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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Kaffee. Dann setzte er sich an seine Schreibmaschine, um die Kolumne zu tippen, die am 1. Februar erscheinen sollte:
    Der Januar ist der Jet-lag des Dezember; der März wäre gern April, aber der Februar ist ein Monat für sich – edel in seinem friedlichen Weiß und den dicken Eisdecken. Der Februar ist auch einzigartig im Hinblick auf die Zahl seiner Tage. Der Februar ist der einzige Monat, den man auf vier verschiedene Arten aussprechen kann. Er ist der Geburtsmonat von Präsidenten und der Monat der Liebenden. Laßt uns alle den Februar preisen…
    Das Telefon unterbrach ihn beim Tippen. In ungewöhnlich knappem Tonfall hörte er Celia Robinson sagen: »Mr. Qwilleran, hier ist das Büro Ihres Buchhalters. Die Zahlen, um die Sie gebeten haben, sind zwei, achtzehn, fünf, sechsundzwanzig, fünf. Ich wiederhole: zwei, achtzehn, fünf, sechsundzwanzig, fünf.«
    »Vielen Dank für Ihre prompte Hilfe«, sagte er.
    Es war genau, wie er vermutet hatte. Der Code bezeichnete die Buchstaben B-R-E-Z-E. Es war der niederträchtige George Breze gewesen, der herumerzählt hatte, Lenny Inchpot habe ›durchgedreht‹. In Moose County war man allgemein der Meinung, der alte Giftzwerg habe selbst durchgedreht – oder etwas gedreht. In den Coffee-Shops war es ein beliebter Zeitvertreib, über Breze herzuziehen. Er wurde aller möglichen Missetaten verdächtigt, jedoch nie angezeigt, weshalb seine Kritiker überzeugt waren, daß er auch Staatsbeamte bestach. Die Leute fragten sich, woher er sein Geld hatte. In der Sandpit Road verlieh er Lastautos, verpachtete kleine Lagerräume und betrieb eine Autowaschanlage, in der stets das Waschmittel ausgegangen war. Er hatte schrottreife Autos und verkaufte alle möglichen Saisonwaren, zum Beispiel verrostete und verbeulte gebrauchte Schneeschaufeln.
    Qwilleran kehrte an seine Schreibmaschine zurück. Über den Februar gab es viel zu sagen. Als Lieblingsmonat der Grußkartenhersteller rangierte er gleich hinter dem Dezember. In kommerzieller Hinsicht hatten Grußkarten zum Valentinstag sogar einen Vorteil gegenüber Weihnachts- und Neujahrskarten, die vor guten Wünschen strotzten: Grußkarten zum Valentinstag konnten sentimental, leidenschaftlich, schmeichelhaft, komisch oder beleidigend sein – für jeden etwas. Qwilleran schilderte seinen siebenjährigen Valentinskarten-Krieg, der schon in der Schule begonnen hatte:
    In meinem zweiten Jahr an der High School gab es in Mrs. Fischauges Englischklasse ein Mädchen, das intelligent und ziemlich angriffslustig war. Das Problem war, daß wir miteinander konkurrierten, wer in der Klasse das Sagen hatte. In jenem Jahr erhielt ich eine selbstgebastelte, anonyme Karte zum Valentinstag und wußte, daß sie von ihr stammte. Es war ein großes, rotes Billet mit dem Text ›Rosen sind rot, Veilchen sind blau; wie ich dich finde? Dreh um und schau!‹
Auf der Rückseite stand nur ein einziges Wort LANGWEILIG! und daneben war ein widerliches Bild aus einer Zeitschrift mit einem gähnenden Hund aufgeklebt. Ich sagte kein Wort, sondern hob mir die Karte auf und schickte sie ihr im darauffolgenden Februar anonym zurück. In der letzten Klasse bekam ich sie wieder, schon mit Eselsohren, aber noch immer anonym. Dieser alljährliche Schlagabtausch setzte sich durch die gesamte Collegezeit fort. Dann ging ich nach Chicago, und damit fand unsere stumme Fehde ein Ende. Ich kann mich nicht mehr an den Namen des Mädchens erinnern, aber ich glaube, eigentlich hat sie mich gerngehabt.
    Während Qwilleran schrieb, hatten die beiden Katzen es sich auf seinem Schreibtisch gemütlich gemacht: Yum Yum saß ganz zufrieden da und genoß die Vibrationen, die sich über die Holzplatte übertrugen. Koko, der intellektuellere von den beiden, sah zu, wie die Typen aufschnellten und der Wagen weiterwanderte, als überlege er sich Verbesserungen. Plötzlich spitzte er die Ohren und sah zum Telefon. Ein paar Augenblicke später läutete es.
    Qwilleran erwartete, daß Polly anrief, um ihm ihre Einkaufsliste durchzugeben. Aber es war Lynette. »Die Party gestern abend hat mir sehr gefallen! Nochmals vielen Dank für die bezaubernde Brosche. Ich werde an meinem Hochzeitstag meine Clan-Schärpe damit feststecken.«
    »Freut mich, daß sie dir gefällt«, murmelte er.
    »Und der Schottenkaro-Kuchen, so ein brillanter Einfall! Polly sagte, du hast ihn gekauft. War das deine Idee?«
    »Ich fürchte, diese Ehre gebührt nicht mir«, sagte er taktvoll.
    »Und jetzt wollen Carter Lee

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