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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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und steckte seinen Kassettenrecorder ein. »Das war ein sehr interessantes Gespräch. Ich freue mich schon auf die Vorführung im Frühling… Wo ist mein Fotograf? Gehen wir, Clayton.«
    »Hier bin ich – im Wohnzimmer. Ich habe einen Freund gefunden.« Er saß im Schneidersitz auf dem Fußboden; ein schwarzer Schnauzer drückte sich an seine Brust und sah mit grenzenloser Ergebenheit zu ihm auf. »Das ist Cody«, sagte MacMurchie. »Wenn du willst, kannst du sie haben. Dort, wo ich hinziehe, darf ich kein Haustier halten. Sie ist ein liebes kleines Ding. Sie hat meiner Frau gehört.«
    Clayton sagte: »Ich lebe auf einer Farm. Dort würde es ihr gefallen. Kann ich sie im Flugzeug mitnehmen, Boß?«
    »Besprich das lieber mit deiner Großmutter.«
    Während Clayton noch ein paar Fotos von Cody machte, gingen die beiden Männer zur Tür, und Qwilleran erkundigte sich nach den Waffen in dem Ausstellungstisch.
    »Das sind lange schottische Dolche – länger als normale Dolche und kürzer als Schwerter.« Er hob die Glasplatte hoch und zog einen Dolch aus der Scheide. »Sehen Sie diese Rinnen in der Klinge? Die sind für das Blut. Diese Hochlandbewohner haben an alles gedacht.« Es gab auch zwei Silberbroschen von etwa sieben Zentimetern Durchmesser mit eidottergroßen Steinen – einer Art Rauchquarz. »Mit diesen Broschen haben die Männer ihren Plaid an der Schulter befestigt. Die Steine sind Cairngorms, die man nur auf dem Cairngorm Mountain in Schottland findet. Wir nennen die Broschen ›pochierte Eier‹. Leider muß ich mich von dem ganzen Zeug trennen. Kein Platz dafür in meiner neuen Wohnung. Ich werde nur den Dolch mit dem silbernen Löwen behalten. Der war ein Geschenk von meiner Frau.«
    »Wieviel verlangen Sie für alle anderen Sachen zusammen?« fragte Qwilleran.
    MacMurchie sah zur Decke. »Also… warten Sie mal… vier Dolche mit Messinggriffen und ledernen Scheiden… und zwei Silberbroschen… Für tausend Dollar könnten Sie sie haben, und den Tisch würde ich Ihnen noch dazugeben.«
    »Den Tisch brauche ich nicht, aber die anderen Sachen finde ich sehr interessant. Ich werde es mir überlegen und melde mich dann bei Ihnen.«
    »Gehen Sie zum schottischen Abend im Vereinshaus?«
    »Ich bin eingeladen und habe mir auch einen Kilt gekauft, aber bisher hatte ich noch nicht den Mut, ihn anzuziehen.«
    »Tragen Sie ihn am schottischen Abend, Qwill. Dort werden zwanzig oder dreißig Männer in Kilts sein, und Sie werden sich fühlen wie ein Fisch im Wasser. Ich leihe Ihnen ein Messer für Ihren Socken. Wenn Sie korrekt angezogen sein wollen, müssen Sie ein Messer im Socken tragen.«
    »Gilt das nicht als verborgene Waffe?«
    »Nun, Andy Brodie trägt am schottischen Abend auch ein Messer im Socken, und er ist noch nie verhaftet worden. Beim Hineingehen zeigen Sie es dem Türsteher, das ist alles. Warten Sie einen Augenblick.« MacMurchie verschwand und kam mit einem Messer mit Hirschhorngriff in einer Scheide zurück. »Das borgen Sie sich aus, Qwill. Es bringt Glück, wenn man was Geborgtes trägt.«
    Qwilleran bewunderte das schöne Messer und nahm das Angebot an.
    »Die Schotten nennen es dubh, aber ausgesprochen wird es ›thuub‹.«
    Sie verabschiedeten sich. Qwilleran tätschelte Cody und fuhr dann mit seinem Fotografen los.
    »Das war cool.«
    »Was hältst du von einem Eisbecher im Olde Tyme Soda Fountain?«
    Das Olde Tyme Soda Fountain war ein neues Lokal im Stadtzentrum von Pickax und Teil des Revitalisierungsprojektes, das vom Klingenschoen-Fonds gesponsert wurde. Es war hell und freundlich, mit cremeweißen Wänden und einem ebensolchen Fußboden, kleinen runden Tischen und einer langen Theke aus schokoladenbraunem Marmor, auf der ein altmodischer Mineralwasserbehälter stand. Die Gäste saßen auf ›Eiskrem‹-Stühlen oder auf hohen Hockern aus filigranem Draht mit erdbeerroten Sitzflächen. Die Eisbecher hießen ›College-Eis‹; Limonaden hießen ›Brausen‹; Bananensplits blieben Bananensplits. Und dafür entschied sich Clayton. Qwilleran bestellte zwei Kugeln Kaffeeis. Alles wurde in altmodischen Eisbechern aus dickem Preßglas serviert.
    »Hast du den ganzen Film verknipst?« fragte Qwilleran.
    »Nein, ein paar Bilder sind noch übrig. Ich fahre morgen nach Hause, also werde ich Ihnen die Fotos schicken. Eigentlich mag ich gar nicht wegfahren. Es gefällt mir bei Großmutter.«
    »Hast du dir die Leute von der Bank anschauen können?«
    »Ja. Er war okay, aber sie war

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