Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
was sich
in
der Welt, sondern unter ihr befindet«, schlug Finlay vor.
»Jedenfalls werden wir es nicht herausfinden, wenn wir hier herumstehen«, sagte Nimrod.
»Sie wollen doch sicher nicht allein da reingehen?«, sagte Groanin.
»Natürlich nicht, Groanin«, antwortete Nimrod. »Sie kommen mit.«
»Ist das notwendig? Es könnte eine Falle sein.«
»Stimmt. Deshalb wäre es besser, wenn ihr, John und Finlay, im ›Wunderbarsten Hotel von Xian‹ auf uns wartet. Nur für den Fall, dass etwas passiert.« Er warf Finlay die kleine Schachtel mit dem Skelettschlüssel hinauf, der sie auffing und in die Tasche steckte. »Vielleicht braucht ihr den Schlüssel, um wieder hier hereinzukommen.«
»Muss das sein?«, protestierten Finlay/John. »Müssen wir hier draußen warten?«
»Es wird natürlich nichts passieren«, fügte Nimrod seinem Butler zuliebe hinzu. »Nur ein Narr würde glauben, einen Dschinn im Kampf besiegen zu können.«
»Und warum wollen Sie dann, dass ich mitkomme, Sir?«, fragte Groanin.
»Sie sind mein Butler, guter Mann«, sagte Nimrod. »Sie wissen, dass ich nie gern ohne Butler unterwegs bin.«
»Wenn Sie meinen, Sir.«
»Hören Sie auf zu jammern, Groanin, und kommen Sie herunter«, beharrte Nimrod.
»Nun gut, Sir. Wenn Sie darauf bestehen.« Groanin kletterte über die Absperrung und rutschte die seitliche Grubenwand hinab wie ein Mann, der seinen Schlitten verloren hat. Mit dem Hintern zuerst und völlig eingestaubt kam er unten an, stand aber ohne Murren auf und versuchte sich ein wenig abzuklopfen. »Soll ich vorausgehen, Sir?«, fragte er mit einem Blick in den Tunnel.
»Nein, Groanin. Es ist besser, wenn ich vorangehe«, sagte Nimrod. »Nur für den Fall.«
Finlay/John sahen zu, wie die beiden Männer den Tunnel betraten, und verfolgten ihren schwächer werdenden Lichtschein, bis sich die steinerne Tür rumpelnd hinter ihnen schloss. Sie warteten noch einige Minuten ab, dann fragte Finlay John:
»Willst du wirklich ins Hotel zurück?«
»Nee«, erwiderte dieser. »Ich finde, wir sollten noch ein paar Minuten warten und ihnen dann nachgehen. Nur um sie im Auge zu behalten und sicherzustellen, dass sie nicht in Schwierigkeiten geraten.«
Finlay/John kletterten vom Besuchersteg über die Absperrung in die modrige Grube hinunter und ließen dabei die Krieger nicht aus den Augen, für den Fall, dass einer von ihnen lebendig wurde und versuchen sollte, ihnen an den Kragen zu gehen, wie der Kriegerteufel im Tempel von Dendur im New Yorker Metropolitan Museum.
»Groanin hat recht, diese Grube ist wirklich übel.«
John hörte gar nicht zu, weil er als Bewohner von Finlays Körper ohnehin wusste, was dieser sagen wollte, noch ehe er es aussprach.
»Du hast recht«, dachte Finlay. »Von jetzt an sollten wir nur noch Gedanken austauschen.«
»Hast du was gehört?«, dachte John.
»Das weißt du doch«, dachte Finlay und knipste die Taschenlampe aus. »Da kommt jemand.«
Finlay/John kauerten sich gerade hinter eine der Figuren, als in der Halle das Licht anging und die Schritte eines Amerikaners auf dem Steg über ihnen widerhallten. Dass es sich um einen Amerikaner handelte, wussten sie, weil er gleichzeitig per Handy telefonierte.
»Dad, ich bin’s, Rudyard«, sagte eine laute, aber sehr junge Stimme. »Du weißt doch, dass Nimrod und diese anderen blöden Dackel meinem Taifun entkommen sind? Ja, und jetzt sind sie hier, in der Ausstellungshalle in Xian. Und weißt du was? Sie sind gerade alle miteinander in die Falle getappt, die wir ihnen gestellt haben. Ja, genau. Sie sind in den Sesam-öffne-dich-Tunnel gelatscht. Genau, wie du es gesagt hast. Ja.« Er lachte gehässig. »Marschieren wie die Ratten in die Falle. Na, die werden staunen, wenn sie zum Silbersee kommen,was? Ich freue mich jetzt schon auf ihre Gesichter, wenn ihnen klar wird, wie der Laden hier läuft.«
John lugte hinter dem Terrakottakrieger hervor und gewahrte einen blassen, rothaarigen Jungen von etwa fünfzehn Jahren, der eine dunkle Sonnenbrille und einen dunklen, chinesisch wirkenden Anzug trug. Er war ihm erst einmal begegnet, im vergangenen Dezember, auf dem Dschinnversoctoannular-Turnier im New Yorker Hotel Algonquin. Aber es war kein Gesicht, das man vergaß. Der Junge mit dem Handy war ein Dschinn, ein Ifrit, und zwar ein durch und durch übles Exemplar. Philippa hatte ihn im ersten Spiel mit Leichtigkeit geschlagen und er hatte sich erwartungsgemäß als schlechter und unflätiger
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