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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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nicht ganz so gut wie Heuschrecken. Und eine bedrohte Tierart waren Ratten auch nicht gerade. Dennoch war ihm sofort klar, dass Finlays Magen die Vorstellung, eine Ratte gegessen zu haben, ganz und gar nicht behagte. Er versuchte ihm nach Kräften zuzureden, damit dieser seinen Ekel überwand, doch es half nichts. Ein oder zwei Minuten später stand er draußen in der Essstraße neben Groanin und spuckte in den Rinnstein, sehr zum Vergnügen mehrerer Chinesen, die gesehen hatten, wie sie aus dem Restaurant gerannt waren.
    Kurz darauf kam auch Nimrod heraus und betrachtete seine Gefährten mit betrübter Miene. »Ich habe zwar schon gehört, dass man von zu viel Rattenfleisch Nasenbluten bekommensoll, aber das hier ist wirklich lächerlich. Hier kann ich mich nie wieder blicken lassen.« Seufzend zeigte er die neonbeleuchtete Straße hinauf. »Kommt. Wir sollten uns auf den Weg zur Ausstellungshalle machen. Sie müsste inzwischen geschlossen sein.«
     
    Wie sich herausstellte, gab es drei Ausstellungshallen, die sich jeweils über einer riesigen Grabstätte befanden, in der man Hunderte, mitunter sogar Tausende Terrakottakrieger gefunden hatte. Die Halle über der Hauptgrube war ein modern aussehendes Gebäude von der Form und Größe eines Flugzeughangars. Die Ausstellung war bereits geschlossen und Nimrod setzte wieder einmal den kleinen Skelettschlüssel ein, um ihnen unbefugt Eintritt zu verschaffen.
    Finlay/​John bedienten sich bei den englischsprachigen Reiseführern, als sie auf dem Weg zur Haupthalle am Museumsladen vorbeikamen.
    Dann leuchteten sie mit der Taschenlampe, die sie in einem Haushaltswarenladen gekauft hatten, in die gähnende Tiefe und begannen allmählich die Dimension dessen zu begreifen, was man hier entdeckt hatte. Die Ausstellungshalle war riesig – etwa doppelt so groß wie ein Fußballfeld   –, so riesig, dass der Strahl der Taschenlampe weder bis zur Decke noch zu einer der vier Wände reichte.
    In der Grube direkt unter ihnen befand sich eine Vorhut aus zweihundertundvier Kriegern und dahinter eine Armee aus etwa sechstausend überlebensgroßen Gestalten. Einigen fehlten Köpfe und Hände, aber alle standen sauber aufgereiht nach Osten gewandt, als könnten sie jeden Moment auf Befehl des teuflischenKaisers Qin losmarschieren. Alles – die Gestalten wie auch die Grube – war staubgrau, als sei es die Farbe des Todes selbst.
    »Warum kommen wir bloß immer nachts an diese schrecklichen Orte?«, jammerte Groanin. Er schauderte, als ihm der Modergeruch eines uralten Grabs in die empfindliche Butlernase stieg und er die dichten Reihen der Terrakottakrieger erblickte. »Es macht mich wahnsinnig, so im Dunkeln rumzukriechen. Und die starren alle so. Das macht mich wirklich verrückt. Fühlt sich an, als wären wir bei irgendjemand eingebrochen.«
    Groanin hatte nicht übertrieben. Es war zweifellos ein unheimlicher Ort. Aber welches Massengrab stimmt einen nicht ein wenig nachdenklich? Nimrod kletterte über die Absperrung. »Bleibt hier oben, ich werde mir das ein wenig genauer ansehen.«
    »Was denn genau?«, fragte Groanin.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Nimrod. »Das werde ich erst wissen, wenn ich es sehe.«
    Nimrod sprang in die eigentliche Grube hinab, sodass er Schulter an Schulter mit den Terrakottakriegern stand.
    »Sei vorsichtig, Onkel Nimrod«, warnte ihn John. »Ich möchte nicht, dass du absorbiert wirst, wie der arme Mr   Rakshasas.«
    »Darf ich Sie daran erinnern, dass wir die goldene Tafel nicht haben?«, sagte Groanin. »Hören Sie, Sir, John hat recht. Wenn einer von denen jetzt lebendig wird, sind Sie geliefert. Aber wie.«
    »Wir sind noch nicht fertig«, sagte Nimrod. Er ließ seine Lampe über den Torso des nächststehenden Kriegers wandern.Dieser mochte mehr als zweitausend Jahre alt sein, doch seine Gestalt war unglaublich gut erhalten. Nimrod berührte sie vorsichtig und klopfte ihm dann mit der Taschenlampe auf den Brustkorb. Der Krieger klang hohl und fest, fast wie eine Porzellanvase. »Dieser Kerl erinnert mich an Groanin«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass er viel absorbieren kann. Die Gesellen hier unten sind ganz und gar aus Terrakotta.«
    »Sehr witzig«, sagte Groanin.
    »Trotzdem war es so«, sagte John. »Mr   Rakshasas ist im Körper des Kriegerteufels von Dendur verschwunden und nicht mehr herausgekommen.«
    »Du hast sicher recht«, sagte Nimrod. »Aber dieser hier wirkt ziemlich harmlos.«
    Plötzlich hoben alle den Kopf, als etwas über

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