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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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er zusammen. Sie rief um Hilfe, und ein Nachbarjunge holte den Arzt. Sie holten auch den Pastor aus der Kirche. Der legte das Ohr an die Lippen des sterbenden Mannes und lauschte seinen letzten Worten. Aus irgendeinem Grund erzählte der Pastor aber nie, was er gehört hatte.
Von da an fürchteten die Leute Dank Hollow nach Einbruch der Dunkelheit – nicht nur wegen des Nebels und wegen des Sumpfes, sondern wegen Wallaces geheimnisvollen Todes. Das alles ist natürlich schon lange her. In den dreißiger Jahren, als eine asphaltierte Straße am Hollow vorbeiführte, war der Vorfall schon fast vergessen. Und dann, 1970, schenkten die Nachkommen des Pastors der historischen Gesellschaft von Trawnto sein Tagebuch. Und da kam die ganze Geschichte ans Licht:
Wallace hatte Dank Hollow nach Einbruch der Dunkelheit erreicht und tastete sich vorsichtig den Weg entlang, als er zu seinem Entsetzen aus dem Nebel eine Reihe schattenhafter Gestalten auf sich zukommen sah. Eine davon war sein Bruder, der eben erst begraben worden war. Sie winkten Wallace, er solle sich ihrer gespenstischen Prozession anschließen, und das war das letzte, woran sich der arme Mann erinnerte. Wie er in seinem Delirium nach Hause gefunden hatte, konnte niemand erklären.
Der Pastor hatte in sein Tagebuch geschrieben: ›Nur die Gebete seiner Frau und die große Liebe, die er für sie empfand, können ihn geleitet haben.‹ Und dann schrieb er noch etwas Seltsames: ›Als Wallace in seinem Vorgarten zusammenbrach, hatte er alle seine Kleider verkehrt herum an – mit der Innenseite nach außen.‹
    »Hui!« sagte Qwilleran, als die Geschichte zu Ende war. »Gibt es Dank Hollow noch?«
    »Nein, sie haben es vor ein paar Jahren aufgefüllt und Eigentumswohnungen darauf gebaut. Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber ich würde es mir doch zweimal überlegen, bevor ich mir dort eine Wohnung kaufen würde. Wann wird Ihr Buch eigentlich erscheinen?«
    »Sobald ich genug Geschichten beisammen habe. Vielleicht habe ich noch Platz für eine von Ihren Rumschmuggler-Geschichten, wenn Sie später einmal so freundlich wären…«
    »Es wäre mir eine Ehre!… Noch Kaffee?«
    Während er seine zweite Tasse Kaffee trank, fragte Qwilleran: »Was ist mit der Kellnerin passiert, die gestern abend an unserem Tisch servieren sollte?«
    »Tracy? Nun, sie ist eine gute Kraft, und hübsch, und sie ist nett zu den Gästen, aber sie ist ein sehr impulsiver Mensch. Sie ist plötzlich in die Küche gestürzt, als hätte sie einen Geist gesehen. Sie war ganz hysterisch, also hat meine Frau sie zu uns nach Hause gebracht, damit die Gäste nicht gestört wurden. Wir wußten nicht, was für ein Anfall das war, also haben wir den Notruf angerufen. Wir haben auch bei ihr daheim angerufen, und ihr Vater hat sie dann abgeholt. Wie sich herausstellte, war der Gentleman, der gerade geheiratet hatte, wohl ihr Freund. Ist das zu fassen?«
    »Das ist der Stoff, aus dem seit Hunderten von Jahren griechische Tragödien, Opern und Romane gemacht werden«, sagte Qwilleran. »Gewöhnlich wird der Schurke erdolcht.«
    »Wissen Sie, sie hat einen kleinen Jungen, und vielleicht hat er deswegen eine andere geheiratet. Ein eleganter junger Mann wie Mr. James möchte vielleicht nicht gleich eine ganze Familie heiraten.«
    Besonders, dachte Qwilleran, wenn die Alternative eine Frau mit Besitz und geerbtem Vermögen ist.
    Vom Boulder House Inn fuhr Qwilleran zum Gemeindesaal von Pickax, wo der Verein der Freunde von Pickax sein allwöchentliches Mittagessen veranstaltete. Ernie Kemple würde dort sein und die Leute offiziell begrüßen, und Qwilleran wollte mit ihm reden. Das Essen würde nicht lange dauern, und die darauffolgende Versammlung würde noch kürzer sein, und dann würden die Mitglieder rasch wieder in ihre Geschäfte und Büros zurückkehren.
    Kemple stand an der Tür und begrüßte die Mitglieder mit seinen üblichen deftigen Sprüchen, aber Qwilleran entdeckte einen bangen Unterton. Er sagte: »Ernie, ich würde gern nach der Versammlung mit Ihnen reden.« Er wollte ihn darauf vorbereiten, daß die Zeitung über die Hochzeit berichten würde. Aber vorher mußte er sich für sein Tablett mit Suppe und Sandwich anstellen, mit dem er dann auf einen der langen Tische zuging. Er setzte sich zu Wetherby Goode und Hixie Rice.
    »Schon wieder Bohnensuppe und Schinken-Käse-Sandwich!« beschwerte sich der Meteorologe. »Ich dachte, jetzt, wo sie euch Mädels zugelassen haben, würde das Essen

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