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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Geburtsberechnung erstellen, Qwill?«, fragte Susan.
    »Sie meinen ein Horoskop?«
    »Liebling, ich spreche nicht von dem Unsinn, den Ihre Zeitung druckt, um den Platz auf der Witzseite zu füllen! Sie geben einfach Ort, Datum und Stunde Ihrer Geburt an, und Mrs. Young wird den Einfluß der Planeten auf Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ermitteln.«
    Qwilleran schnaubte in seinen Schnurrbart. Er kannte seine Vergangenheit und Gegenwart und zog es vor, über seine Zukunft nichts zu wissen. Einem Impuls folgend, fragte er: »Wer ist denn ihr Sohn?«
    »Das Y in XYZ Enterprises, aber er macht jetzt eine eigene Firma auf. Wissen Sie vielleicht zufällig die Stunde Ihrer Geburt, Qwill? Die meisten Menschen kennen sie nämlich nicht.«
    »Sieben Minuten nach elf in der Nacht – eine Glückszahl, hat meine Mutter gesagt.«
    »Ich würde sagen, Sie hatten auch Glück, Liebling.«
    »Ab und zu. Könnte ich meine… Geburtsberechnung auch anonym ausarbeiten lassen?«
    »Sie können einen falschen Namen angeben, und ich werde nichts über Sie verraten. So wird das Ergebnis die Integrität der Wissenschaft beweisen – und Mrs. Youngs Können.«
    Qwilleran schrieb die notwendigen Daten auf, und dazu den Namen Ronald Frobnitz. »Wie viel soll diese kleine Scharade denn kosten?«
    »Nicht mehr, als Sie sich leisten können… Noch eine Tasse?«
    »Nein, danke, aber er ist gut. Was für eine Marke koffeinfreien Instantkaffees verwenden Sie?«
    »Raus mit Ihnen!«, schrie Susan.
    Qwilleran begann durch das leere Geschäft zu spazieren. »Die Kunden rennen Ihnen heute nicht gerade die Türen ein.«
    »Es ist Montag.«
    Er schlenderte an Chippendale, Queen Anne und chinesischen Antiquitäten vorbei und blieb dann vor einer gerahmten Stickerei stehen. Das Garn war verblaßt und das Leinen vor Alter dunkel. Als Rahmen war das Alphabet aufgestickt, und in der Mitte war ein kleiner Junge zu sehen, der über eine brennende Kerze sprang. Die Inschrift lautete: Schnelle Sprünge geraten selten.
    »Was ist denn das?«, fragte Qwilleran.
    »Ein gestickter Wandschmuck, spätes 19. Jahrhundert«, antwortete Susan. »Gewöhnlich führe ich so etwas in meinem Geschäft nicht, aber er war in einer Kiste mit recht guten Gravierungen.«
    »Ich wünschte, ich hätte einen Dollar für jedes Mal, wenn meine Mutter diesen Spruch zu mir gesagt hat. Bei uns daheim galt die Devise: Eile mit Weile. Das letzte Mal, als ich es eilig hatte, rannte ich hinaus, um mit den anderen Kindern Baseball zu spielen, und bin ein paar Betonstufen hinuntergefallen. Meine Oberlippe wurde mit zwölf Stichen genäht.« Er klopfte sich auf den Schnurrbart.
    »Ihre Mutter muß eine Heilige gewesen sein, Qwill, um aus einem Balg wie Ihnen einen verantwortungsvollen Erwachsenen zu machen. Und ich wette, Sie waren ein Balg.«
    »Ja, aber ein anständiger. Wie viel kostet die Stickerei?«
    »Nehmen Sie sie«, sagte Susan. »Ich kriege sie ohnehin nicht los.«
    Auf dem Heimweg schaltete Qwilleran wegen der stündlichen Nachrichten auf WPKX das Autoradio ein und hörte Derek Cuttlebrink in seinem Country-&-Western-Stil singen: »Ich fand mein Hündchen in Pickax…« Dieser Gauner, dachte Qwilleran, war beim Sender und hat dieses Lied aufgenommen, und die werden es jetzt bis Weihnachten bis zum Überdruß ständig spielen! Vielleicht werden ja Unmengen Hunde und Katzen aus dem Tierheim geholt, aber die Zuhörer werden dabei verrückt!
    Die Radionachrichten waren nur eine Kurzfassung des heutigen Moose County Dingsbums, mit Ausnahme einer Meldung: »Die Situation in Moose County spitzt sich zu! Schalten Sie heute Abend um acht WPKX ein und hören Sie, welche Vorschläge führende Gemeindemitglieder zur Bekämpfung der Brandgefahr auf Wiesen und Feldern, in Wäldern und kleinen Dörfern haben. Drastische Maßnahmen sind erforderlich! Alle Einwohner von Moose County sollten heute Abend zuhören. Sagen Sie es auch Ihren Freunden und Nachbarn!«
    Während Qwilleran in der Stadt war, hatten sich die Katzen mit den Neuerwerbungen angefreundet. Als er nach Hause kam, sah er, daß eine Ecke des dicken Teppichs zurückgeschlagen war und darunter zwei seiner gelben Bleistifte versteckt waren – Yum Yums Werk. Der neue Lampenschirm auf der kupfernen Lampe im Vorzimmer war verdreht, so daß er nicht mehr parallel zum Sockel war – Kokos Werk. Der Kater rieb sich gerne an der Unterkante von Lampenschirmen das Kinn. Ansonsten war alles in Ordnung: Die roten Äpfel lagen in ihrer Schüssel

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