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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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in der Steinwüste erstiegen hatte und lebendig wieder heruntergekommen war.
    Atal, der auf einer Elfenbeinestrade in einem bekränzten Schrein in der Spitze des Tempels thronte, zählte volle drei Jahrhunderte, gebot aber noch immer über einen scharfen Verstand und ein ebensolches Gedächtnis. Von ihm erfuhr Carter vieles über die Götter, hauptsächlich jedoch, daß sie wahrhaftig nur Götter der Erde sind, die unser eigenes Traumland schwach regieren und anderswo weder Macht noch Wohnung haben. Bei guter Laune, so sagte Atal, könnten sie das Gebet eines Menschen durchaus erhören; aber man sollte es sich nicht einfallen lassen, zu ihrer Onyxfeste oben auf dem Kadath in der kalten Öde hinaufsteigen zu wollen. Zum Glück wüßte niemand, wo sich der Kadath auftürme, denn die Folgen seiner Besteigung wären sehr ernst. Atals Gefährte, Barzai der Weise, wäre schon schreiend in den Himmel gezogen worden, nur weil er den bekannten Gipfel des Hatheg−Kla erstiegen habe. Bei 17
    dem unbekannten Kadath, sollte er jemals gefunden werden, müßte man sich auf noch bedeutend Schlimmeres gefaßt halten; denn obwohl es einem klugen Sterblichen manchmal gelänge, die Erdgötter zu überwinden, stünden sie doch unter dem Schutz der Anderen Götter des Außenraumes, von denen man besser nicht spräche. Wenigstens zweimal in der Geschichte der Welt hätten die Anderen Götter dem Urgranit der Erde ihr Siegel aufgedrückt; einmal in vorsintflutlichen Zeiten, wie sich einer Zeichnung in jenen Partien der Pnakotischen Manuskripte entnehmen lasse, die zu alt seien, um sie entziffern zu können, und dann auf Hatheg−Kla, als Barzai der Weise versuchte, die Götter der Erde im Mondschein tanzen zu sehen. Deshalb, sagte Atal, wäre es auch viel klüger, man ließe alle Götter bis auf taktvolle Gebete unbehelligt.
    Obgleich Carter von Atals entmutigendem Ratschlag und der mageren Hilfe, die ihm aus den Pnakotischen Manuskripten und den Sieben Kryptischen Büchern von Hsan zuwuchs, enttäuscht war, verzweifelte er doch nicht völlig.
    Zuerst befragte er den alten Priester über jene wunderbare Stadt im Sonnenuntergang, die er von der Terrasse mit der Balustrade aus geschaut hatte, in dem Glauben, er könne sie vielleicht auch ohne die Unterstützung der Götter finden; aber darüber wußte Atal nichts. Womöglich, meinte Atal, gehöre der Ort zu seiner speziellen Traumwelt und nicht zum allgemeinen Reich der Vision, das vielen bekannt sei; und ebensogut könnte er auf einem anderen Planeten liegen. In diesem Fall vermöchten ihn die Erdgötter nicht zu leiten, selbst wenn sie dies wollten. Doch letzteres schien nicht wahrscheinlich, denn das Aufhören der Träume zeige recht deutlich, daß es sich um etwas handele, was die Großen vor ihm zu verbergen wünschten.
    Und dann verfiel Carter auf eine Gemeinheit: Er nötigte seinen arglosen Gastgeber zu so vielen Schlucken vom Mondwein der Zoogs, daß der alte Mann davon unverantwortlich geschwätzig wurde. Seiner Zurückhaltung beraubt, plauderte der arme Atal nun ganz freimütig von verbotenen Dingen; er erzählte von einem großen Bildnis, das nach Berichten von Reisenden in den soliden Fels des Berges Ngranek auf der Insel Oriab im Süd−Meer eingemeißelt sein soll, und deutete an, es könnte sich um ein Ebenbild handeln, das die Erdgötter einst nach ihren eigenen Zügen modellierten, in jenen Tagen, da sie bei Mondschein auf diesem Berge tanzten. Und er lallte weiterhin, daß die Züge dieses Bildnisses sehr fremdartig seien, so daß man sie leicht erkennen könnte, und daß sie sichere Merkmale der authentischen Rasse der Götter wären. Der Nutzen, der sich aus all dem für seine Suche nach den Göttern ziehen ließ, wurde Carter augenblicklich klar. Es ist bekannt, daß sich die jüngeren von den Großen oft unter der Maske einer Verkleidung mit den Menschentöchtem vermählen, deshalb mußten alle Bauern, entlang der Grenzen zur kalten Öde, in der der Kadath steht, ihr Blut in sich tragen. Dies vorausgesetzt, galt es nun zur Auffindung besagter Wüste folgendermaßen vorzugehen: das Steingesicht auf dem Ngranek ansehen und sich die Züge einprägen; sodann diese Züge, nachdem man sie sich sorgfältig gemerkt hatte, bei lebenden Menschen zu suchen. Wo sie am ausgeprägtesten und häufigsten hervortraten, da mußten die Götter am nächsten wohnen; und welche Steinöde auch immer hinter den Dörfern dort lag, mußte diejenige sein, in der der Kadath sich erhob.
    In solchen

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