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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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haben, zu reisen, zu tun, wozu man Lust hat? Überhaupt, jemand wie Miss Springer, die nicht schön ist und die kein Mann ansieht? Glauben Sie nicht, dass ihr Geld vielleicht mehr bedeutete als anderen Menschen?«
    »Schwer zu sagen«, meinte Kelsey, der bisher nicht darüber nachgedacht hatte. »Ist das Ihre eigene Idee, oder hat Miss Springer mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Miss Springer hat nie etwas anderes zu mir gesagt als ›Arme heben‹, ›Knie beugen‹ und ›Nicht schlapp machen‹«, erklärte Shanda verächtlich.
    »Ich verstehe… Und glauben Sie nicht, dass der Plan, Sie zu entführen, nur in Ihrer Fantasie besteht?«
    »Sie haben nichts verstanden«, erwiderte Shanda entrüstet. »Prinz Ali Yusuf von Ramat war mein Vetter. Er ist auf der Flucht, nach Ausbruch der Revolution, ums Leben gekommen. Es war beschlossene Sache, dass ich ihn heiraten sollte. Daran sehen Sie, dass ich eine wichtige Person bin, sehr wichtig. Möglich, dass es die Kommunisten auf mich abgesehen haben, und vielleicht wollten sie mich nicht nur entführen, sondern auch ermorden.«
    »Das scheint mir recht unwahrscheinlich«, meinte Kelsey.
    »Unwahrscheinlich? Sie glauben, solche Dinge geschehen nicht? Und ich sage Ihnen, die Kommunisten sind schlecht! Das weiß doch jeder. Und vielleicht glauben sie, ich wüsste, wo die Juwelen sind.«
    »Welche Juwelen?«
    »Mein Vetter besaß Juwelen, mein Vater auch. Für den Notfall, Sie verstehen?«
    Kelsey verstand offensichtlich nicht.
    »Aber was hat das mit Ihnen zu tun – oder mit Miss Springer?«
    »Ich sagte Ihnen doch, sie glauben, ich wüsste, wo die Juwelen sind. Sie wollen mich gefangen nehmen und zum Sprechen zwingen.«
    »Wissen Sie es denn?«
    »Nein, woher sollte ich? Sie sind während der Revolution verschwunden. Vielleicht von den bösen Kommunisten gestohlen, vielleicht auch nicht.«
    »Wem gehören sie?«
    »Mein Vetter ist tot, jetzt gehören sie mir. Kein anderer Mann ist am Leben. Seine Tante, meine Mutter, ist tot. Er würde sie mir gegeben haben, denn ich hätte ihn geheiratet.«
    »War das so abgemacht?«
    »Natürlich, er war doch mein Vetter.«
    »Und Sie hätten die Juwelen nach der Hochzeit bekommen?«
    »Nein. Er hätte mir neuen Schmuck gekauft. Von Cartier. Diese Juwelen wären weiter für den Notfall aufbewahrt worden.«
    Während Kelsey über dieses orientalische Versicherungssystem nachdachte, fuhr Shanda lebhaft fort: »Ich denke mir das so: Jemand hat die Juwelen aus dem Land geschafft, aus Ramat. Vielleicht ein guter Mensch, vielleicht ein böser. Der gute Mensch würde sie mir bringen, und ich würde ihm eine hohe Belohnung geben. Der schlechte Mensch würde sie behalten und verkaufen. Oder er würde zu mir kommen und sagen: ›Was bekomme ich, wenn ich die Juwelen zurückgebe?‹ Wenn ich ihm genug verspreche, bringt er sie, sonst nicht.«
    »Aber bisher hat sich noch niemand bei Ihnen gemeldet, nicht wahr?«
    »Nein«, gab Shanda zu.
    Kommissar Kelsey hatte nicht die Absicht, noch mehr Zeit mit Shanda zu verschwenden.
    »Ich glaube, Sie haben eine etwas zu lebhafte Fantasie«, bemerkte er abschließend.
    Shanda warf ihm einen wütenden Blick zu.
    Er stand auf und öffnete die Tür.
    »Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Entführungen und Juwelen von unschätzbarem Wert«, sagte er lachend. »Was werden wir noch zu hören bekommen?«

11
     
    A ls Kommissar Kelsey zur Polizei zurückkehrte, sagte der Sergeant vom Dienst: »Adam Goodman wartet schon auf Sie, Kommissar.«
    »Adam Goodman? Ach ja, der Gärtner.«
    Der junge Mann war respektvoll aufgestanden. Er war groß, schlank und dunkel. Seine abgetragenen Manchesterhosen waren fleckig, und er trug ein leuchtend blaues, offenes Hemd.
    »Sie wollten mich sprechen«, sagte er.
    Seine Stimme war rau und etwas herausfordernd. Er machte, wie so viele junge Menschen heutzutage, einen trotzigen Eindruck.
    »Bitte kommen Sie in mein Zimmer«, erwiderte Kelsey kurz.
    »Ich weiß nichts über diesen Mord«, verkündete Adam Goodman mürrisch. »Ich will nichts damit zu tun haben, ich habe gestern Nacht in meinem Bett gelegen und geschlafen.«
    Kelsey nickte unverbindlich.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und bot dem jungen Mann einen Stuhl an. Ein junger Kriminalbeamter war den beiden unauffällig gefolgt und setzte sich jetzt in eine Ecke.
    »Also: Sie sind Adam Goodman, von Beruf Gärtner«, begann Kelsey.
    »Einen Augenblick. Darf ich Sie bitten, sich zuerst etwas anzusehen.«
    Adams Benehmen

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