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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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wunderbare Stadt im Sonnenuntergang dein sein, um sie zärtlich zu lieben und auf immer darin zu wohnen; und erneut werden die Erdgötter von ihrem gewohnten Platz die Träume der Menschen regieren.

    Geh jetzt die Fensterflügel stehen offen, und draußen warten die Sterne.

    Dein Shantak schnaubt und zittert schon vor Ungeduld. Steuere durch die Nacht zur Wega, doch wende, wenn der Gesang erklingt. Vergiß nicht diese Warnung, sonst saugen dich undenkbare Schrecken in den Schlund kreischenden und heulenden Irrsinns. Gedenke der Anderen Götter; sie sind groß und hirnlos und fürchterlich und lauern in den äußeren Leeren. Es sind Götter, die man besser scheut.

    Hei! Aa-shanta ‘nygh! Es geht los! Sende die Erdgötter in ihre Bereiche auf dem unbekannten Kadath zurück, und bete zum ganzen All, daß du mir niemals in meinen tausend anderen Formen begegnest. Lebewohl, Randolph Carter, und sei auf der Hut; denn ich bin Nyarlathotep, das Kriechende Chaos.«

    Und Randolph Carter, keuchend und schwindelig auf seinem gräßlichen Shantak, schoß schreiend ins All, hin zu dem kalten, blauen Glanz der borealen Wega; und nur einmal blickte er sich um nach den dichtgedrängten und chaotischen Türmen des Alptraums aus Onyx, und dem noch immer einsam und bleich glimmenden Licht jenes Fensters über der Luft und den Wolken des Erdentraumlandes. Große, polypenartige Entsetzlichkeiten schlüpften dunkel vorbei, und unsichtbare Fledermausflügel umflatterten ihn in großer Zahl, doch er krallte sich weiter in die unheilsame Mähne jenes widerlichen und hippocephalischen Schuppenvogels. Die Sterne tanzten spöttisch und verschoben sich hin und wieder sogar, um fahle Untergangszeichen zu bilden, so daß man sich wundem mochte, sie nicht früher gesehen und gefürchtet zu haben; und unaufhörlich jaulten die Winde der Unterwelt von vager Schwärze und Einsamkeit jenseits des Kosmos.

    Dann senkte sich eine mächtige Stille durch das glitzernde Gewölbe voraus, und alle die Winde und Schrecken schwanden dahin wie die Geschöpfe der Nacht vor der Dämmerung schwinden. In bebenden, von den goldenen Streifen einer Nebula sichtbar gemachten Wellen, erklang die zarte Andeutung einer weit entfernten Melodie, in schwachen Akkorden gesummt, die unser eigenes Stemuniversum nicht kennt. Und als diese Melodie anschwoll, stellte der Shantak seine Ohren auf und schoß vorwärts , und auch Carter lehnte sich nach vorn, um jeden lieblichen Ton zu erhaschen. Es war ein Lied, doch nicht das Lied einer Stimme. Die Nacht und die Sphären sangen es, und es war alt, als das All und Nyarlathotep und die Anderen Götter geboren wurden.

    Schneller flog der Shantak, und tiefer beugte sich der Reiter, trunken vom Wunder seltsamer Schlünde und wirbelnd in den Kristallspiralen der äußeren Magie. Dann kam die Warnung des Bösen zu spät, die sardonische Mahnung des dämonischen Legaten, der dem Sucher geboten hatte, sich vor dem Wahnsinn jenes Liedes zu hüten. Nur zum Hohn hatte Nyarlathotep den Weg in die Sicherheit und zu der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang gewiesen; nur zum Spott hatte dieser schwarze Sendbote das Geheimnis jener müßiggehenden Götter enthüllt, deren Schritte er nach Belieben so leicht zurücklenken konnte. Denn Wahnsinn und die wilde Vergeltung der Leere sind Nyarlathoteps einzige Gaben für die Anmaßenden; und obwohl sich der Reiter rasend mühte, sein abstoßendes Reittier zu wenden, zog jener lüstern blickende, kichernde Shantak ungestüm und unbarmherzig weiter, flappte in boshafter Freude mit den großen, schlüpfrigen Schwingen und flog jenen unheiligen Abgründen zu, wohin keine Träume reichen; jenem letzten amorphen Pesthauch heillosester Verwirrung, wo im Zentrum der Unendlichkeit der hirnlose Dämonen-Sultan Azathoth, dessen Namen laut zu nennen kein Mund wagt, brodelt und lästert.

    Unerschütterlich und den Befehlen des verworfenen Sendboten gehorchend, stürzte dieser höllische Vogel weiter durch Schwärme gestaltlos im Dunkehl Lauernder und Torkelnder und ausdruckslose Herden dahindriftender Wesenheiten, die tapsten und tasteten, und tasteten und tapsten; die namenlosen Larven der Anderen Götter, die wie jene blind und ohne Him sind, und besessen von wunderlichen Hungerund Durstgelüsten.

    Unerschütterlich und rücksichtslos voran, und mit frohlockendem Kichern über das Glucksen und die Hysterien, in die sich das angeschwollene Lied der Nacht und der Sphären verkehrt hatte, so trug jenes

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