Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
nachdenklich.
    »Irre Situation.« Er zögerte, dann fuhr er fort: »Wenn man so etwas im Kino sieht, findet man es übertrieben, an den Haaren herbeigezogen – und doch geschieht es.«
    »Geheimagenten, Spione, Mörder und Erpresser gibt es leider nicht nur auf der Leinwand«, stimmte Adam zu.
    »Aber in Meadowbank? In der berühmten Schule von Miss Bulstrode?«
    »Ich gebe zu – es klingt fast wie Majestätsbeleidigung«, bestätigte Adam.
    »Was hat sich Ihrer Meinung nach gestern Nacht ereignet?«, fragte Kelsey nach einer kurzen Pause.
    Adam erwiderte nach einiger Überlegung: »Die Springer war mitten in der Nacht in der Turnhalle. Warum? Es ist sinnlos, nach dem Täter zu suchen, bevor wir nicht wissen, warum sie in der Turnhalle war. Nehmen wir an, dass sie, trotz ihres einwandfreien, höchst gesunden Lebenswandels schlecht schlief, zufällig aus dem Fenster sah und ein Licht in der Turnhalle bemerkte. Sie konnte es doch von ihrem Fenster aus sehen?«
    Kelsey nickte.
    »Da sie eine furchtlose Person war, ging sie sofort hinunter, um festzustellen, was da los ist. Sie störte jemanden – aber wobei? Wir wissen es nicht, wir wissen nur, dass der Eindringling sie erschossen hat. Aber man schießt nur, wenn man sich in einer verzweifelten Lage befindet oder wenn es sich um eine Angelegenheit von immenser Bedeutung handelt.«
    Wieder nickte Kelsey zustimmend.
    »Gut. Die erste Möglichkeit wäre also, dass die unschuldige Springer erschossen wurde, während sie tapfer ihre Pflicht erfüllte. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit. Miss Springer, die wegen ihrer sportlichen Fähigkeiten dafür besonders geeignet erscheint, wird vom Kopf einer Bande nach Meadowbank geschickt… Sie wartet auf eine geeignete Nacht, dann schleicht sie heimlich zur Turnhalle – warum, wissen wir nicht. Jemand folgt ihr… oder wartet auf sie… jemand, der einen Revolver bei sich hat und entschlossen ist, ihn auch zu benutzen… Aber wieder und wieder: Warum? Zum Teufel nochmal, was kann man in einer Turnhalle verstecken?«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass dort nichts versteckt war«, erklärte Kelsey. »Wir haben alles sozusagen mit dem Staubkamm durchgekämmt, sowohl die Schließfächer der Schülerinnen wie das Fach von Miss Springer. Wir haben nichts gefunden als Sportutensilien. In dieser nagelneuen Turnhalle waren ganz bestimmt keine Juwelen verborgen.«
    »Der Mörder konnte sie natürlich bereits an sich genommen haben, als Ihre Leute die Durchsuchung begannen«, meinte Adam. »Wir dürfen auch die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, dass Miss Springer, oder sonst jemand, in der Turnhalle ein Rendezvous hatte. Sie eignet sich recht gut dazu. Nehmen wir also an, dass Miss Springer dort ein Stelldichein hatte und dass ein Streit entstand, in dessen Verlauf sie erschossen wurde. Eine weitere Variante: Miss Springer bemerkte, dass jemand das Haus verließ, sie folgte dieser Person und entdeckte etwas, das sie nicht hören oder sehen durfte.«
    »Ich kannte sie nicht, aber den Berichten der anderen nach zu urteilen, muss sie eine ziemlich neugierige Person gewesen sein«, sagte Kelsey.
    »Wahrscheinlich ist ihre Neugier sogar der Schlüssel zu den Ereignissen in der Turnhalle«, erklärte Adam.
    »Wenn es wirklich ein Rendezvous war, dann…« Kelsey machte eine bedeutungsvolle Pause.
    Adam nickte zustimmend. »Dann muss es in der Schule eine Person geben, der wir unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Eine Katze im Taubenschlag!«
    »Katze im Taubenschlag? Wer hat das heute schon einmal gesagt?« Kelsey überlegte. »Ja, natürlich. Es war Miss Rich, eine der Lehrerinnen.« Nach einer weiteren Pause fuhr er fort: »Drei – Damen sind erst zu Beginn dieses Schuljahrs nach Meadowbank gekommen: Die Sekretärin Shapland, Mademoiselle Blanche und Miss Springer, die tot ist und nicht mehr infrage kommt. Wenn sich eine Katze unter den Tauben befindet, müsste es eine dieser beiden sein.« Er sah Adam an. »Was halten Sie davon?«
    »Ich habe Mademoiselle Blanche neulich dabei überrascht, wie sie aus der Turnhalle kam«, sagte Adam nach kurzem Zögern. »Sie machte ein schuldbewusstes Gesicht, als wäre sie auf frischer Tat ertappt worden. Dennoch würde ich eher die Sekretärin verdächtigen. Miss Shapland ist kalt und berechnend, außerdem sehr intelligent. Ich an Ihrer Stelle würde mal ihre Vergangenheit einer gründlichen Prüfung unterziehen… Was gibt’s denn da zu lachen?«
    Kelsey grinste übers ganze

Weitere Kostenlose Bücher