine Hotline melden. Sie werden in dreistündigen Schichten ein Gebiet
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