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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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unerträglichen Beschnüffelung dieses ekelhaften und vollgefressenen Dholes zu entkommen, dessen Gestalt kein Mensch sehen kann.

    Er kletterte stundenlang mit schmerzenden und blasigen Händen und begegnete erneut dem grauen Irrlicht und Throks unerfreulichen Gipfeln.

    Endlich erkannte er über sich die vorspringende Kante des großen Felsens der Ghoule, dessen vertikale Seite jedoch verborgen blieb; und Stunden später sah er ein merkwürdiges Gesicht, das so über den Rand zu ihm herablugte, wie ein fratzenhafter Wasserspeier über die Brustwehr von Notre Dame. Der Ohnmachtsanfall, den dieser Anblick auslöste, hätte ihn beinahe den Halt verlieren lassen, doch bereits nach einer Minute hatte er sich wieder gefangen; denn sein verschwundener Freund Richard Pickman hatte ihn einst einem Ghoul vorgestellt, und er kannte ihre hundeartigen Gesichter, vornübergebeugten Gestalten und unnennbaren Idiosynkrasien nur zu gut.

    Deshalb hielt er sich auch fest in der Gewalt, als ihn dies gräßliche Wesen aus der schwindelnden Leere über den Felsrand hievte, und weder die halbverzehrten Überbleibsel, die sich auf einer Seite häuften, noch der kauernde Kreis von Ghoulen, die nagten und neugierig schauten, ließen ihn aufschreien.

    Er stand jetzt auf einer düster erleuchteten Ebene, die als einzige topographische Merkmale große Steinbrocken und Grubeneingänge aufwies.

    Die Ghoule verhielten sich überwiegend respektvoll, obwohl einer ihn zu zwicken versuchte, während mehrere andere seine Magerkeit prüfend beäugten. Mit geduldigem Plappern stellte er Nachforschungen über seinen verschwundenen Freund an und fand heraus, daß dieser ein recht prominenter Ghoul in jenen Abgründen geworden war, die näher an derwachen Welt lagen. Ein alter, grünlicher Ghoul erbot sich, ihn an Pickmans derzeitigen Aufenthaltsort zu führen, und so folgte er der Kreatur trotz eines natürlichen Widerwillens in eine geräumige Grube und kroch ihr stundenlang in der Schwärze modriger Erde hinterher. Sie kamen auf einer trüben Ebene heraus, die mit sonderbaren Relikten von der Erde übersät war alte Grabsteine, geborstene Urnen und groteske Fragmente von Denkmälern und Carter fühlte mit innerer Bewegung, daß er sich vermutlich näher an der wachen Welt befand als jemals zuvor, seit er die siebenhundert Stufen von der Kaverne der Flamme zum Tor des Tieferen Schlummers hinabgestiegen war.

    Dort hockte, auf einem Grabstein des Jahres 1768, den man vom Granary-Kirchhof in Boston gestohlen hatte, ein Ghoul, der einstmals der Künstler Richard Upton Pickman war. Er war nackt und gummiartig und hatte so sehr die ghoulische Physionogmie angenommen, daß es seine menschliche Abkunft schon verdunkelte. Aber er sprach noch immer ein wenig Englisch und konnte sich durch Grunzen und einsilbige Worte mit Carter verständigen, wobei er sich manchmal auch mit der Plappersprache der Ghoule aushalf. Als er erfuhr, daß Carter zum Verwunschenen Wald wollte und von dort weiter zu der Stadt Celephais in Ooth-Nargai hinter den Tanarischen Bergen, schien er ziemlich besorgt; denn die Ghoule der wachen Welt machen sich auf den Friedhöfen des oberen Traumlandes nicht zu schaffen, (das überlassen sie den rotfüßigen Wamps, deren Brutplätze in toten Städten liegen) und vielerlei trennt ihren Abgrund vom Verwunschenen Wald, nicht zuletzt das schreckliche Königreich der Gugs.

    Die gigantischen und haarigen Gugs hatten in diesem Wald früher Steinzirkel errichtet und den Anderen Göttern und dem kriechenden Chaos Nyarlathotep solange seltsame Opfer dargebracht, bis den Erdgöttern eines Nachts eine ihrer Greueltaten zu Ohren kam und sie in tiefergelegene Kavernen verbannt wurden. Den Abgrund der Erden-Ghoule und den Verwunschenen Wald verbindet nur eine große, steinerne Falltür mit einem eingelassenen Eisenring, und diese wagen es die Gugs wegen eines Fluches nicht zu öffnen. Daß ein sterblicher Träumer ihr Höhlenreich durchqueren und durch diese Tür verlassen könnte, ist undenkbar; denn vormals haben sie sich von sterblichen Träumern ernährt, und noch sind bei ihnen Legenden über die Schmackhaftigkeit solcher Träumer in Umlauf, obwohl ihre Kost durch die Verbannung auf die Ghasts beschränkt wurde, jene widerwärtigen Wesen, die im Licht sterben, in den Gewölben von Zin hausen und wie Känguruhs auf langen Hinterbeinen springen.

    Deshalb riet der Ghoul, der Pickman war, Carter, den Abgrund entweder bei Sarkomand zu verlassen, der

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