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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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sie hinwegflog, und Nimrod ließ vor Überraschung die Taschenlampe fallen.
    »Was war das?«, fragte Groanin und leuchtete zur weit entfernten Decke hinauf.
    »Wahrscheinlich nur eine Fledermaus«, sagte Nimrod und beugte sich zum gepflasterten Boden hinab, um die Taschenlampe wieder aufzuheben.
    »Die sollte sich hier lieber in Acht nehmen«, murmelte Groanin. »Vermutlich schrecken die Chinesen auch vor ihresgleichen nicht zurück.«
    »Nanu!«, sagte Nimrod, der beim Aufheben der Lampe etwas entdeckt hatte. Er ließ den starken Lichtstrahl über den Grubenboden wandern. »Seht mal, hier. Könntet ihr bitte dorthin leuchten, wo mein Strahl ist?«
    Groanin und Finlay/​John taten wie geheißen und leuchteten mit ihren Lampen in eine Lücke zwischen den Kriegern, dannin eine weitere und schließlich auf verschiedene Fußabdrücke in der dicken Staubschicht auf dem Boden, als wären sechs oder sieben Terrakottakrieger einfach von ihrem kleinen Sockel gestiegen und in den hinteren Teil der Grube marschiert.
    »Wie seltsam«, sagte Nimrod.
    »Ein bisschen mehr als das«, sagte Groanin und sah sich nervös um. »Ich muss schon sagen. Wenn Statuen plötzlich anfangen zu laufen, finde ich das ein bisschen mehr als seltsam.«
    Immer noch oben vom Besuchersteg aus hielten Finlay/​John und Groanin ihre Lampen weiter auf Nimrod gerichtet, der den Fußspuren durch die Grube in den hinteren Teil der Ausstellungshalle folgte.
    »Merkwürdig«, sagte der englische Dschinn. »Die Abdrücke hören direkt vor dieser Backsteinmauer auf. Fast so, als wären sie geradewegs hindurchmarschiert.«
    Während er die Taschenlampe über die Seitenwände der Grube gleiten ließ, fuhr Nimrod mit seiner sehnigen Hand über die staubige Oberfläche. Dann gab er einen Laut von sich, als hätte er etwas gefunden.
    »Was ist?«, fragte Finlay.
    »Da steht etwas«, sagte Nimrod und wischte den Staub fort. Und dann: »Das glaube ich nicht.«
    »Was ist?«, fragte John. »Was steht da?«
    »Es ist eine Art Befehl«, sagte Nimrod. »Aber auf Chinesisch. Was ziemlich seltsam ist, weil ich immer angenommen hatte, diese Art kabbalistischer Befehle fände sich nur auf Gräbern im Mittleren Osten. Aber nie in China.«
    »Kannibalistisch?«, sagte Groanin. »Gibt es eigentlich irgendwas, das diese Leute nicht essen?«
    »Nicht
kannibalistisch
«, korrigierte ihn Nimrod. »
Kabbalistisch
. Das bedeutet ›mystisch‹ oder ›okkult‹. Sie sind vom Essen besessen, mein Freund.«
    »Ist das ein Wunder, wenn man nichts im Magen hat?«, beklagte sich der Butler. »Jedenfalls nicht seit dem Abendessen.«
    Aber Nimrod hörte ihm gar nicht zu.
    »Diese Worte ergeben den gleichen Befehl, mit dem sich Ali Baba in der Geschichte ›Ali Baba und die vierzig Räuber‹ Zugang zur Räuberhöhle verschafft hat. Kommt mir merkwürdig deplatziert vor hier in China.«
    »Du meinst, wie in den ›Geschichten aus Tausendundeiner Nacht‹?«, fragte John.
    »Ja. Wörtlich übersetzt bedeuten diese chinesischen Worte ›Sesam, öffne dich‹.«
    »Bitte sagen Sie’s nicht«, warnte Groanin.
    Doch der Butler hatte noch nicht geendet, als Nimrod die Worte auch schon wie eine magische Formel ausgesprochen hatte.
»Kai men«,
sagte er laut.
    Augenblicklich öffnete sich in der Backsteinmauer mit mächtigem Gerumpel eine verborgene Tür und gab den Blick in einen langen, dunklen Tunnel frei. »Die Fußabdrücke führen hier hinein«, verkündete Nimrod, als er mit der Taschenlampe hineinleuchtete. »Und sie scheinen ein ganzes Stück nach Westen zu verlaufen.«
    »Ich wette, der Tunnel führt bis zum Grabhügel von Kaiser Qin«, sagte John und sah auf die Karte in seinem Reiseführer. »Er befindet sich etwa anderthalb Kilometer westlich von hier, auf der anderen Seite des Flusses Wei.«
    Finlay las noch ein Stück weiter. »Aus irgendeinem Grundhat man den Grabhügel bis heute nicht geöffnet«, berichtete er. »Außerdem gibt es noch eine Ausstellungshalle über der Grube Nummer vier, die ebenfalls nicht fertiggestellt wurde. Ich frage mich, warum.«
    »Wo hier schon achttausend Krieger rumstehen, fanden sie vielleicht, sie hätten genug«, meinte Groanin.
    »Ja, das Gleiche frage ich mich auch«, sagte Nimrod und ignorierte Groanins Erklärung. »Interessant, nicht wahr?«
    »Vielleicht hat sie etwas erschreckt«, meinte Finlay.
    »Was, um alles in der Welt, soll denn Leute erschrecken, die bereit sind, Hunde und Ratten zu essen?«, war Groanins Kommentar.
    »Vielleicht nichts,

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