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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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unterstützte sie dabei so gut er konnte. Die Ecke, die dem Treppenende am nächsten lag, schien ihnen die richtige zu sein, und dorthin lenkten sie ihre ganze, so schändlich zustande kommende Muskelkraft. Nach wenigen Augenblicken zeigte sich ein Lichtspalt; und Carter, der mit dieser Aufgabe betraut worden war, schob die Spitze des alten Grabsteins in den Schlitz. Nun folgte ein gewaltiges Hebeln; doch sie kamen nur langsam voran und mußten natürlich jedesmal auf ihre ursprüngliche Position zurück, wenn es ihnen mißlang, die Platte zu drehen und das Portal aufzudrücken.

    Plötzlich wurde ihre Verzweiflung durch ein Geräusch auf den tiefergelegenen Treppen tausendfach gesteigert. Es war nur das Poltern und Klappern des Ghastkadavers, der weiter hinabrollte; doch keiner der möglichen Gründe für das in-Bewegung-Geraten und Hinunterrumpeln des Körpers war im geringsten beruhigend. Und weil sie das Vorgehen der Gugs kannten, gingen die Ghoule wie rasend ans Werk; und in verblüffend kurzer Zeit hatten sie die Tür so weit aufgestemmt, daß sie sie festhalten konnten, während Carter die Grabplatte drehte und eine großzügige Öffnung schuf.

    Sie halfen Carter nun hindurch, ließen ihn auf ihre gummiartigen Schultern steigen und stützten anschließend seine Füße, als er sich draußen in der gesegneten Erde des oberen Traumlandes festkrallte. Noch eine Sekunde, und sie selbst waren hinausgeschlüpft, stießen den Grabstein weg und verschlossen die große Falltür, während darunter ein Schnaufen erklang.

    Wegen des Fluches der Großen darf kein Gug jemals dieses Portal benutzen, und deshalb streckte sich Carter mit ziemlicher Erleichterung und einem Gefühl der Ruhe still auf den dicken, grotesken Schwämmen des Verwunschenen Waldes aus, während sich seine Führer nahebei in der Stellung hinkauerten in der Ghoule ausruhen.
    Unheimlich wie dieser Verwunschene Wald war, den er vor so langem durchstreift hatte, bedeutete er doch nach jenen Schlünden, die nun hinter ihm lagen, einen echten Zufluchtsort und eine Wonne. Es ließ sich kein lebender Bewohner Nicken, denn die Zoogs meiden die mysteriöse Tür furchtsam, und Carter beriet mit seinen Ghoulen sogleich ihr weiteres Vorgehen. Die Rückkehr durch den Turm wagten sie nicht länger, und die wache Welt behagte ihnen nicht, als sie erfuhren, daß sie die Priester von Nasht und Kaman-Thah in der Kaverne der Flamme passieren mußten. So entschieden sie sich zu guter Letzt dafür, den Rückweg durch Sarkomand und sein Tor zum Abgrund zu nehmen, obwohl sie nicht wußten, wie man dorthin gelangte. Carter erinnerte sich, daß es im Tal unter Leng lag, und er entsann sich weiterhin, daß er in Dylath-Leen einen sinistren, schlitzäugigen, alten Kaufmann gesehen hatte, dem nachgesagt wurde, er treibe Handel auf dem Plateau von Leng, deshalb empfahl er den Ghoulen, gen Dylath-Leen aufzubrechen, quer durch die Felder nach Nir und zum Skai, und dann den Strom entlang bis zur Mündung. Dies beschlossen sie gleich zu tun und sie beeilten sich loszutrotten, denn die wachsende Dämmerung verhieß eine ganze Nacht zum Reisen. Und Carter schüttelte den abstoßenden Bestien die Pfoten, bedankte sich für ihre Hilfe und ließ seine Verbundenheit der Bestie übermitteln, die einst Pickman war; doch als sie aufbrachen seufzte er nichtsdestoweniger befreit auf. Denn ein Ghoul ist ein Ghoul und bestenfalls ein unangenehmer Gefährte für einen Menschen. Danach suchte Carter einen Waldsee auf, reinigte sich vom Schlamm der unteren Erde und legte anschließend die Kleider wieder an, die er so sorgsam transportiert hatte.

    Nacht regierte jetzt diesen furchtbaren Wald monströser Bäume, doch die Phosphoreszenz erlaubte es so gut wie bei Tage zu reisen; deshalb schlug Carter die wohlbekannte Route nach Celephais in Ooth-Nargai hinter den Tanarischen Bergen ein. Und unterwegs dachte er an das Zebra, das er vor so langen Äonen im weitentfemten Oriab auf dem Ngranek an einer Esche angeleint zurückgelassen hatte, und er fragte sich, ob es wohl von Lavasammlern gefüttert und befreit worden war. Und er fragte sich auch, ob er jemals nach Bahama zurückkehren würde, um das Zebra zu bezahlen, das in jener Nacht zwischen den antiken Ruinen am Ufer des Yath-Sees erschlagen worden war, und ob sich der alte Tavemenwirt seiner erinnern würde. Diese Gedanken beschäftigten ihn in der Luft des wiedergewonnenen oberen Traumlandes.

    Doch bald geriet sein Weitermarsch durch ein Geräusch

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