Die Kinder Paxias
Mutterboden bearbeiteten, ihn für eine neue Saat präparierten.
Ob er die Vorgänge tatsächlich wahrnahm, war nicht zu ergründen. Eine seltsame Starre lag in seinen grauen Augen, die auch auf intensives Nachdenken schließen lassen könnte.
Arn hatte es aufgegeben, seine Miene zu ergründen. Er lag mit geschlossenen Augen auf dem Sofa vor dem Kamin und lauschte dem Knistern der brennenden Holzscheite – schwelgend in den vertrauten würzigen, rauchgeschwängerten Aromen verschiedener Laub- und Nadelhölzer. Sein Gesicht war dem Feuer zugewandt, und erstmals seit Tagen verspürte er keinerlei Kälte, die schmerzhaft seinen Körper durchfraß.
Am anderen Ende des Raumes – weit entfernt von der Reichweite des Kamins – hielten sich Saya und Kaeli an dem langgezogenen massiven Esstisch auf, den sie für ihre jeweiligen Tätigkeiten zweckentfremdet hatten.
Saya, am Kopf des Tisches, hatte ihre Ausrüstung vor sich ausgebreitet und überprüfte diese sorgfältig Stück für Stück. Im Augenblick schärfte sie ihren Dolch, dem die Witterungsbedingungen und der Klimawechsel der vergangenen Monate Schaden zugefügt hatten. Die Klinge war fast stumpf und das Metall hatte seinen Glanz verloren – ein nicht akzeptabler Zustand, dem sie gründlich Abhilfe zu schaffen gedachte.
Kaeli, am Fuß des Tisches, war ebenfalls bewaffnet.
Mit Nadel und Faden.
Vor ihr lagen, gewaschen und getrocknet, ihr Kleid und der von Maya überlassene Anzug. Beide Kleidungsstücke waren zerschlissen und voller Risse und Löcher. Dennoch begab sich Kaeli mit stoischer Unverzagtheit an die Arbeit. Ihrem fröhlichen Wesen bereitete dies keine Probleme, da sie sich innerlich an der Vorstellung Cecils und Arns verlegener Mienen belustigte, sollte sie diese mit der Entscheidung konfrontieren, den Weg, statt mit einem vielfach geflickten Kleid, mit dem kniekurzen und viel zu weiten Hemd Lyles zurückzulegen, welches sie nun trug.
Sayas Bekleidung war ebenso unzureichend. Sie trug zwar gegenwärtig den Anzug Mayas, doch war dieser in einem wesentlich beklagenswerterem Zustand als der ihre. Aber ihr Kleid war unwiderruflich zerstört. Saya hatte keinen Gedanken daran verschwendet, es der Schlacht zu opfern.
Kaeli überlegte eben an der Möglichkeit, aus ihrer beider Anzüge einen neuen für Saya anzufertigen, als es an der Tür klopfte.
Gareth, Sanjo und zwei weitere Personen traten ein und fanden sich im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit.
„Ich hoffe, wir stören nicht“, Sanjo lächelte ihnen zu.
Dunkle Schatten unter ihren Augen verrieten ihre noch nicht überwundene Erschöpfung, aber ihre Bewegungen wirkten frei und unbelastet. Von der andauernden Konzentration war ihrer Miene nichts mehr anzumerken.
Hoffnung tastete sich behutsam über ihr Wesen, reflektierte sich im Leuchten ihrer dunklen Augen, in denen man an diesem Tag vergeblich ein unruhiges Flackern suchte.
Dennoch zeigten sich die Gefährten besorgt. Saya ergriff das Wort.
„Wie könntet Ihr stören, da wir Eure Ankunft erwarteten.
Doch seid Ihr sicher, dass Ihr Euch ausreichend erholt habt?“
Arn war bei dem Eintritt der Biraner hastig aufgestanden und stand nun an Sayas Seite, einen stummen Blick mit dieser tauschend, bevor auch er sich an Sanjo wandte.
„Saya hat recht. Nehmt Euch Zeit für Eure Ruhe.
Im Augenblick drängt uns niemand als wir selbst zum Aufbruch. Wir können warten.“
„Eure Sorge ehrt euch“, Gareth trat vor, seine Hand umschloss Sanjos. Auch seine Erscheinung hatte sich gewandelt. In seiner ruhigen Ausstrahlung lag eine noch zurückgehaltene Zuversicht, doch seine Augen leuchteten voller Erleichterung und spiegelten dieselbe leise Hoffnung wider, die auch in Sanjos zu lesen war.
„Aber sie ist unnötig. Sanjo weiß, wie viel sie sich zumuten kann. Es geht ihr gut – seht gut.
Sehr viel besser als in den vergangenen zwei Jahrhunderten. Alles andere werden wir nur der Zeit überlassen können.“
„Gareth“, Sanjo unterbrach ihn sanft. „Wir sind nicht hier, um über mich zu sprechen.
Warten wir damit, bis wir mehr Sicherheit haben.
Jetzt soll es um Saya, ihre Gefährten und die nächsten Schritte ihres Weges gehen.
Außerdem sind wir nicht allein gekommen.“
Sie wies auf die beiden Paxianer, die im Hintergrund stehengeblieben waren und nun auf ihren freundlich auffordernden Wink vortraten und in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückten.
„Dies sind Halia und Seb von Biran. Sie haben sich mit ihren Fähigkeiten in den
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