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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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war ein Glück, dass Jaguare über mehr Geduld verfügen als Dschinnjungen, denn seine Geduld wurde schließlich belohnt.
    Fast unmerklich bewegte sich der Baum. Nicht in irgendeine Richtung. Es war vielmehr so, als würde er ganz leicht atmen. Dann zuckte etwas oben auf der Spitze eines Astes, wie ein Vogel oder ein Insekt, und plötzlich schauderte John vor Angst, denn ihm wurde klar, dass der Baum überhaupt kein Baum war. Er ließ einen Gedanken zu dem Wesen an seiner Seite hinüberwehen.
    »Das ist eine Große Anakonda.«
    »Um genau zu sein«, erwiderte Nimrod lautlos, »ist das eine
sehr große
Große Anakonda. Diese Schlangen werden normalerweise zwischen sechs und neun Meter lang. Aber diese hier scheint mindestens doppelt so groß zu sein. Womöglich noch länger. Das ist in der Dunkelheit schwer zu sagen. Aber angesichts ihrer Größe und der Tatsache, dass sie direkt am Wegrandliegt, gibt es keinen Zweifel, dass sie hier platziert wurde, um uns anzugreifen.«
    »Wie machen sie das?«, fragte John.
    »Ich weiß es nicht«, gab Nimrod zu. »Aber egal, wie sie es anstellen, wir müssen diese Schlange loswerden.«
    »Dafür brauchen wir aber ein sehr großes Gewehr.«
    »Wir haben keine Garantie, dass sie morgen noch hier sein wird«, sagte Nimrod. »Und trotz ihrer gewaltigen Größe kann es sein, dass wir sie als Menschen gar nicht bemerken. Nicht, bevor es zu spät ist. Nein, John, wir müssen sie zusammen angreifen und versuchen, sie jetzt zu töten.«
    »Aber sie ist riesig«, wandte John ein. »Allein ihr Körper muss mehr als einen Meter dick sein. Wahrscheinlich könnte man sie den ganzen Tag beißen, ohne irgendwas zu erreichen.«
    »Wir haben ein oder zwei Vorteile, die wir uns für einen Angriff zunutze machen können. Zum einen wird der Regen unsere Bewegungen verdecken. Und wir haben bereits den Kopf der Schlange entdeckt. Das ist die Stelle, auf die wir uns beim Angriff konzentrieren müssen. Du wirst den Kehlbiss anwenden und die Erstickung herbeiführen, wie es Jaguare für gewöhnlich tun. Und ich werde ihr zwischen den Ohren die Zähne in den Schädel schlagen und ihr Gehirn durchbohren. Genau so, wie du den Panzer der Schildkröte aufgebrochen hast. Wenn wir Glück haben, wird die Schlange auf etwas Derartiges nicht gefasst sein. Vor allem, da sie ausschließlich den Pfad im Auge hat und wir aus dem Dickicht angreifen werden, aus ihrem toten Winkel heraus. Das ist ein weiterer Vorteil. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein. Wenn es ihr gelingt, sichum uns herumzuwinden, wird sie uns zerquetschen wie ein Schinkensandwich. Falls das passiert, musst du mit deinem Geist den Jaguar unverzüglich verlassen. Suche dir ein anderes Tier und kehre dorthin zurück, wo ich die Lampe mit unseren transsubstantiierten Körpern zurückgelassen habe. Verstanden?«
    »Verstanden«, sagte John.
    Sie begannen sich durch den Dschungel anzupirschen. Jedes Mal, wenn Nimrod ein Blatt berührte, hielt er an und wartete, bis es sich nicht mehr bewegte. Im Verlauf einer halben Stunde kamen sie nicht mehr als drei oder dreieinhalb Meter an die riesige Anakonda heran. Den von Nimrod besessenen Jaguar schien das förmlich zu elektrisieren. Seine Muskeln und Sehnen spannten sich an und die gewaltigen Krallen traten aus den riesigen Pranken. John folgte seinem Beispiel. »Die Kehle«, ermunterte er sich. »Zubeißen und ersticken. Zubeißen und ersticken.«
    Der Angriff erfolgte lautlos. Das Gebrüll eines Jaguars hätte vielleicht geholfen, ein kleineres Tier zu erschrecken und zu überwältigen, die riesengroße Schlange dagegen hätte es nur gewarnt und ihr damit genützt. Wie Pfeile aus einer Armbrust schossen die beiden Jaguare gleichzeitig durch das tropfnasse Dickicht und auf den schaufelgroßen Kopf der Schlange zu.
    Der Kampf hatte begonnen.

K leiner nächtlicher  F roschbesuch 

    Die kleine Gruppe aus Dschinn und Menschen hatte in ihrem Lager am Fluss gerade Muddys ausgezeichnetes Abendessen beendet, als die Trommeln einsetzten und wie eine ferne Lokomotive in stetem Rhythmus durch die von Jagdfieber erfüllte, kühle Nachtluft rollten.
    Voller Angst riss Muddy die Augen auf. Miesito warf sein Hühnerbein fort und stand auf, den Kopf den Baumkronen zugewandt. Die Ohren des Dschungelführers mochten ungewöhnlich klein sein, aber mit seinem Orientierungssinn war alles in Ordnung. Kurz darauf zeigte er nach Westen und hob sein Gewehr auf. »Fünf Meilen in diese Richtung. Vielleicht etwas

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