Die Kinder Paxias
Zuneigung, dass Kaeli eine Welle der Erleichterung spürte.
Mit zurückhaltender Wachsamkeit erwiderte sie sein Lächeln. Sanft hob er ihre Hand von seiner Wange. Doch statt sie loszulassen, drückte er einen weichen Kuss auf die empfindsame Innenfläche, der ihr Herz ins Stolpern brachte, bevor es seine Arbeit spürbar beschleunigt wieder aufnahm.
Er schien nichts von ihrer Reaktion zu bemerken. Seine Miene wurde ernst.
„Wie geht es dir?“
Die Frage war keine Floskel, sie erkannte es an der Art wie er seine Aufmerksamkeit auf sie richtete. Er erwartete eine ehrliche Antwort.
Und sie kämpfte noch mit ihrer Fassung, bemühte sich um Ordnung in dem Durcheinander ihrer Emotionen ihn betreffend und derer ihres erlebten Grauens.
Das Farbenspiel ihrer Augen war ein beredtes Zeugnis ihres inneren Chaos, und sie spürte wie Cecils Arme sich schützend um sie schlossen. Eine Geste, die ihr Kraft spenden sollte und die sie gerne annahm.
„Ich bin mir nicht sicher – ich fühle mich, als hätte ich mich selbst noch nicht so ganz wiedergefunden“, ein wenig hilflos über ihre ungeschickte Ausdrucksweise, mit der sie versuchte ihren Zustand zu beschreiben, lächelte sie entschuldigend.
Aber mit dem begleitendem Achselzucken kehrte auch ein Teil ihrer unverwüstlichen Fröhlichkeit zurück, und sie lachte leise.
„Wahrscheinlich ist es in Anbetracht der Umstände völlig natürlich, aus der Fassung geraten zu sein. Wozu also sich über diese Tatsache aufregen? Immerhin hatte ich keine Albträume – darüber kann ich froh sein.“
„Zumindest erinnerst du dich nicht an deine Träume“, Cecils Widerspruch machte Kaeli hellhörig. Sie vernahm deutlich das stille Seufzen in seiner gesenkten Stimme und erkannte nun auch die Anzeichen der Erschöpfung, als Folgen einer unruhigen Nacht in seiner Miene:
Den müden Zug um seinen Mund,
die leichte Blässe seiner sonst gebräunte Haut,
die geschwollenen Lider um gerötete Augen
und nicht zuletzt die dunklen Ränder unter diesen.
Überwältigt von Bedauern und unendlicher Verlegenheit, barg sie ihren Kopf an seiner Brust.
„Oh, Cecil, es tut mir so leid. Du hattest diese Ruhepause mindestens ebenso nötig wie ich....... Nun bin ich schuld, dass sie für dich eher das Gegenteil bedeutet hat.“
„Es reicht, Kaeli“, wehrte er ihre Selbstvorwürfe bestimmt ab. Er richtete sich auf und hob sie ohne Umstände auf seinen Schoß. Sein Finger unter ihrem Kinn zwang sie ihn anzusehen. In seinen Augen las sie nur Mitgefühl und Wärme – keinerlei Vorwurf.
„Das ist alles Unsinn was du erzählst. Natürlich habe ich auch geschlafen und wesentlich mehr Ruhe bekommen, als du anzunehmen scheinst.
Du hast irgendwann begonnen, dich im Schlaf hin und her zu werfen und zu schreien – und auch zu weinen. Da es mir nicht gelungen war dich zu wecken, habe ich dich einfach festgehalten. Du warst sofort ruhig und dein Schlaf hat sich entspannt.
Ich bin dann auch wieder eingeschlafen – bei dir im Bett.
Bis du mich vor wenigen Momenten geweckt hast.
Du siehst“, er zwinkerte ihr lächelnd zu. „Es ist nicht so schlimm wie du dachtest.“
Aber auch nicht so harmlos wie du behauptest, dachte Kaeli, ohne ihre Zweifel in Worte zu fassen. Sie war ihm viel zu dankbar für seinen Beistand und seine Fürsorge. Doch auch das sprach sie nicht aus, ahnend, dass er dies noch viel weniger hören wollte als ihre Entschuldigung.
Und nichts lag ihr ferner als seinen Zorn zu reizen, nachdem er einmal mehr seinen Wert als Freund bewiesen hatte. Nur dem überwältigenden Wunsch einer stummen Geste verwehrte sie sich nicht und schlang die Arme um seinen Hals in einer liebevollen Umarmung.
„Du bist mir eine Süße“, murmelte er mit atemberaubender Zärtlichkeit und strich ihr sanft über den Kopf und Rücken, bevor er seine Hände ein wenig zögernd erst, doch dann mit steigendem Druck dort verharren ließ.
„Zwei Nächte und fast zwei Tage stehst du im Angesicht einer wilden Schlacht – wie ein Fels in der Brandung. Von deinen anderen Erlebnissen ganz zu schweigen. Nur um dich dann wegen ein wenig unruhigen Schlafes völlig aus der Bahn werfen zu lassen?“
Kaeli lehnte sich ein wenig zurück und sah das humorvolle Funkeln in seinen Augen, das dem Vorwurf in seinen Worten Lügen strafte. Er neckte sie.
Sie lächelte schief.
„Ziemlich erbärmlich oder?“, fragte sie kläglich. Cecil lachte leise.
„Nicht erbärmlich – eher fehl gewichtet. Wir sollten etwas dagegen tun“,
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