Die Katzen von Ulthar
legte sich wie Balsam auf seine Seele. Er schaffte es, die Metallhülle den oberen Waldhang hinauf und in die Schlangengrube zu ziehen, aber durch die mit Gestrüpp zugewucherte Spalte, die in die innere Höhle führte, paßte sie nicht. Hier verbarg er auch seinen fremdartigen Körper unter der menschlichen Kleidung und der Wachsmaske.
Die Hülle ließ er über ein Jahr dort, bis gewisse Umstände ein neues Versteck erforderlich machten.
Er ging nach Arkham − übte nebenbei seinem Körper die menschliche Haltung und Behauptung gegen die terrestrische Schwerkraft ein −und tauschte seinen Goldvorrat in Geld um. Er stellte auch einige Fragen − wozu er sich als ein nur wenige Brocken Englisch sprechender Ausländer ausgab − und erfuhr, daß man das Jahr 1930 schrieb, er sein Ziel also nur um zwei Jahre verfehlt hatte.
Er befand sich natürlich in einer scheußlichen Situation. Die Unfähigkeit, seine Identität zu beweisen, der Zwang, immer auf der Hut zu sein, gewisse Emährungsprobleme und die Notwendigkeit, die Droge zu konservieren, die seine Zkauba−Facette in Schlaf versetzte, erlegten ihm ein schnelles Vorgehen auf. Er begab sich nach Boston, mietete ein Zimmer im verfallenen West End, wo er billig und unverdächtig wohnen konnte, und zog Erkundigungen über Randolph Carters Besitz− und Vennögensverhältnisse ein. Damals erfuhr er, wie eilig es Mr. Aspinwall hier hatte, das Vermögen aufzuteilen, und wie tapfer sich Mr. de Marigny und Mr. Phillips bemühten, es unangetastet zu bewahren.«
Der Hindu verneigte sich, doch sein dunkles, ruhiges und bärtiges Gesicht blieb ausdruckslos.
»Auf Umwegen«, fuhr er fort, »besorgte sich Carter eine brauchbare Kopie des fehlenden Pergamentes und begann, an seiner Entschlüsselung zu arbeiten. Ich bin froh, sagen zu können, daß ich ihm bei all dem helfen konnte − denn er wandte sich frühzeitig an mich und bekam durch meine Vermittlung Kontakte zu Mystikern in aller Welt. Ich lebte mit ihm in Boston ; − in einem elenden 128
Loch in Chambers Street. Was das Pergament | betrifft − so helfe ich Mr. de Marigny mit Vergnügen aus der Verlegenheit. Ihm lassen Sie mich sagen, daß die Sprache jener Hieroglyphen nicht Naacal, sondern R'lyehisch ist, das vor ungezählten Zeitaltern von Cthulhus Brut auf die Erde gebracht wurde.
Natürlich liegt uns eine Übersetzung vor − Jahrmillionen früher existierte ein hyperboräisches Original im vorzeitlichen Dialekt von Tsath−yo.
Die Entzifferung gestaltete sich schwieriger, als Carter angenommen hatte, aber er verlor zu keinem Zeitpunkt die Hoffnung. Zu Beginn dieses Jahres verhalf ihm ein aus Nepal importiertes Buch zu großen Fortschritten, und es steht außer Frage, daß er bald am Ziel sein wird. Unglücklicherweise ist ihm jedoch eine Schwierigkeit erwachsen − die fremde Droge, die die Zkauba−Facette in Schlaf versetzt, ging zur Neige. Doch diese Kalamität erweist sich nicht als so folgenschwer wie befürchtet. Carters Persönlichkeit beherrscht den Körper mehr und mehr, und gewinnt Zkauba einmal die Oberhand − ein Zustand, der immer kürzer dauert, und jetzt nur noch eintritt, wenn er durch eine ungewöhnliche Erregung hervorgerufen wird −, so ist er meistens zu verstört, um etwas von dem zu vernichten, was Carter erreicht hat. Er kann die Metallhülle, die ihn nach Yaddith zurückbringen würde, nicht finden, denn nachdem es ihm einmal fast gelungen wäre, brachte sie Carter zu einer Zeit in ein neues Versteck, da die Zkauba−Facette fest schlief. Der einzige Schaden, den sie angerichtet hat, besteht darin, einige Leute erschreckt, und unter den Polen und Litauern von Bostons West End gewisse alptraumhafte Gerüchte in Umlauf gesetzt zu haben. Bis jetzt hat sie die von der Carter−Facette sorgfältig präparierte Verkleidung nicht beschädigt, obwohl sie sie manchmal abwirft, so daß sie teilweise wieder ersetzt werden muß. Ich habe gesehen, was sich dahinter verbirgt und es ist ein unguter Anblick.
Vor einem Monat las Carter die Ankündigung dieses Treffens, und wußte, daß Eile geboten war, wollte er seinen Besitz retten. Er konnte nicht warten, bis er das Pergament entziffert und wieder menschliche Gestalt angenommen hatte.
Folglich betraute er mich mit der Wahrnehmung seiner Interessen.
Gentlemen, ich sage Ihnen hiermit, daß Randolph Carter nicht tot ist; er befindet sich vorübergehend in einem anomalen Zustand, wird aber allerspätestens in zwei bis drei Monaten in gemäßer
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