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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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die Heimat der berühmten Terrakottakrieger. Die natürlich der Grund unseres Aufenthalts sind. Sobald wir mit dem Essen fertig sind, werden wir in der hiesigen Ausstellungshalle einen Blick auf sie werfen. Sie werden dort seit 1974 ausgestellt, als zwei Bauern sie zufällig ausgruben. Achtzigtausend chinesische Soldaten, Streitwagen und Pferde.«
    »Wie, und keine chinesischen Keramikhündchen?«, sagte Groanin und gluckste. »Ein paar Porzellanhündchen hättensie schon dazupacken können, finden Sie nicht? Meine Tante Florence hatte früher auch zwei auf ihrem Kaminsims stehen. Dort, wo ich herkomme, hatte damals jeder chinesische Porzellanhündchen.«
    »Diese Hunde kamen nicht aus China, Groanin«, sagte Nimrod, »sondern aus Staffordshire in England. Sie wurden speziell für den Hunde liebenden englischen Markt hergestellt. Bei den Chinesen sind Hunde nicht allzu beliebt. Deshalb werden Sie in China auch nicht viele Haushunde finden. Hier werden sie eher wegen ihres Fleisches gehalten.«
    »Fleisch?« Groanin hörte auf zu essen. »Haben Sie gesagt, dass Hunde wegen ihres Fleisches gehalten werden?«
    »Ganz recht.«
    »Aber Miss Philippa hat gesagt, das sei nur ein Ammenmärchen.«
    »Was versteht sie schon davon?«, meinte Nimrod. »Ich glaube nicht, dass sie schon einmal in China war. Oder, John?«
    »Sie mag nicht mal chinesisches Essen«, sagte John.
    Groanin starrte unglücklich in seine Schüssel mit Hühnerschenkeln. Nur dass es gar keine Hühnerschenkel waren. Wenn es welche gewesen wären, hätten die ehemaligen Hühner ellenlange Beine haben müssen. Und Schwänze. Und Charakter. Und Halsbänder. »Sie wollen doch nicht sagen, dass –?«
    Nimrod nickte.
    Groanin spuckte einen großen Fleischklumpen aus, der quer durch dass Restaurant flog und schließlich an einem Aquarium mit nervös dreinblickenden Goldfischen hängen blieb. Er schluckte bitter.
    »
Chow-Chow
ist Chinesisch für Hund«, sagte Nimrod.»Hören Sie, Groanin, es tut mir wirklich leid, aber ich dachte, es würde Ihnen nichts ausmachen. In Indien haben Sie alles Mögliche gegessen, was Sie normalerweise nicht essen.«
    »Ja, aber damals war ich Inder«, sagte Groanin. »Mit einem indischen Magen. Jetzt bin ich wieder Engländer.«
    »Aber Sie haben gesagt, Sie hätten einen Bärenhunger, nicht wahr?«, sagte Nimrod. »Deshalb war ich davon ausgegangen, dass Sie keine ethischen Bedenken haben würden, auch Hundefleisch zu essen.«
    »Das war doch nur eine Redewendung«, sagte Groanin und hielt sich die Hand vor den Mund, während er langsam grün anlief. »Eine Redewendung war das. Außerdem ist es ein Riesenunterschied, ob ich einen Bären oder einen Hund esse.«
    »Unsinn«, sagte Nimrod. »Ob Hund, Pferd, Kuh, Schaf, Bär oder Schwein. Die Chinesen essen alles, was vier Beine hat, außer Tischen und Stühlen, und alles, was Flügel hat, außer Flugzeugen.«
    »Was ist mit einem Konzertflügel?«, witzelte Finlay.
    »Unser Flügel hat drei Beine«, sagte John.
    »Es sei denn, es ist ein Klavier«, meinte Finlay. »Aber dann hätte es Rollen.«
    »Neben Hunden«, erklärte Nimrod weiter, »essen Chinesen auch Schlangen, Hasen, Füchse, Katzen und natürlich Ratten.«
    »Aber Ratten wühlen im Schmutz«, wandte Groanin ein.
    »Das tun Schweine auch«, sagte Nimrod. »Allerdings scheint Sie das nicht davon abzuhalten, sich morgens Eier mit Speck zu braten. In China kostet ein Pfund Rattenfleisch doppelt so viel wie Schweine- oder Hühnerfleisch. Was vielleicht ein Hinweis darauf ist, wie sehr man das Fleisch hier schätzt.«
    »Ein Schwein ist was anderes«, sagte Groanin, der inzwischen käseweiß war.
    »Im Grunde landet alles, was sich bewegt, im
Shikua Urchi
auf der Speisekarte«, meinte Nimrod. »Das ist auch die Bedeutung von Shikua Urchi: ›vier Beine, zwei Flügel‹.«
    Plötzlich sprang Groanin auf, hielt sich die Hand vor den Mund und rannte aus dem Restaurant.
    John/​Finlay hörten ebenfalls auf zu essen. »Sagen Sie, dass das nur ein Spaß war«, sagte Finlay.
    »Keineswegs«, sagte Nimrod. »Das pikante Bohnen-Hot-Pot, das du da isst, heißt
Ping Shu Guo
, dessen Hauptzutat aus einer fetten, saftigen Ratte besteht. Man brennt ihnen zuerst mit dem Lötbrenner das Fell vom Leib, dann werden sie gewaschen und in Stücke gehackt, gewürzt und gebraten. Köstlich.«
    John, der auch schon Heuschrecken gegessen hatte, machte es nicht viel aus, dass er gerade eine Ratte verspeist hatte. Schließlich schmeckte sie gut, wenn auch

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