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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Ruinenstadt im Tal unterhalb von Leng, wo schwarze, salpetrige Treppenfluchten, von geflügelten dioritenen Löwen bewacht, vom Traumland hinunter zu den tiefen Schlünden führen, oder über einen Kirchhof die wache Welt wiederzugewinnen, und die Suche aufs neue zu beginnen, die siebzig Stufen des leichten Schlummers hinab zur Kaverne der Ramme und die siebenhundert Stufen hinunter zum Tor des Tieferen Schlummers und zum Verwunschenen Wald. Davon jedoch hielt der Sucher nichts; denn einerseits war ihm über den Weg von Leng nach Ooth-Nargai nicht das geringste bekannt, und andererseits widerstrebte es ihm, aufzuwachen, weil er dann befürchten mußte, alles zu vergessen, was er bis jetzt in diesem Traum erreicht hatte. Es hätte verheerende Wirkungen für seine Suche, vergäße er die erhabenen und göttlichen Gesichter jener Seeleute aus dem Norden, die in Celephais mit Onyx handelten und die, als Söhne der Götter, den Weg zur kalten Öde weisen mußten und damit auch zum Kadath, wo die Großen Wohnung haben.

    Nach langen Überredungsversuchen willigte der Ghoul ein, seinen Gast in die mächtigen Mauern des Königreiches der Gugs zu führen. Es bestand die Chance, daß sich Carter durch die Zwielichtzone der runden Steintürme zu einer Zeit würde stehlen können, da die Riesen übersättigt in ihren Häusern schnarchten, um dann den zentralen Turm zu erreichen, der das Zeichen von Koth trägt und die Treppen birgt, die hinauf zur steinernen Falltür im Verwunschenen Wald führen. Pickman stimmte sogar zu, drei Ghoule abzustellen, die mit einem Grabstein als Hebel helfen sollten, die Steintür aufzudrücken; denn vor Ghoulen fürchten sich die Gugs ein wenig, und oft fliehen sie von ihren eigenen kolossalen Friedhöfen, wenn sie sie dort beim Schmaus antreffen.

    Er riet Carter weiterhin, sich als Ghoul zu verkleiden; den Bart abzurasieren, den er sich hatte wachsen lassen (denn Ghoule haben keinen), sich nackt im Schlamm zu wälzen, um das richtige Äußere zu bekommen, in der typischen, vornübergebeugten Gangart dahinzutrotten und sein Kleiderbündel wie einen Leckerbissen aus einem Grab zu tragen. Durch die entsprechenden Grubengänge würden sie in die Stadt der Gugs die gleichzeitig das ganze Königreich umfaßt gelangen und auf einem Friedhof unweit des treppenbergenden Turmes von Koth herauskommen. Sie mußten sich allerdings vor einer großen Höhle nahe des Friedhofs hüten; denn dies ist der Eingang zu den Gewölben von Zin, und die rachelüstemen Ghasts lauem immer blutgierig jenen Bewohnern des oberen Abgrundes auf, von denen sie gejagt und verspeist werden. Wenn die Gugs schlafen, wagen sich die Ghasts hervor und greifen gleichermaßen Ghoule und Gugs an, denn sie können sie nicht von einander unterscheiden. Sie sind äußerst primitiv und fressen sich gegenseitig. An einer Engstelle in den Gewölben von Zin hält ein Gug Wache, doch er ist oft sehr schläfrig und wird daher manchmal von einer Horde Ghasts überrumpelt. Können die Ghasts im richtigen Licht auch nicht existieren, so ertragen sie doch das graue Zwielicht des Abgrunds für einige Stunden.

    Zuletzt kroch Carter also durch endlose Gruben, zusammen mit drei hilfreichen Ghoulen, die den flachen Grabstein des Col. Nepemiah Derby, gest. 1719, vom Charter Street Kirchhof in Salem trugen. Als sie wieder ans Zwielicht drangen, befanden sie sich in einem Wald aus riesigen, flechtenbedeckten Monolithen, die fast so hoch aufragten wie der Blick reichte und die nichts anderes darstellten als die bescheidenen Grabsteine der Gugs. Rechts des Loches, aus dem sie krabbelten, gewährten Monolithenhallen eine bestürzende Durchsicht auf zyklopische Rundtürme, die grenzenlos in die graue Luft der inneren Erde stiegen. Dies war die große Stadt der Gugs, deren Torwege dreißig Fuß hoch sind. Die Ghoule kommen oft hierher, denn von einem beerdigten Gug kann sich eine Gemeinde beinahe ein Jahr lang ernähren, und trotz der erhöhten Gefahr ist es besser nach Gugs zu graben, als sich mit den Gräbern der Menschen abzugeben.

    Carter begriff jetzt, wie es sich mit den titanischen Knochen verhielt, die er im Tal von Pnoth manchmal unter sich gespürt hatte.

    Geradeaus, genau vor dem Friedhof, erhob sich ein steiles, senkrechtes Kliff, an dessen Basis eine immense und abstoßende Höhle gähnte. Diese empfahlen die Ghoule Carter weitgehend zu meiden, denn es handele sich um den Eingang zu den ruchlosen Gewölben von Zin, wo Gugs im Finstem Ghasts jagten.

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